Donnerstag, 23. Dezember 2010

Hakuna Matata-Probiers mal mit Gemütlichkeit

Der erste Kontakt mit der Zivilisation in Arusha trieb uns ins naechstgelegene italienische Restaurant. Beinah andächtig biss ich in mein bestelltes Pesto-Avokado-Bruschetta und meine Geschmacksknospen begannen nach 4 Wochen Haydom erneut aufzubluehen :-) :-) :-) Und um die Sache noch zu toppen wurden sie im Anschluss von heissem schokoladigem cremigem Cappuccino umspült. Es bestand kein Zweifel wir naehern uns der Heimat. Am Flughafen nahmen wir dann Abschied von Palmen und FlipFlops unternahmen den zweiten Schritt der Metamorphose zurueck in westliche lange Jeans, Pullover, Winterschuhe...selbst ich hab seufzend den Rock in den Rucksack gesteckt...das ist ein Zugeständnis...das wissen alle, die mich kennen (Die Oberbekleidung blieb noch bis zur Ankunft in Deutschland kurzärmelig...ich nenne das Speicherwärme). Leider begannen die Verzögerungen der Reise bereits noch vor dem Abheben des Flugzeuges am Kilimanjaro-Airport. In Amsterdam erfuhr man dann nach 4,5 Stunden Aufenthalt das der Frankfurter Flughafen dicht ist und man nun ohne Gepäck mit dem Zug weiter reisen sollte. Wehmuetig dachte ich an meine beiden zureuckgelassenen Reisegefährten die wohl noch im Rumpf des Flugzeuges verweilten. Ich schlug mich mit einer kleinen gebildeten Notgemeinschaft per Schienenverkehr begleitet von Verspäetungs-und Ausfallverkündenden Anzeigentafeln der Bahn durch das weisse Holland bis ich kurz vor der Haustuer meiner Schwester in Köln beschloss, jetzt sei Schluss und dankbar in ihre gastfreundlichen Arme fiel. Die Entscheidung fuer ein warmes Bett und ein leckeres Fruehstueck am Folgetag fiel nicht schwer. Später traten wir gemeinsam die weitere noch verbliebene Reiseetappe an. Deutlich leichter auf der Schulter denke ich weiter wehmuetig an mein zureckgelassenes Gepäck, dass wohl ein sehr einsames Weihnachtsfest verbringen wird. POLE SANA. Nun werde ich mir wohl selbst eine rote Schleife umbinden und mich unter den Christbaum legen. Ein Fröhliches Weihnachtsfest an alle und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2011.

Tausche roten Sand gegen weissen Schnee

Nur noch wenige Stunden, einige tausend Kilometer und ein paar Grad Celsius auf dem Thermometer trennten mich nun meiner Heimat. Es fällt nicht leicht all das hier begonnene und die neuen liebgewonnenen Gesichter zurueck zu lassen, jetzt war es an der Reihen anderer Verantwortung zu uebernehmen, aber sicher nicht bevor allen genaueste Instruktionen gegeben, Zettel geschrieben und E-mail Adressen ausgetauscht habe, damit ich zumindest zu Haus die Dinge noch etwas verfolgen kann. Eines kann ich nun leider nicht mehr live miterleben und dass ist das Heiligabendspecial bei dem das komplette Aerzteteam in der Morgenandacht vierstimmig und mit afrikanischem Tanz begleitet ein Weihnachtslied auf Kisuaheli vor den Augen der anderen Gruppen performen muss. Heute in der Morgenbesprechung wurde bereits mit den Proben begonnen...herrlich!! Einige Umarmungen und "We will miss you so much" Bekundungen später kehrte ich Haydom Lutheran Hospital nun bereits zum zweiten Mal, wenn auch nur rein körperlich, den Ruecken als ich zum letzten Mal das Eingangstor durchschritt. Die Cessna-Maschine stand abflugbereit auf dem Rollfeld. Eine ansehnliche Menschentraube der Dorfgemeinschaft hatte sich neugierig davor versammelt. Der deutsche Pilot begruesste mich mit den Worten "Bereit fuer das Schneechaos?" Schnee, ein Aggregatzustand, welchem ich bei den noch herrschenden 30 Grad in meinem Rock und FlipFlops eher ungläubig und ambivalent gegenueberstand...und welchen ich so derzeit in Form einer wohlgeformten und flavorisierten Eiskugel eher bevorzugte. Unter dem Winken und Mzungu, Safari Njema Rufen der Zaungäste erhoben wir uns ueber die rotbraune Steppenlandschaft und die glaenzenden Wellblechdaecher der neugewonnenen Heimat. Safari Njema und Tutaonana Badai.




Nun ich bin sicher es wird ein AUF WIEDERSEHEN und kein Goodbuye.

Abschiedsgeschenk

Was ich eigentlich ueberhaupt nicht mag sind Abschiede, aber noch mehr als dass, hasse ich gerade noch soeben eingeräumte Gaesteschränke wieder auszuräumen und den soeben geleerten Koffer wieder zu füllen. Da hilft nur laute froehliche Musik um die Motivation zu heben. Nun eben so tanzend und gleichzeitig packend trug ich den grossen Berg auf meinem Bett Schicht fuer Schicht ab. Einer der frisch gewaschenen Pullover, noch links, wurde mir dabei zum Verhängnis. Mit dem nackten Arm in den Aermel um ihn umzukrämpeln und rechts zu machen merkte ich plötzlich zunächst ein Pieksen dann einen langsam anschwellenden brennenenden Schmerz ... instinktiv warf ich den Pullover auf den Boden, als ich gerade noch eben sah wie sich ein schwarzer Skorpion ebenso verstört unter den Schrank rettete. Na Bravo dachte ich mir nur...sah auf die sich ausbreitende Rötung an meinem Arm...hmm und nun?! Das mit den Schuhen ausschuetteln hatte ich ja brav die letzten Tage gelernt, aber darauf war ich nicht vorbereitet. Die gute Nachricht: ICH LEBE NOCH! Vielleicht liegts am eigenen Sternzeichen, das wir beschlossen uns gegenseitig nix zu tun, vielleichts wars auch doch die "grosszuegige" Cortisondosis, das Ibu und die halbe Fenestilpackung die ich konsumiert habe... :-) ,der Arm ist noch dran, Folgeschäden blieben aus...nur aus gegenseitigem Respekt verzögerte sich der weitere Packvorgang und ich hab die folgende Nacht dann doch lieber in einen anderen Zimmer verbracht.

Ein kleines Weihnachtsgeschenk

Manchmal hofft man zu Weihnachten auf ein kleines Wunder. Wenn so manches oft auswegslos erscheint und oft nur das Gebet als letzter Ausweg erscheint dann oeffnet sich doch manchmal auch eine Tuer, die die Dinge in neues Licht setzt. Ich habe heute eine hoffnungserweckende e-mail aus dem etwas entfernten Mwanza erhalten. Sie kam von einer deutschen Kinderärztin die dort im Krankenhaus arbeitet. Seit einigen Tagen liegt auf unserer Station ein kleiner 9 jähriger Junge mit einer ernsten Herzklappenenge, die nur noch operativ versorgt werden kann...dumm nur wenn es in Tanzania keine Klinik gibt die sich an pädiatrische Herzoperationen herantraut und die Familie kein Geld fuer teure Privatkliniken im Ausland hat. Eigentlich war er von Seiten anderer hiesiger Aerzte schon aufgegeben worden...nun ich habe versucht ueber das Internet und mit Hilfe einer befreundeten Gynäkologin hier Kliniken zu finden. So gab es nur ein gemeinnuetziges medizinisches Austauschprogramm nach Israel und Indien, eine Klinik in Nairobi die aber um die 2000 Dollar verlangte und Option Nummer drei: Ein Erwachsenen-Herz-Thorax-Chirurg, der bei grossen Patienten schon einige Herzkatheterinterventionen durchgefuehrt hat...nach einer weiteren e-mail meinerseits und der Darstellung des Falles hat er sich dann gestern geäussert er wuerde sich den Jungen mal anschauen wollen und dann entscheiden ob er die Klappensprengung vornimmt. Unsere Klinik kommt fuer die Reisekosten auf und der Rest lässt sich später regeln! So nun hab ich leider nicht mehr viel Zeit, also hab ich noch einen Überweisungsbrief geschrieben und hoffe, und bete selbst, dass der Junge die Reise antreten kann und es eine geheilte Rückkehr gibt!! Das liegt aber nun nicht mehr in meiner Hand! Das Wunder des Lebens liegt hier so nah wie die Trauer des Todes. Ein weiteres neues Leben begruessten wir auch am heutigen Nachmittag in einer farbprächtigen und Besuchszahlsprengenden Taufe des kleinen Jungen meines Kollegen Haytes. Viel Kochbananen, Ugali und Rindfleisch und viiieeelll Gesang, Reden und Tanz :-) ! Eben typisch Tanzanianisch. Mungu akubariki!

Samstag, 18.12.2010 Markttreiben

Hat schon mal jemand versucht einen original deutschen Kartoffelsalat im tanzanianischen Buschland zuzubereiten? Wieder eine neue Tagesherausforderung so dachte ich mir. Man fuehlt sich schon beinahe wie so ein Stadtmuetterchen dass am Samstag Morgen mit dem Körbchen Richtung Marktplatz schlendert. Grübelnd welche Zutaten man wohl improvisatativ in leicht abgeänderter Abfolge verwendet. Die Sonne schien, der Staub war trocken und genau wie sich das gehört trifft man beim Grocery shopping am Gemuesestand natuerlich auch "Alt-Bekannte" in dem Fall einen Pfleger von Station und so gibt es auch das obligatorische Gemüsestandpläuschen. Auf dem Rückweg zu Illonas Haus (es war ja schliesslich ihr Geburtstag) noch ein Geschenk finden...hmmm das nenn ich eine richtige Herausforderung...die selten zu erstehende Ananas und ein Stueck aus dem Sortiment der stets Korbwaren anbietenden Frauen hielt ich fuer angemessen. Also allein die Szene des Korbkaufes verdient eigentlich einen eigenen Blogeintrag...Man stelle sich das ungefähr so vor: ALSO, Nummer eins man kann es eigentlich gar nicht verfehlen...man wird gefunden...immer! Die erstes Frau "Welcome" schuettet einen ganzen Kartoffelsack kunstvoll, wirklich schöner selbsthergestellter bunter Korbwaren vor meinen Fuessen aus, kurz darauf tut dies eine zweite "Mutti" hinter mir und zwei weitere jeweils zu meiner rechten und linken Seite und so steht man kurz darauf mitten und umgeben von einem Berg von Geflecht in allen Formen und Farben. Alles redet durcheinander..."Please help me my friend" "Now please help me sister" Trotz meiner urspruenglichen Kaufintention fuehle ich mich angesichts dieser Vielfalt und der Hartnaeckigkeit der Herstellerinnnen voellig ueberfordert...alles redet durcheinander auf mich ein...Ich richte mich in der Bitte dieses Treibens auf, hole tief Luft und rufe in meinem sonntäglichsten Kisuaheli "SUBIRI" was soviel heisst wie; WARTET, Einer nach dem anderen. Kurz Stille, ...ein paar Kinderstimmen leise kichernd echo-en...subiri, subiri...die naechsten paar Minuten deutlich ruhiger hab ich jeder Frau dann etwas kleines abgekauft. Mit einem eigenen Grinsen im Gesicht bin ich dann zurück ins Quatier und hab den wohl deutschesten Kartoffelsalat zubereitet den Haydom jeh gesehen hat...der hatte sogar Gewuerzgurken, Paprika, Ei und Mayonaise drin...meine Mutter waere ja so stolz auf mich.

Freitag, 17. Dezember 2010

Thermoskanne gegen Wärmflasche

Je länger man den hiesigen Gewohnheiten ausgesetzt ist, desto mehr beginnt man sich anzupassen. Man entwickelt ganz eigenartige Verhaltensmuster und entdeckt ganz neue Geschmäcker. Zur Zeit finde ich gehoert Ugali (Maisbrei...jammjamm) zum Fruehstueck dazu und bin ganz enttäuscht manchmal auf mein morgendliches Maisbrei-Bananen-Zimt-Schlapperdischlapp verzichten zu muessen...die Kuechenfrauen sind ganz happy und stolz auf uns Mzungus wenn wir brav den leeren Topf in die Kueche zurueck bringen. Ugali essen hier alle, insbesondere die Kinder haben das ueberall auf Station in ihren Tassen und Tiegeln.
Ein Stereotyp aber haelt sich international auch hier hartnaeckig...die weibliche Vorliebe des Windowshopping...auch wenn das hier eher...Bodensightseeing genannt werden muesste, da auf den hiesigen Maerkten alles auf LKW Planen auf dem Boden ausgebreitet wird. Ich steh zur Zeit irgendwie auch auf Bunt Bunt Bunt....das faerbt ab im wahrsten Sinne...natuerlich konnt ich es bei meiner letzten Shoppingtour nicht lassen mir wieder ein paar traumhafte Fashion-Design-Stuecke schneidern zu lassen. Den Stoff sucht man selber aus, geht damit mit den exclusivsten Glamour bzw. Vogue Modemagazinen zum naechsten Schneider laesst Mass nehmen und sich ein Gucci oder Kelvin-Klein Mode Duplikat auf den Leib schneidern. Ich bin ganz hin und weg von meinen 2 neuen Errungenschaften...zumindest noch solang ich hier unter afrikanischem Einfluss stehe...ich befuerchte meine Begeisterung verfliegt sobald ich wieder europaeisch konservative Luft schnuppere...hmmm eigentlich schade.
Nur eines uebersteigt selbst das vielfaeltige afrikanische Ángebot...wie auch... bei den hier herrschenden klimatischen Gegebenenheiten...da versucht man stundenlang den Menschen zu verklickern, dass man eine Waermflasche sucht...und man bekommt ueberall nur Thermoskannen unter die Nase gehalten...dabei hat man mir versichert der tanzanianische Begriff „Chupa ya maji moto“ sei eindeutig...dennoch erntet man nur verständnisloses Kopfschuetteln. NEIN ICH WILL KEINE THERMOSKANNE KAUFEN!!! Der ein oder andere fragt sich nun sicherlich wozu um alles in der Welt braucht sie wohl eine Waermflasche...um ehrlich zu sein nicht nur eine sondern mehrere...nun die Antwort bzw. Antworten liegen ein paar Raeume weiter auf der improvisierten Neo-Station, die kleinen Fruehchen liegen da zum Teil freigestrampelt in ihren Decken oder auf heiss-Wasser-gefuellten Gummihandschuhen...das war selbst fuer mein adaptiertes europaeisches Auge zu viel...es muessen Waermflaschen her, um diese kleinen Strampler warm zu halten, zumindest von unten. Meine Freunde aus der Radiologie...(komisch die haben mich sofort verstanden...) haben mir ihre Hilfe (Internethandel laesst gruessen) angeboten und wollen naechste Woche online bestellen...??!! fragt sich bloss an welche Lieferadresse. Aber man muss schon sagen die radiologischen Kollegen zeigen sich bei meinem Auftauchen eigentlich in jeglicher Hinsicht stets sehr hilfsbereit... hmm
Oh ja und was die körperliche Betätigung anbelangt bleiben wir doch den europäischen Sitten treu...derzeit wird mir gerade das Tennisspielen beigebracht...nun fragt sich nur wieviele Baelle ich noch versemmeln darf bis sie mich aus dem Team schmeissen.

Samstag, 11. Dezember 2010

Allmählich fühlt man sich hier weniger als Gast sondern als akzeptiertes Mitglied. Am Morgen zumindest fällt mir auf, werde ich auf meinem Weg auf die Station von mehreren Seiten von Schwesternschülern, Schwestern z.T. auch von Hebammen und Laborpersonal freundlich mit „Good Morning Theresa - Habari yako“ im Vorbeilaufen begruesst. Auf Station angekommen steht nun auch viel schneller eine Schwester zur Visite an meiner Seite...sie wissen, das ich grundsätzlich das Radiology Meeting und Sala auslasse um frueh zu starten...und das allergroesste...darauf bin ich ein bisschen stolz...es werden mir die Laborbefunde zumindest bruchstückhaft und sofern im PC vom Vortag ausgedruckt auf dem Visitenwagen präsentiert...so ein klein bisschen deutsche Ordnung...das tut sooooo gut. Dabei predige ich aber auch tagtäglich gebetsmühlenartig ich hätte gern 3xBlutdruck und Temperatur, Gewicht bei den Kleinen ect, ist das Laborergebnis da...ich hätte gern nen Urin...nein den schicken wir nicht ins Labor, ihr wisst doch den könnt ihr selbst stixen ect ect ect.....das gestaltet sich manchmal schon sehr mühselig. Die Arbeitsweise ist hier sehr wenig vorrausschauend und wenig strukturiert...manchmal das gebe ich zu reagiere ich selbst auch merklich genervt...aber gleichermassen versuch ich das dann wieder gut zu machen, indem ich versuche zu erklären, warum ich manche Dinge anordne, stelle medizinische Fragen an die Schülerinnen...anfänglich waren sie irritiert, auch die Schwestern...man ist das Ko-Gespräch in der Visite und die Diskussion der Patienten hier nicht gewohnt...der Arzt trifft Anordnungen die Schwestern führen aus...dämlich...langsam fangen sie an mit mir zu diskutieren oder auch Patienten zu besprechen, oder auch meine Entscheidungen zu hinterfragen...nicht im negativen Sinne, sondern aus Interesse und das macht Spass und gestaltet das ganze abwechslungsreich...und siehe da, die Anordnungen werden auch mit viel mehr Überzeugung ausgeführt. Das hier die Patienten keiner festen Schwester zugeordnet sind bringt das Problem mit sich dass man sich als betreuuende Pflegekraft wenig verantwortlich fühlt. Wie auch schon letztes Jahr hab ich mir auch zur Aufgabe gemacht ständig auf meinem Weg einen Abstecher ins Labor oder die Radiologie zu machen...der direkte Menschenkontakt und das direkte Nachfragen bestimmter Dinge macht hier einiges einfacher...die Leute kennen mein Gesicht...und wenn ich dringend eine bestimmte Untersuchung brauche oder ein noch spätes Röntgen dann kann ich es auch meist oder mit einem charmanten Lächeln :-) sofort bekommen. Heute z.B. hab ich mit Dr.Naman das ist der Chefradiologe hier, Herzechokardiographie geübt...leider hat sich bei einem Jungen meine Verdachtsdiagnose einer zu engen Herzklappe bestätigt und er braucht jetzt ne Herz-OP die er hier nicht kriegen kann...mal sehen ob mir meine deutschen Kollegen helfen können. Ach ja und dann ist da ja noch das All-Freitägliche Fussballevent ... prinzipiell potentiell sehr verlockend aber bei den derzeitigen nachmittäglichen Regenguessen wenig einladend. Da bleib ich dann doch lieber im Trockenen.
Kennt ihr den „Flip“ den Grashüpfer aus der Biene Maja?? Zur Zeit herrscht ihr Masseninvasion dieses grünen Freundes...Eigentlich ein ganz possierliches und drollig anzuschauendes Tierchen, bloss nicht wenn es in Scharen an Hauswänden, Türen, in Fluren, Toiletten, Bädern herumschwirrt und sich in deinen Haaren verfängt, hüpfenderweise...so ein bisschen vergleichbar mit der Marienkäferplage...ein einzelnes Muzekiepchen ist ganz nett aber nicht in Massen. Nun nichtsdestotrotz noch immer weniger gefährlich als die Skorpione die hier derzeit auch lauern...ich schlüpfe noch immer recht arglos einfach in meine am Boden stehenden Schuhe am Morgen ohne sie auszuschütteln. Hoffen wir das Beste.
Mein erstes Wochenende hier in Haydom und ich freute mich aufs Ausschlafen...eine to do list gabs noch nicht. So ergab es sich dass ich am Vormittag mit Illona den hiesigen Hausberg umwanderte und nach einer kurzen Mittagspause mich dann dem Radiologen und dem Physiotherapeuten für eine „kurz-gemeinte“ Wanderung anschloss. Die Sonne stand noch immer hoch als wir mit einer Flasche Wasser bewaffnet los zogen. Das Ziel war Mt.Harar, die angepeilte Zeit 2 Stunden. Wir stapften zielstrebig über den staubigen Feldweg, der uns aus dem Dorf heraus in eine Art Buschland führte. Der Boden ist hier ziegelrot und der rote Staub haftet hartnäckig an allem, mit dem er in Berührung kommt. Die Trockenheit der letzten Monate ist deutlich zu spüren. Eigentlich war die kleine Regenzeit, die normalerweise bis in den Januar reicht schon längst erwartet, aber sie lässt derzeit noch auf sich warten. Zwei Kinder, gefüllte Wasserkanister tragend, folgten uns wortlos für ein ganzes Wegstück, wenn immer wir anhielten, stoppten auch sie. Etwas aus der Entfernung kichernd...manchmal frage ich mich wie wohl der weisse Mzungu auf die Menschen hier wirken muss...wahrscheinlich können sie nicht verstehen, wie man einfach nur so ohne eine Aufgabe, wie das Tragen von Dingen von A nach B, zu verrichten freiwillig einen Hügel besteigt oder bei diesen Temperaturen unterwegs ist. Tja das ist typisch europäisch, wir umlaufen, erklettern oder durchschwimmen alles. Vielleicht gibt uns das etwas mehr das Gefühl der Kontrolle über das Unbekannte. Nun unsere Neugier wurde auch kurz darauf (wir sind dann doch noch ein paar Ehrenrunden gedreht) mit einem tollen Ausblick über das rote Hügelland belohnt. Eine Weite, in der sich das Auge ungewohnt herrlich ausruhen kann. Rote-und ockerfarbene Böden auf denen grasgrüne Büsche einen schönen Kontrast setzen. darüber ein strahlend blauer wolkenloser Himmel...Gigantisch. Nach dem Abstieg waren unsere Kehlen mindestens genauso staubtrocken wie der Boden unter unseren Fuessen. Auch wenn man es in dieser Einöde nicht vermuten mag, fanden wir auf unserem Rückweg doch tatsächlich eine winzige „Lokalität“ so möchte ich sie nennen, die Gastgeberin lief schon von weitem auf uns zu, wo wir dann in gemütlichen Plastestühlen zwischen den Agaven und Ziegen sitzend, Fanta und Coca Cola aus Flaschen tranken. Asante sana.

Freitag, 10. Dezember 2010

Ich frage mich warum man Arzt wird, wenn man doch so wenig ausrichten kann dagegen das einem unter den eigenen Händen die Kinder sterben. Man kämpft eine ganze Nacht, belebt wider, bleibt am Ball, man glaubt es geschafft zu haben, das Kind zu stabilisieren und wenn man man es dann nicht erwartet dann schlägt das Schicksal zu dreht das Rad noch einmal herum und man findet sich erneut in einer frustranen Widerbelebung in der man nicht imstande ist, den Beatmungsbeutel oder das aufgezogene Adrenalin zur Seite zu legen und das Kind frei zu geben. Es ist bald als wird man immer wieder auf bzw. an seine eigenen Grenzen gestossen. Die letzte Nacht hat eindrücklich gezeigt, dass man als Mensch selbst nicht in der Lage ist übermenschliches zu tun.
Wenn man hier in Haydom so dicht am Krankenhaus wohnt macht man es sich zur Gewohnheit immer noch einmal ein Abendrunde über die Station zu drehen, so wie andere die Tagesschau gucken, so schau ich immer noch einmal gern überall vorbei um nach dem Rechten zu fragen oder zu sehen. Dabei fand ich gestern Abend unerwartet ein von zu Haus gebrachtes schlecht atmendes Neugeborenes mit Mekonium (Kindspech) in den Lungen, schnell war klar das Kind gehört intubiert, das geschah dann auch, als parallel dazu ein kleines Frühchen (Zwilling) daneben auch beschloss mit dem Atmen aufzuhören...das intubiert man dann auch und eh man sich versieht wird aus dem abendlichen Routinerundgang eine doppelte parallele Widerbelebung und eine Schwester, die mit je einer Hand rechs und links von ihr die Neugeborenen bebeutelt.schlaue Textbuch befragt so steht geschrieben: eine Widerbelebung kann nicht improvisiert werden, entscheiden für den Erfolg ist der Erfahrungsstand und die perfekte Vorbereitung...das klingt wie pure Ironie, wenn plötzlich Sauerstoffgerät ausfallen, man sich mit Rasierklingen Schläuche und Absaugkatheter zurechtschneidet um das letzte bischchen Sauerstoff zum Kind zu bringen...dazu kommen nicht vorhandene Notfallmedikamente oder Schwestern die sich langsamer als die Schnecken bewegen...da steht man dann tropfnassgeschwitzt von den Raumtemperaturen...drückt auf zwei kleine Kinderkörper..geht mit einem schlechten Gefühl schlafen, verliert das eine wenige Stunden später und das andere, was man eigentlich schon über den Berg glaubte, am darauffolgenden Tag unter den gleichen Umständen. Es fühlt sich an als renne man ununterbrochen der Zeit hinterher und die Geschehnisse sind einem immer einen entscheidenen Schritt voraus, egal wie sehr man rennt und sich beeilt. Dann bleibt die Frage, was bleibt einem als Arzt da zu tun? Die hiesige Bevölkerung glaubt ja, dass mit dem erstmaligen Aussetzen der Atmung oder des Herzschlages das Schicksal und der Tod besiedelt ist, als westlich aufgeklärter Mediziner versucht man natürlich sie mit aller Gewalt vom Gegenteil zu überzeugen, aber ich muss mir eingestehen, bisher haben sie fast Recht behalten, am Ende zumindest. Trotzdem geb ich nicht auf...es lohnt sich, wenn man auch nur eines retten kann.
Niklaus komm in unser (Kranken)haus

Hohoho...zu den artigen Kinder kommt der Nikolaus, zu den kranken auch :-) Heute war es denkbar ruhig auf dem Gelände von Haydom. Jeder war in seinen vier Wänden verschwunden um die letzten Vorbereitungen für das abendliche Nikolaustreffen zu arrangieren. Da wurde gebastelt, geklebt, etwas geflucht um das zusammenzuhalten was zusammen gehören sollte. Und am Abend war es dann vollbracht und man traf sich zu Kerzenschein, Gewuerztee, Wein, Lebkuchen und einem Plausch. St.Nikolaus im eigens geschneiderten Bischofsgewand und sein Gehilfe Knecht Rupprecht kamen laut polternd auch daher und die Krankenhausbelegschaft schaute ein wenig verwundert aus der Wäsche...als der Herr im roten Bischofsgewand mit Flauschebart und ein schwarz gemahlter gruenmuetziger Gehilfe da ueber das Gelände schlurften...diese Mzungus, so schuettelten sie merklich verwundert den Kopf...was tun sie denn nun schon wieder...hihi...muss denkbar merkwürdig auf sie gewirkt haben. Aber es wurden Geschenke gebracht an alle die artig waren mit eigens verfassten Gedicht; ich zitiere aus dem an mich gerichteten von Mr.Unbekannt im Auftrag von Herrn Nikolaus: With your curly hair, you are lightening the day as an pediatric doctor, and the Africans would take you on a date, so be prepared!“Es folgte eine Tasche voller Überlebenswichtiger Dinge die man in der afrikanischen Gesellschaft so braucht: Snickers wenns mal wieder länger dauert, ein bisschen Schmuck um den dunklen Tag aufzuhellen ect.... Nett. Nun da hat sich jemand wirklich Mühe gegeben. Ich hab am Nikolaustag selbst auf Station Geschenke verteilt...etwas skeptisch wurde das gerade erhaltene unter die Lupe genommen und anschliessend sah man die Sticker auf den Armen der Kinder kleben, es wurde mit den Floppies im Gang gespielt und das leere Bonbonpapier lag auf dem Boden..ich geht mal davon aus das es geschmeckt hat. Jedenfalls war es herrlich diese leuchtenten Kinderaugen zu sehen wenn ich in meiner Tasche kramte.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Zufälle und menschliche Begegnungen

Zufälle und menschliche Begegnungen

Haydom – der Name bedeutet „Roter Bulle mit weissen Flecken“. Seinen Namen bekam der Ort von einem alten Stamm, der hier vor vielen Jahren fruchtbare rote Erde und einiges Wasservorkommen in Form kleiner Bäche und Seen vorfand. Irgendwann kam dann der weisse Mann, der intial gar nicht gern gesehen war, aus Angst er könnte die lokale Bevölkerung mit ihren Traditionen vertreiben. Als er aber begann ein Krankenhaus zu bauen gemeinsam mit den Menschen (das war in den fünfziger Jahren) gab es plötzlich eine Perspektive für viele Familien und das Dorf wurde grösser und grösser. Heute gleicht Haydom einer kleinen Stadt und ständig wachsend ist die Zahl der Lehm und Ziegelsteinbauten. Heute morgen war ich zunächst shoppen ... dh.Mangos,Gemüse,ein Nikolausgeschenk für unser morgendliches Wichteln, anschliessend hab ich mich mit Ruth einer deutschen Zahnärztin in einem Café auf einen Chai und eine Cola getroffen und darauf sind wir mit dem öffentlichen Bus nach Basotho einem 25km entfernten Nachbarort gestartet.
Nach einer knapp 45 minütigen Reise staunt man nicht schlecht sich plötzlich einem grossen See mit herrlich blauem Wasser gegenüberzusehen. Der nächste Bus zurück nach Haydom sollte erst 22Uhr, 8h später gehen, also jede Menge Zeit für frischen Fisch und etwas Abenteuer. Es wehte ein deutlich kühlerer aber angenehm erfrischender Wind, das erste Mal hatte man das Gefühl, seine Lunge von all dem Staub Haydoms freizuatmen. Ruth und ich folgten dem Seeufer entlangwandernd eine ganze Weile, begegneten ein paar Kindern die im Wasser stehend mit ihren selbstgebauten Angeln kleine Fische an Land zogen...und rasteten schliesslich auf einem grossen Baumstamm in der Sonne. In etwas weiterer Entfernung erkannte man die Fassade eines merkwürdig anmutendem hohen Ziegelsteingebäudes mit schräger Dach-Stahlkonstruktion. Diese entpuppte sich als die Front einer neugebauten Kirche. Der lichtdurchflutete Innenraum, mit rundem Grundriss, erschien ungewohnt modern mit bunt gestalteten Fenstern, einer geschnitzten Krippe, einem blumenverzierten Altarraum...keine Frage es handelte sich um eine katholische Kirche. Beim Heraustreten vernahm ich plötzlich deutsche Worte und wenig später (nachdem wir unsere Herkunft verraten hatten) wurden wir vom Pfarrer in fast herrlichstem Deutsch willkommen geheissen. Die Kirche ist Teil einer Klosteranlage der Augustiner, die derzeit Kontakte nach Deutschland und Frankreich pflegt. Der Priester selbst hat längere Zeit im Schwarzwald verbracht. Stolz zeigte er uns das gesamte Gelände und stellte uns auch einem dort arbeitenden Schwesterorden vor. Die Gartenanlagen und das Gelände wirkten ungewohnt modern und gepflegt. Wir wurden zu Kaffee und Tee eingeladen, dabei erzählte ich das Hayte, ein Kollege mit dem ich auf der Kinderstation zusammenarbeite aus Basotho stammt ... natürlich kannte man Hayte hier, so ist er doch schon von klein an ein häufiger Gast und guter Freund der Leute im Kloster. Das Handy war schnell gezückt und nach ein paar organisatorischen Worten waren Hayte und wir zum Abendessen eingeladen und man bestand darauf uns anschliessend mit dem Jeep nach Haydom zurückzubringen. So sassen wir dann alle am grossen Tisch vereint tranken !! Südafrikanischen !! Wein und assen selbst angebaute Köstlichkeiten. Die Flusspferde, die hier wohl häufiger den klösterlichen Garten besuchen, waren aber heute leider nicht aufzufinden, dafür muss ich wohl wiederkommen. Nachdem uns Hayte auf dem Rückweg dann auch noch einmal kurz seiner Familie vorgestellt hatte, ging es dann unter afrikanischem Sternenhimmel und auf roter Polterpiste zurück aufs Haydomer Betriebsgelände. Erstaunlich wie sich so manche Dinge ganz natürlich und ohne jede Planung in einen perfekten Tag verwandeln.

Duschen für Fortgeschrittene

Duschen für Fortgeschrittene

Wenn es um die Versorgung der Grundbedürfnisse geht, so muss man sich hier in Haydom wirklich keine Sorgen machen. Die tägliche Körperreinigung insbesondere das Duschen zählt allerdings zu den ganz besonderen Herausforderungen des hiesigen Buschlandes. Man möchte meinen aus Gründen der fehlenden Warmwasserversorgung oder Sanitäranlagen...weit gefehlt. Dahingehend muss ich sagen sind wir diesmal fortschrittlichst mit Duschbecken, Badewanne und Keramik-Klo ausgestattet. Wir sind sogar so fortschrittlich das die baumelnde Kabelkonstruktion am Duschkopf das Wasser sofort nach dem Umlegen des Hahnes in binnen von 2 Sekunden in heisses Nass verwandelt. Das schafft nicht mal eine Warmwasseranlage im deutschen Haushalt, so möchte ich meinen. Dafür reduziert sich aber auch sofort nach Einschalten des Heisswassers die Lichtintensität der Badezimmerbeleuchtung merklich. Wieviel Amphere schweben da eigentlich über mir, während ich mutig knöcheltief im Wasser stehe...man muss nur den Versuch machen mit den Händen etwas näher an den Brausekopf zu gelangen ohne ihn natürlich zu berühren, das wäre lebensgefährlich, und man spürt das Kribbeln in den Fingerspitzen. Aber freiweg nach der Devise was ich nicht weiter hinterfrage kann ich eher geniessen. Dumm nur wenn die Gefahr nicht nur von oben lauert sondern auch von unten. So bin ich halb müde beim letzten Duschvorhaben nackten Fusses bald auf einen Skorpion im Duschbecken getreten...das war ein Schock von beiden Seiten so glaube ich...mutig hab ich mir ne leere Flasche geschnappt, über das Tier gestülpt, es seitlich aus der Wanne geschoben, die Flasche umgedreht und mit dem am Flaschenrand hängendem Skorpion in hohem Bogen aus der weit geöffneten Haustür geworfen...Jetzt weiss wohl auch der Mzungu von nebenan auch nicht mehr wie man sich benimmt und den Müll richtig entsorgt wird sich wohl der Nachbar gedacht haben, beim Anblick der aus der Tür fliegenden Flasche. Na wenigstens bin ich diese Nacht nicht dreckig schlafen gegangen.

Welchen Wert hat ein Menschenleben

Welch einen Wert hat eigentlich ein Menschenleben und gibt es Unterschiede zwischen alt und jung? Nachdem zwischen den heutigen Geschehnissen und dem jetzigen Zeitpunkt ein paar Minuten der Ruhe und des Nachsinnens liegen beginne ich mir darüber Gedanken zu machen, was ich hier eigentlich fuer ein Rolle spiele, wie ich hier Menschen helfen soll, die dem Leben selbst so gleichgueltig gegenueber stehen. Fuer mich undenkbar.
Ich glaube das Problem liegt zum Teil einfach darin, dass man hier nicht gewohnt ist eigenständig Entscheidungen zu treffen, bzw. miteinander zu agieren. Für alles muss eine Anordnung formuliert werden man sieht nur seine eigenen Aufgaben und was nebenher geschieht ist nebensächlich, egal wie dringend...Prioritäten setzen...ich glaube das ist etwas was man nur kann, wenn man gelernt hat eigenständig und nicht fremdgelenkt zu denken. Natuerlich ist es viel einfacher eine To-Do-Liste abzuarbeiten als eine selbst zu erstellen.
Man verlässt sich lieber auf den anderen, als selbst Verantwortung fuer bestimmte Dinge zu uebernehmen. Und das mit fatalen Folgen. Heut fand ich mit einem 5 Monate alten Säugling mit schwerer Lungenentzuendung und niedriger Sauerstoffsättigung um die 50% in der Visite. Das Röntgenbild zeigte ein völlig einseitig weisse Lunge. Das Kind japste nach Luft...aus der provisorisch angebrachten Sauerstoffnasenbrille konnte man nur einen Hauch von Luft erahnen, der zichfach geklebte Schlauch aus dem Sauerstoffgerät leckte an sämtlichen Stellen. Ich beschloss mir das nicht länger anzusehen und das Kind zu intubieren. Mit dem Anästhesisten an meiner Seite war es für uns beide auch kein Problem dieses zu tun, bloss waren im Moment seiner Ankunft plötzlich alle Schwestern verschwunden, noch im selben Moment als das Kind einen Herz-Kreislaufstillstand erlitt, und gingen wieder ihren Tätigkeiten nach. Zu zweit reanimierten wir zwei ueber 15 Minuten ohne Erfolgszeichen, da stand aber keine Schwester an meiner Seite die irgend etwas angereicht hätte, ich schrie jedesmal quer durch die Station nach Adrenalin oder ähnlichem, das dann im ruhigen Schritttempo angetragen wurde...bloss keine Hektik verbreiten so schien die Divise. Der Anäshesist drängelte nicht, aber ich klatschnass geschwitzt ich hab mir geschworen ich verliere nicht noch ein Kind...weiter machen!! Der Stoss Adrenalin ging direkt ins Herz mit der Spritze, zack...allerletzte Chance. 2 Minuten später später hatte der Kleine wieder eine stabile Herzfrequenz von 150/Minute. Ich stand dann noch sicher 20 Minuten in dieser Position das Kind bebeutelnd und ich hätte da sicher auch noch länger gestanden wenn ich nicht irgendwann einmal gefragt hätte, ob mich mal jemand ablösen könnte mit dem Bebeuteln und dann stellen sie mir statt einer erfahrenen Schwester eine Schuelerin an die Seite die das noch nie gemacht hatte, die Schwestern hätten gerade anderweitig mit der Medikamentenausgabe zu tun. Ich wollte nur schnell etwas trinken gehen, es wurde mir nach eindringlichem Nachfragen versichert, sie rufen mich sofort wenn sich etwas ändert (wohlgemerkt Sättigung lag jetzt über 80% u. Herzfrequenz war stabil) und halten das Kind im Auge. Ich hätte nicht gehen sollen!!! Bei meiner Rückkehr, eine andere Schwester betätigte den Beutel, hatte das Kind plötzlich keinen Herzschlag mehr, auf Nachfragen kam die Antwort, das wär jetzt schon seit mehr als 10 Minuten so....ABER ES HAT VERDAMMT NOCH MAL NIEMAND ETWAS DAGEGEN UNTERNOMMEN, weder mich gerufen noch auf die schlaue Idee gekommen vielleicht Herzdruckmassage anzuwenden anstatt nur Luft in die Lungen zu pusten. Fast ausser mir vor Wut und Verzweiflung hab ich dann noch mal angefangen, Adrenalin konnte keiner mehr bringen, es gäbe gerade niemanden mehr auf Station der es hätte aufziehen können...Ich hab noch ein paar Zyklen durchgehalten bevor ich aufgegeben habe. Hab dann aber alles fallen und die Schwester mit dem toten Kind stehen lassen, bevor ich mit geballten Fäusten und Tränen in den Augen die Station verliess.

Freitag, 3. Dezember 2010

Oh an die besonders Interessierten hier noch einmal die Gebrauchsanweisung wie man ein tanzanianisches EKG auswertet:

1.) Man macht erst gar keins, weil das Geræt nicht auffindbar ist
2.) Wenn man dann die richtigen Elektroden sich zusammengestueckelt hat møglichst platzsparend am Patienten anbringen
3.) Stecker in die Wand klopfen (natuerlich fehlt der richtige Adapter)
4.) Warten bis der Generator die gerade just in diesem Moment ausgefallene Stromleistung wiederherstellt
5.) Kabelbrueche manuell mit Tape ueberbruecken
6.) Und das wichtigste wenn man dann bemerkt das das Geræt noch nie Druckpapier zum Ausdrucken der EKG Streifen besass:

Kamera zuecken, das Display mit den Zacken abfotographieren, zu Haus am Laptop entsprechend vergrøssern und auswerten.
7.) Dabei immer huebsch læcheln und die Nerven behalten.
Typische Alltagsszenen

Ok ich habe das letzte Mal davon berichtet, dass man hier die Dinge häufig so nimmt wie sie sind, und das das in einer höheren Zufriedenheit mündet, da man manches ohnehin nicht ändern kann...das gilt leider auch für die derzeitige Stromversorgung hier...die Generatorleistung gleicht derzeit einem Autoblinker: Geht-Geht nicht, Licht aus-Licht an, Sauerstoff aus-Sauerstoff an, Ultraschall funktioniert-Ultraschall funktioniert nicht....puhhh...mittlerweile gibts Kerzen und Taschenlampen für die Nachmittagsstunden. Beim letzen Mal sass ich gerade mit Patient im Sono, kaum hatte ich den Schallkopf aufgesetzt...Lichter aus, Feierabend...Keshu(Vielleicht morgen) und den etwas verwirrten Patienten wieder den langen Weg zurück geschickt mit unbenutztem Restglibber auf dem Bauch...mhhh...vielleicht ist der morgen auch noch dran, dann brauch ich keinen neuen.
Dann eine typische nachmittägliche Alltagsszene ... meistens dann wenn mir einfällt ich muss noch mal eben irgendwie eine Untersuchung machen...Zimmer leer....ich meine fast bettenleer, dafür ist der kleine Platz vor der Station unter freiem Himmel bzw. der Eingangsbereich mit Betten UND darin liegenden Patienten vollgeparkt, irgendwo dazwischen würde ich sicher auch meinen Patienten finden...der Grund ist die tägliche Reinigungsaktion, das heisst Menschen in Gummiestiefeln, ich habe nicht dazugelernt im letzten Jahr und trage noch immer Sandalen...schütten eimerweise Wasser in die Zimmer und Flure und schieben Dreck und Wischwasser mit breiten Schrubbern am anderen Ende des Flures hinaus, das bedeutet wenn man von der falschen Richtung kommt findet man sich plötzlich in einem See aus Schaumwasser und Dreck stehend oder ein kleiner Bach schneidet einem den Weg ab. Nach dem Reinigungsspektakel werden die Patienten in ihren Betten dann wieder nach ihrer „Frischluftkur“ in die Zimmer zurückgerollt. Klasse!
Die Dinge nehmen wie sie sind. Samstag, 27.11.2010

Nun eine vielleicht positive Eigenschaft der Mentalität hier ist, dass man eigentlich sehr selten einen wütenden oder verärgert düster drein schauenenden Menschen trifft. Im Grunde blickt man hier entweder in mehr oder weniger gleichgültige oder dann doch lachende Gesichter...so angenehm wie das auch oft scheinen mag, so kann ich mich oft nur schwer beherrschen wenn ich eilig etwas erledigen will bzw. die Situation Eile gebietet und der Angesprochene singend und summend in einer Seelenruhe erst mal beginnt alle Schränke zu durchsuchen um mir dann freudestrahlend zu berichten, „Ist nicht mehr da“....um dann natürlich erst nach nochmaligem Nachfragen es anderswo zu suchen. Hier muss man lernen zu warten, geduldig zu sein, es bringt nichts die Dinge zu erzwingen, das mündet zwangsläufig in Frustration...man muss viel eher abwarten, bis einen das Erwartete selbst findet, auch wenn das meinen Geduldsfaden derzeit noch hoffnungslos überspannt. Aber es stimmt, ich kann regelmässig am Nachmittag losrennen von Station zum Labor...feststellen es ist noch nichts fertig, zurück auf Station...feststellen der Laborzettel mit der Anfrage liegt immer noch unangetastet jungfräulich von der Visite auf dem Tisch, dann ärgert man sich dass man die Blutentnahme nicht einfach selber gemacht hat...das ginge ja viel schneller...dann gibt man auf ... und plötzlich ein wenig später wenn man dann gerade mit etwas anderem beschäftigt ist, findet man denselben Zettel plötzlich ausgefüllt mit den Ergebnissen irgendwo auf dem Tisch mit TESA klebend. Wir sind es gewohnt Dinge sofort und ohne jegliche Zeitverzögerung zu erledigen, bzw. erledigt zu wissen...und auch sofort Resultate zu sehen, das frustriert oft. Die Menschen hier zeigen sich zwar in einer seeehhhr langsamen Manier beim ab-arbeiten täglicher Aufgaben, aber das Klima im gemeinsamen Umgang miteinander und sowohl zwischen Patient-Angehörigen und Pflegenden ist respektvoll und fürsorglich. Insgesamt fragt man sich manchmal, wie es Menschen überhaupt so lang unter den hiesigen Umständen aushalten, auch akzeptieren, dass sie manchmal stundenlang in völlig überfüllten Wartezimmern zwischen Betten, stöhnenden Kranken, und der höchst eifrigen Putzkolonne auf ihre Aufnahme oder den Arzt warten müssen...jeder Europäer würde rebellieren, aber hier weiss man zu warten bis man an der Reihe ist, und man weiss auch mit Ungeduld nichts ändern zu können und man weiss irgendwann wird man auch aufgerufen werden. Bis dahin wird sich die Zeit mit den anderen Wartenden vertrieben. Pole Pole in Afrika, langsam langsam ist nicht unbedingt arbeitseffektiver aber schützt manchmal vor Frustration, zu hohen Ansprüchen, bringt etwas mehr Zufriedenheit und lässt Zeit auch mal nach Links und Rechts des Weges zu schauen.

Donnerstag, 25. November 2010

Mitbringsel aus Deutschland

Mitbringsel aus Deutschland

Ich brachte heute einen grossen Beutel mit auf die Station und füllte ein bisschen Medikamentenschrank und Equipment auf. Zum Teil existieren zwar hier auch schon Dinge wie Blutdruckmanschette und Urinstix aber wenn niemand deren Einsatz fordert, bzw. die Pflegenden in deren Nutzung einweiht, heisst es eben dann „Oh die elektronische Blutdruckmanschette hat keine Batterien mehr, funktioniert nicht, also konnten wir die Blutdrücke eben nicht messen.
Das ist übrigens auch etwas typisch afrikanisches. Man freut sich eigentlich sehr und immer über neue Gebrauchtgegenstände aber das Wertverständnis ist nicht vorhanden. Das heisst die Dinge werden benutzt aber niemand kümmert sich um ihre Wartung oder den behutsamen Umgang mit ihnen. Wenn etwas kaputt geht, landet es in der Ecke, man zuckt mit den Achseln und wartet darauf das irgendwann einmal ein neues Gerät auftaucht, oder es wird eben der Fakt akzeptiert, dass man nun ohne dieses auskommen muss. Auf die Idee, die Dinge zu reparieren kommt niemand, und es kümmert sich auch niemand darum. Die Einweggesellschaft wird einem nicht nur bei den wachsenden Müllbergen im Strassengraben und den nicht vorhandenen Müllkübeln, bewusst. Man lebt hier wirklich viel zu sehr im Hier und Jetzt, nutzt die Dinge solang sie da sind, aber über das Morgen wird sich keine Gedanken gemacht. Seltsam bei einem Volk, das seiner Natur doch so eng verbunden und von ihr so abhängig ist.
Nun wieder zurück auf die Station: Ich brachte einen brandneuen Inhalator zum Vernebeln von Kochsalzlösung oder verschiedenen Medikamenten mit. Da wir ein Kind mit Bronchitis hatten, war die Gelegenheit günstig die Schwestern in die Benutzung dieses Gerätes einzuweisen. Neugierige Blicke folgten meiner Handlung Medikament und Kochsalzlösung in die Öffunung zu träufeln. Dann das Problem der Steckdose, ich hatte nicht daran gedacht einen entsprechenden Adapter mitzubringen, aber man weiss sich zu helfen, überbrückt den dritten Steckdoseneingang mit einem Kugelschreiber und mit etwas Gewalt wird der offensichtlich nicht kompatible Stecker in die Wand gedrückt. Ich kann gar nicht hinsehen...bloss hoffend das das keinen Kurzschluss auslöst. Hamnashida...sagt man mir lachend...kein Problem. Oh je...Aber siehe da, nach dem Anschalten des Stromes rattert das Gerät und versprüht Salbutamol und Kochsalz. Ein Ohhh...und Ahh..der Anwesenden und das Kind im Arm der Mutter führt mit derer Hilfe seine erste Inhalation durch. Ein wirklich schönes Bild. Bleibt nur zur hoffen, dass das Gerät auch nach meiner Abreise weiter genutzt wird und dem afrikanischen Stromnetzwerk nicht zum Opfer fällt.

Dienstag, 23. November 2010

Der erste Tag im Krankenhaus! Dienstag 23.Nov.2010

Der erste Tag im Krankenhaus! Dienstag 23.Nov.2010

Ganz selbstverständlich fand ich meinen Weg am Morgen zuerst zum Frühstück, zu noch demselben Toast mit Erdnussbutter und Bananen wie im letztem Jahr, haha diesmal hatte ich an den guten deutschen Honig gedacht...hmmm, welch ein Genuss...anschliessend zur Frühbesprechung. Dort sassen wir in gewohnter Runde, eine Zusammenschau aus 4-5 Fachärzten, Interns (sowas wie früher bei uns die AiP-ler), norwegischen und holländischen Studenten und mir. Es wird hier gar nicht so eindeutig in der Fachrichtung unterschieden, hier operieren die Pädiater genauso wie auch die Gynäkologen oder Internisten, jeder muss irgendwie alles können (Ausgenommen der 2 Radiologen, die machen dann doch eher vorrangig Schalls, Echos und Bildbefundung). Es war schön in dieser Runde so herzlich willkommen geheissen zu werden. Es bedurfte keiner langen Einführung. Auf der Kinderstation angekommen und damit mitten im Getümmel und in der Action war ich gleich mittendrin. Der erste Versuch einer strukturierten Visite, bzw.das hoffnungslose Suchen nach den Akten, erinnerte mich gleich wieder ans Vorjahr. Auch hier in der etwas improvisierten Kinderintensiv (die nennt sich auch nur so weil sie ein Sauerstoffgerät haben und die Schwestern öfter Blutdruck und Temperatur messen...und man die Kinder etwas mehr im Blick hat) dann die ersten interessanten Fälle: Masern, eine Diabetesmanifestation (dabei fragte ich mich, wie soll man bitte hier unter diesen Bedingungen eine gescheite Diabetesbehandlung und –Einstellung vollführen...zumindest verstanden die Eltern gar nicht worum es eigenlich ging) Herzinsuffizienz wegen rheumatischen Fiebers, mehrfach Sichelzellanämie, Spina bifida (d.h.Wirbelkörper und Haut haben sich nicht über dem Rückenmark geschlossen, und jenes liegt nun frei und vorgewölbt ausserhalb), Amöbenruhr,
Tyhpus, Tuberkulose ect.ect.ect. Es fallen einem auch sofort die lokalen sozialen Unterschiede während solch einer Visite auf...Am Bett eines jeden Kindes (von den Betten gibt es pro Zimmer im Durchschnitt 6-7) sitzt ein Elternteil oder beide 24h/d oder zumindest wenn die Mutter mal unterwegs zum Essen kochen ist, passt die Nachbarmutti vom Bett gegenüber auf. D.h. manchmal geben einem fremde Muttis über den Zustand des Kindes Auskunft (es wird sich schliesslich ausgetauscht) nur wenn es heisst das Untersuchungen anstehen, wird dann plötzlich gebeten doch auf die Mama zu warten die gleich zurück ist. Wenn es heisst das Kind muss länger bleiben gibt es keinerlei Protest, auch wenn die Eltern hier für jeden Tag länger bezahlen muessen. Zur Mittagszeit sitzen dann alle gemeinsam auf dem Boden des Krankenzimmers mit einem zuvor gemeinschaftlich gekochten Kessel Ugali (Maisbrei) und verteilen diesen portionsweise auf die umliegenden Krankenbetten. Unter der Massgabe der Selbstversorgung ist man hier auf das soziale Interagieren und das Teilen untereinander angewiesen und das klappt mit einer wirklich ernstzunehmenden Selbstverständlichkeit. Mir fallen da so manche europäische Vergleiche ein, wo der Krankenhausaufenthalt häufig mit Hotel-Vollverpflegung inclusive-aufenthalt verwechselt wird, Annehmlichkeiten, die für selbstverständlich genommen werden. Die Medizin als Dienstleistung, die man überall zu den bestmöglichen Bedingungen wählen und in Anspruch nehmen kann. Leider tritt dabei häufig das eigentliche Wohl und die Genesung des Kindes in den Hintergrund.

Montag, 22. November 2010

Ankunft in Haydom 22.Nov.2010

Ankunft in Haydom 22.Nov.2010

Der Landcruiser arbeitete sich fernab von allen Strassen durch die hügelige rote Sandlandschaft, ab und an versperrte ein aufgeworfener Erdhügel oder ein entstandenes Wasserloch den Weg, um welches er sich elegant herumwand...während seine Insassen munter auf ihren Sitzen auf und ab hüpften. Vorbei ging die Fahrt an kleinen Dorfsiedlungen, Menschen am Strassenrand die auf ihren (noch immer ohne Licht) Rädern Wasserkanister oder Maissäcke transportierten, Kindern die in ihren Gummieschuhen auch ohne Licht noch im Dunkeln ihren Weg fanden, ab und an ein paar Eseln die am Wegrand standen ... und über alledem leuchtete der Vollmond uns den Weg. Wir kletterten langsam auf eine Höhe von 1500 Metern, was den Motor so manches Mal aufheulen liess. Eine fast mystische Stimmung umfing uns, als wir hoch oben auf einem Aussichtspunkt auf den im Tal liegenden Manyara See blickten. Der Vollmond legte einen silbernen Schleier über seine Wasseroberfläche und ein Meer aus Sternen glitzerte mit jener um die Wette. Je weiter wir uns Haydom näherten desto mehr verspürte ich so etwas wie ein Gefühl des Heimkehrens, als kehre man zurück von einem langen Ausflug, ich war neugierig auf die noch dort verbliebenen Gesichter, ob sie sich wohl an mich erinnerten. Clement stoppte plötzlich vor der Baracke einer kleinen Dorfsiedlung. „Irgendjemand hungrig?“ Da sassen wir dann zusammen um ein kleines Feuer, mitten in der Nacht, auf dessen Flammen eine kleine Pfanne, Bratkartoffeln mit Ei, für uns Reisende brutzelte, eine lokale Spezialität, so scheint es, hier. Schon bald darauf öffenete Haydom Lutheran Hospital seine Pforten für uns. Ich war staubig, müde und so froh nach einer herrlichen Dusche meinen Platz in einem Bett gefunden zu haben. Jetzt war ich angekommen. In der Ferne begleitete mich das Bellen der Hunde und das Zirpen der Zikarden vor dem Fenster in den Schlaf.

Montag 22.November 2010

Eine Sache die man in Afrika lernt, ist stets einen Plan B in der Tasche zu haben, weil Plan A in 99% der Fälle meist nicht funktioniert. Die erste Zwischenlandung in Nairobi: langes Warten auf der Landebahn...Verwirrung...nicht nur unter uns Fluggästen sondern offensichtlich auch beim Bodenpersonal. Ein paar Diskussionen der Crew auf Kisuaheli und die Durchsage, dass sich der Ausstieg um ein paar „wenige“ Minuten verzögert. Man hatte offensichtlich hier nicht mit unserer Ankunft gerechnet, d.h. es musste erst einmal eine Leiter für den Ausstieg organisiert werden, und ein Shuttle-Bus für den Transport zum Terminal. Aufstöhnen unter den Fluggästen...nervöses Herumrutschen in den Sitzen...hatten doch einige, so auch ich, einen knappen Anschlussflug zu erreichen...tja und dieses Maschine stand schliesslich schon abflugbereit ein paar Meter weiter von uns entfernt. Nun „wenig“ später schubste man uns in den abfahrtbereiten Bus und dieser fuhr uns gleich direkt zum nächsten Flugzeug. Die Frage nach unserem Gepäck wurde mit einem sehr sorglosem und zuversichtlichem: „Och, das kommt dann mit dem nächsten Flug, keine Sorge“ beantwortet. Nur das der nächste Flug irgendwann am Abend am Kilimanjaro Airport ankommen sollte.
Ankunft in Tanzania 45 Minuten später. Pass- und Impfausweiskontrolle und dann gings zur Beantragung des Reisevisums...Wer sich erinnert an die Aussage das der Preis je nach Herkunft variieren kann...dem sei gesagt, die Tanzanianer scheinen die Wilhelmshavener doch zu mögen: zahlte doch der nette Herr aus England vor mir 50 Euro für sein Visum und von mir verlangte er „nur“ 50 Dollar. Mit der Währungsumrechnung wird es hier nicht so genau genommen so scheint mir. Ich hab es dann gemanagt. Es wurden anschliessend die Vermisstendaten der noch in Kenia verbliebenen Reisestücke aufgegeben und es wurde versichert, sie würden uns ins Hotel nachgebracht werden, sofort nach Ankunft. Nun eine Taxifahrt später war ich in Arusha und es schien als hätte ich mich gerade von dieser Stadt verabschiedet. Der Geruch, das bunte Durcheinander auf der Strasse, die Mzungu Rufe der Kinder auf der Strasse...es hatte sich nichts verändert. Und es war heiss...mindestens 30 Grad...wenn man bedenkt, dass man bei der Abreise noch die Fensterscheiben hat freikratzen müssen. Es ergab sich, dass ich noch am selben Abend mit Clement, der noch in der Stadt war, Richtung Haydom unterwegs sein sollte. Die Fluggesellschaft hat sich natürlich nicht bei mir gemeldet, es hiess bei meinem Anruf, dass Gepäck sei zwar jetzt da, aber sie wollten nicht extra aus Kostengründen ein einzelnes Taxi losschicken, ich solle doch etwas geduldiger sein.
Clement meinte ich müsse mich erst wieder an die afrikanische Denkweise gewöhnen, und fuhr mit mir zum ortsansässigen Reisebüro in Arusha...und siehe da, oh Wunder, stand mein Gepäck schon abholbereit...komisch oder....? Ich höre einfach auf mich zu wundern, freute mich stattdessen und hüpfte in den bereitsstehenden Landcruiser Clements, glücklich über all die Beinfreiheit, die ich genoss.

Sonntag, 21. November 2010

Sonntag, 21.November 2010

Bin ich mutig? Hmm, darüber hab ich so noch gar nicht nachgedacht, eigentlich halte ich mich selbst manchmal eher für etwas leichtsinnig und schusselig...aber furchtlos? Ich höre manchmal Sätze wie: „Das würde ich mich nicht trauen! Das ist mutig! Das könnt ich nicht.“ Das lässt mich etwas grübeln...So viel Mut und Organisationstalent braucht man eigentlich gar nicht, um sich an den Rechner zu setzen, und mit ein paar wenigen Clicks schwuppsdiwupps hat man die Bestätigung:“Congratulations, your ticket to Arusha/Tanzania has been succesfully booked!“ Ok, zugegeben dann grübelt man ein bisschen...aber eher weil einem plötzlich einfällt das man die Strecke Wilhelmshaven-Frankfurt mit dem Zug etwas unterschätzt hat – und zusammen mit der Tatsache das man vorher erst aus dem Nachtdienst kommt wird das doch verflixt noch mal schon wieder so knapp. Nun ja wie gesagt ich glaube mein Mut setzt sich eher zusammen aus ner Portion Spontanität gepaart mit etwas Verrücktheit und dem tiefen Vertrauen irgendwie werden sich die Dinge hoffentlich schon regeln. Nun also geht die Reise wieder in den Süden Afrikas nach Haydom...ich war mir letztes Jahr noch gar nicht so sicher dass ich schon so bald zurückkehre, aber mir hat es in den Beinen gekribbelt und so trag ich all die Gummitierchen, Sticker, Plüschtiere, Bücher, die Schokolade, ein paar Medikamente und 365 Tage weitere pädiatrische Erfahrung (Hahaha) im Gepäck Richtung Äquator, um sie dort gegen ein klitzekleines Lächeln einzutauschen.
Also die Sicherheitskontrolle am Frankfurter Flughafen hab ich überstanden...auch wenn sie mein Ladegerät wohl für ein „verdächtiges Objekt“ hielten, mich damit ausmusterten und ich mein unschuldigstes Lächeln aufsetzte, um schnell Laptop und Kabel zurück zu erhalten.
Bleibt noch die Frage nach dem Besucher-Visum zu klären: Antwort des deutschen Service Mitarbeiters zaubert mir Stirnrunzeln ins Gesicht: „Das Visum erhalten sie direkt am Flughafen in Tanzania. Es ist für 90 Tage gültig und kostet zwischen 50 und 200 Euro. Es kommt ganz darauf an wo Sie herkommen!“ Mmhh...wohl offentsichtlich aus demselben Mutterland wie er, Spassvogel!......es sei denn die Tanzanianer haben etwas gegen Wilhelmshavener...dann wirds wohl teurer, seis drum. So und nun geb ich mich noch einmal hemmungslos der Konsumwelt hin.....das heisst Starbucks, Kosmetik, Window-Shopping und TV-Flat-Screen. Karibu Haydom...Achtung ich komme!!