Donnerstag, 22. Dezember 2011

Oh du gnadenbringende Weihnachtszeit!

Wenn man es nicht besser wüsste, möchte man meinen bereiten sich die Lokals hier auf die Ankunft von hohem Staatsbesuch vor. In gewisser Hinsicht haben wir es ja irgendwie auch mit sehr sehr hohem christlichen Besuch zu tun. Dinge die in den letzten Monaten tausend Diskussionen und Debatten benötigt haben, passieren jetzt wie von Zauberhand. Da wird geputzt, aufgeräumt, geordnet, geschmückt...da stört es selbst nicht, wenn man mitten in einer Patientenreanimation gebeten wird doch mal etwas Platz zu machen, die Fenster müssten jetzt aber ganz dringend währenddessen sauber gemacht werden. Vielleicht sollte man sich überlegen hier jeden Monat Weihnachten zu feiern, dann waeren die Dinge immer so herrlich geordnet und sauber. Dieses Kontrastprogramm ist aber wieder geradezu typisch für Tanzania. Entweder alles oder gar nichts. Dazu gehört leider auch dass sich Krankheiten nicht an Feiertage halten und trotz eigentlicher Fesstagsstimmung Kinder schwer krank sind und auch versterben. Diesbezüglich macht der Tod keine Weihnachtspause hier. Das lässt mich um ehrlich zu sein, die Vorfreude etwas vergessen, viel zu sehr ist man in seinen Stationsalltag verheddert und die Tage waren recht lang die letzten zwei Wochen. Mein kleines buntes Weihnachtsbäumchen auf dem Tisch zu Haus erinnert mich immer wieder an das Weihnachtsfes. Ein wenig surreal wirkt das ganze schon! Im Dorf blinken bei 28 Grad die Weihnachtsbeleuchtungen an den Lehmhütten und kleinen Shops. In den kleinen Kofferradios dudelt White Christmas und Rudolph the Red Nosed Reindeer. Die Weihnachtsdekoration gleicht einem hawaianischen Inselbesuch und in den Öfen backt Bananenbrot. Man plant den 4 stündigen! Kirchgang am Wochenende und all die ganzen Taufen, die zum Weihnachtsfest stattfinden sollen. Ich selbst wurde schon von mehreren Seiten zu Taufen und kleinen Familienzusammenkünften eingeladen. Nein allein ist man hier sicher nicht. Die Wazungus, das sind wir, planen für die Kinderstation etwas Attraktion in Form von Klavier-Gesang-und Spiel und jeeeeddddeee Menge Lollies, Luftballons und Bonbons. Man wird sich am Heiligabend beim gemeinsamen Abendessen treffen und sich vielleicht mit Kleinigkeiten wie Schokolade, Pringles, Mangosaft, Käse, Creme, Tee, Stoffe, Musikkasetten, Kulis ect., alles was die Dorfläden so hergeben, beschenken und sich herzlich darüber amüsieren, etwas Plätchen essen und Weinachtsmusik hören, vielleicht auch selber musizieren. Wenn sich jetzt noch der derzeitige tagtägliche Starkregen in Schnee umwandelt dann haben wir Euch etwas vorraus nämlich eine weisse Weihnacht.

Fallbericht

Montag Morgen Visite auf der ICU ein auffallend schwer atmender Säugling in einem der vielen Betten. "New Admission from yesterday" belehrt mich die Schwester und verschwindet die Akte suchen (das kann in der Regel mal bis zu einer halben Stunde dauern) in der Zwischenzeit schau ich mir das Kleine an. Ein auffallend süsslicher zunächst undefinierbarer Geruch steigt mir in die Nase. Mal davon abgesehen dass einem auf der Lena Ward so manche auffallenden Gerüche begegnen, war der zumindest neu. Der kleine Säugling atmet schwer und anstossend, ist verschwitzt. Auf der Akte die mittlerweile eingetroffen war (das ging beachtlich schnell) steht vom medical officer des Vortages geschrieben 2 Monate alter männnlicher Säugling, difficulties in breathing, pneumonia, rule out Malaria. Das erste Medikament unter den Anordnungen "Quinin" - natürlich. Die Lunge war aber vollkommen frei beim Abhorchen. Das Blutzuckergerät zeigt "HIGH" (nach zweimaliger Kontrolle unverändert) nicht messbar an und bestätigt meine Vermutung einer möglichen Ketoacidose. Diabetesmanifestation und dass bei einem 8 Wochen altem Säugling. Nach i.v. Infusionen keine merkliche messbare Änderung auch keine Allgemeinzustandsbesserung, Entscheidung für Insulin. Das ist der Moment wo ich dann den Perfusor mit meinem schön nett ausgerechneten Insulin-Kochsalzgemisch bestücke, bloss fehlt mir der hier, hab bloss ne Infusionsflasche und ein kleines Rädchen zum Regulieren der Tropfgeschwindigkeit am Infusionsschlauch. Da fällt mir auf der Fensterbank die grosse 50ml Spritze ins Auge und ich erinnere mich dass mir der norwegische Student erzählte er habe einen Perfusor im Lager gesehen. Jetzt geht sie los die grosse Suche nach dem Schluessel für das Lager und den Verantwortlichen dazu. Das Schlauchsystem für die Perfusorspritze oh wunder gab es auch irgendwo im Kramfach der Maternity ward, keiner wusste so recht was damit anzufangen, ich schon. Der Verantwortliche war natürlich nicht da, der Schlüssel unauffindbar. Es ist doch zum Schreien...in der Zwischenzeit hatte ich mit der Diabetesschwester vereinbart es erst einmal mit einem 100ml NaCl- 4IU Actrapid Gemisch parallel mit Kochsalz-Kalium-Gemisch über einen zweiten Zugang (das Kalium musste ich mir auch erst mühsam von der Anästhesie erbetteln um es dann zuzusetzen) auf langsamster "Tropfstufe" und halbstündlicher Kontrollen zu versuchen. Der Verantwortliche der Garage brachte uns unerwartet dann plötzlich einen niegelnagelneuen (noch im Versandmaterial verpackten mit Paketschein versehenen) Perfusor aus Norwegen. In freudiger Erwartung pellte ich ihn aus der Verpackung und konnte mein Glück kaum fassen. Leider mussten wir schnell feststellen, das Glück war nicht von langer Dauer, das der liebe Postbote vergessen hatte das Ladekabel mitzuschicken, und natürlich passte keines der vorhandenen tanzanianischen Modelle. So ist das hier die Dinge sind zwar vorhanden aber entweder kaputt oder unvollständig, da nützt auch kein Hightechgerät. Wir waren gezwungen die Infusionsflaschen-Tropfvariante zu versuchen und siehe da wider Erwarten (und an dieser Stelle sei gesagt die Schwestern waren superbemüht) senkte sich der Blutzucker nach anfänglichem Stocken und weiterer HIGH Bekundungen des BZ Messgerätes langsam in einen messbaren Bereich und von da stündlich pö a pö langsam um ca 1mmol/l, ab 12 mmol setzten wir der seperaten Infusionlösung etwas Dextrose zu, das Kind war in der Zwischenzeit wach und wurde gestillt, ich verabschiedete mich erst mal nach Hause. Ich hatte das Gefühl die Dinge seien unter Kontrolle bis ich drei Stunden später gerufen wurde "Der Blutzucker sei jetzt bei 9 mmol/l aber condition of child has changed" wenn man das hört sollte man laufen. Leider traf es auch diesmal zu, das Kind war in den Herz-Kreislaufstillstand gegangen und alle Reanimationsbemühungen schlugen fehl. So ist das wohl wenn man sich im völligen Blindflug und ohne BGA durch den Elektrolythaushalt bewegt. Leider blieb das nicht die einzige Todesmeldung in dieser Woche. In die Liste reihten sich ein Edwards Syndrom, ein Neugeborenes von 690g, ein Neugeborenes mit SSSS und eine 10 jährige mit akuter Herzinsuffizienz auf dem Boden einer rheumatischen Herzerkrankung. Die Arbeit hier ist oft so ungerecht und mittlerweile trägt man das Laryngoskop genauso selbstverständlich in der Jackentasche wenn man abends gerufen wird, wie manch einer seinen Haustürschlüssel.

Montag, 19. Dezember 2011

10 Dinge an denen man bemerkt dass man schon eine ganze Weile in Haydom lebt

Platz 10 : Während der Nachmittagsstunden ist einem trotz der vorherrschenden 20 Grad kalt und man träg Mütze.

Platz 9 : Man hält Quinin für ein Multivitaminpräperat und verschreibt es jedem sowohl in An- wie Abwesenheit von Fiebersymptomatik.

Platz 8 : Man bringt seinem Auto das Fliegen und das Schwimmen bei.

Platz 7 : Der Schneider ist der beste Freund und mittlerweile hat die Garderobe merkliches Übergewicht and farbenfrohen Designer-Kleidern.

Platz 6 : Der Postbote, das Laborpersonal, und andere mir unbekannte Leute grüssen einen ausserhalb des Krankenhausgeländes mit "Hello Doctor Theresa".

Platz 5 : Mittlerweile schmeckt einem auch der Zimtbelag der "Samstagspizza" .

Platz 4 : Beim Arbeiten bewegt man sich unbemerkt rückwärts auf der Zeitachse.

Platz 3 : Im Garten grasen neben Koriander und Karotten zwei Ziegen, ein Schaf und ein paar Hühner.

Platz 2 : Der Hämatokrit hat sich im Vergleich zur Ankunft verdreifacht.

Platz 1 : Allein auf der Strasse, dreht man sich bei Mzungu Rufen ebenso neugierig um, nach dem vermeintlich Weissen ebenso Ausschau zu halten

Weihnachtsengel




Man sieht sie überall in allen Formen und Ausführungen an Christbäumen hängen oder in Geschäftausläden als Dekoration die Ware verschönern aber heute waren sie ganz ohne Glanz und Glitter und ohne Flügel unterwegs, die Weihnachtsengel. An unserem letzten Adventswochenende beschlossen wir entgegen aller Weihnachtsbräuche ganz touristisch auf Grosswildsafarie in den naheliegenden Tarangiere-Nationalpark zu gehen. Der Regen hatte sich für ein paar Stunden verabschiedet, die Strasssen, oder sollte ich sagen die Sandpisten, waren halbwegs getrocknet und wir enthusiastisch genug unser Glück zu versuchen. Jetzt in der Regenzeit migrieren die meisten der Tiere in die nördlich gelegene Serengeti, und so suchten wir leider vergebens nach den BIG FIVE, bloss Dumbo und seine Familie begegnete uns in reichlicher Zahl, so auch ein paar Giraffen und Antilopen. Die Lodge war für die uns vertrauten Haydomer Verhältnisse unverschämt luxuriös. Wenn man sich so die khakifarben und Fernglasumdenhals-tragenden anderen Lodgebewohner betrachtete, kommt man sich selbst seinen weissen Mzungu Artgenossen so fremd gegenüber vor...das wahre Afrika bleibt ihnen in ihren Lodges und Safari-Autos wohl verborgen, aber völlig unwissend darum, diskutieren sKhie doch sehr intelligent über Landes-und Bevölkerungspolitik und warum die Dinge so sind wie sie sind. Nun statt Khaki trage ich himmelblau, vielleicht haben sich deshalb die Löwen so vor mir erschrocken ... Tarnung war noch nie so recht meine Stärke. Nun wenigstens die Weihnachtsengel hat es nicht gestört. Wir machten uns am frühen Morgen auf den Rückweg. Auf den Rat eines guten Freundes hin, entschied ich mich für die Abkürzung über Mbulu. Es hiess im Vorfeld, es gäbe "nur" einen kleinen Flus zu überqueren, den das Auto wohl ohne Probleme händeln könnte, wenn ich nur beherzt im Vierradantrieb mit genügend Geschwindigkeit vorantreibe. Das schaff ich wohl, frohen Mutes ging die Fahrt auch erstmal noch vielversprechend ueber geteerten Untergrund, dann die erste Abzweigung nach links auf den Feldweg und auch schon bald erinnerten uns die seitlich des Weges überfluteten Wiesen an die bestehende Regenzeit. Das Auto kämpfte sich tapfer durch Pfützen und über Steine. An einer überfluteten Bruecke dann der erste skeptische Halt. Meine Beifahrerin watete in hochgekrempelten Hosen ins Wasser um vorab die Tiefe auszumessen...sehr löblich...ich dann mutig im Auto hinterher. Kein Problem, der Motor heulte kurz auf aber ich erreichte schnell die andere Seite...das war wohl der besagte Fluss...ach hamnashida, das war einfach...lachend setzten wir unsere Reise fort...tja bloss dann wurde uns klar dass die Dinge in Afrika grundsätzlich groesser sind als man erwartet und so standen wir plötzlich vor dem "tanzanianischen Nil" wie ich ihn bezeichnete...kleiner Fluss...? Ich riss die Augen auf hinter meinem Steuer...keine zehn Pferde bringen mich darein mit dem Auto...Pferde nicht aber vielleicht ein Traktor und ne Seilwinde grinste einer der Dorfbewohner mir entgegen. Wir einigten uns statt des Traktors auf einen vertrauenserweckenden (ich weiss bis jetzt nicht woran ich diese Eigenschaft gemessen hatte) jungen Mann der uns beide auf den Beifahrersitz schob selber den Zündschluessel in die Hand nahm und mit kurzem "Anlauf" und im Vierradantrieb unter meinen begleitenden Stossgebeten mitten in das fliessende 30m breite Gewässer hineinfuhr...und...auch wieder heraus. Ninafuraha!! Applaus vom Uferrand ... und vom Beifahrersitz. Immer wenn man glaubt es geschafft zu haben, ueberrascht einen das Leben mit neuen Herausforderungen, das mussten wir beide dann auch feststellen als sich vor uns ein unerwartet steiles und hohes Bergmassiv emporhob. Im ersten Gang und mehr über Felsbrocken als Wegesuntergrund kletterten wir mit dem Auto in die Höhe und um die Serpentinen herum...stetig darauf bedacht zum einen nicht mit den Rädern in irgendeiner Felsspalte hängenzubleibe...das liess uns dann auch wenig Gelegenheit uns an der Herrlichkeit des Ausblickes zu erfreuen...viel mehr erfreute uns jede weitere Kurve die wir gemeistert hatten. Vielmehr konnte ich meine Kamera auf einem besonders holperigen Abschnitt gerade davor bewahren ihrem Tod entgegenzustürzen...ich sah sie plötzlich (sie lag eigentlich die ganze Zeit neben mir auf dem Sitz) schwuppsdiwupps aus dem geöffneten Autofenster dem Tal entgegenfliegen, instinktiv streckte ich (die andere Hand noch am Steuer) die Hand aus dem Fenster und bekam gerade noch das Band der Kameratasche zu fassen um sie zurück ins Auto zu katapultieren...gerettet. Nun auch den Bergpass meistererten das Auto und wir ... wer konnte ahnen dass uns gerade dann auf einer geraden ebenenerdigen Strecke das Fahrerglück verliess. Auf dem schlammigen Untergrund kam das Auto plötzlich ins Schlingern und nachdem mir das Heck ausgebrochen war und ich verzweifelt versuchte gegenzulenken rutschten wir wie auf einer Eisfläche ohne Halt seitlich auf eine Brücke zu. Dann ging alles sehr schnell das Auto geriet auf eine Art Schlammrampe, verlor den Bodenkontakt, wir vollführten eine halbe Drehung und landeten...peng...seitlich im Flussgraben. Der Aufprall war recht hart, umso erstaunlicher dass Mareike und ich aus dem noch weit geöffneten Seitfenster nach oben aus der Fluss-Spalte und dem Auto, dessen Motor noch munter weiter tuckerte, herausklettern konnten. Nix passiert, alles noch dran, stellten wir fest. Schnell eilten aus der näheren Umgebung Dorfbewohner zu Hilfe...eine uns entgegenlaufende Frau, laut betend und die Hände zum Himmel gerichtet, wohl dem Herrn unserer Unversehrtheit dankend. Schnell war dank VodacomMobil Hilfe aus Haydom geordert und wir wurden abeholt. Die Nachricht unseres Unfalls hatte sich sogar noch vor meinem eigenen Anruf bis in die Werkstatt rumgesprochen, so dass sich die Hilfe bereits auf den Weg gemacht hatte, als ich noch mit Martin und Eva telefonierte. Das Auto liess ich im Graben zurück. Einen starken Kaffe-mit Amarula Schuss später, ist Eva mit Leuten der Werkstatt und unter Zuhilfenahme eines grossen Schleppers dann noch mal an den Unglücksort und dort wurde mit vereinten männlichen und maschinellen Kräften mein armer vierrädriger Freund aus seiner misslichen Lage befreit. Aber er ist ein Stehaufmännchen und anschliessend mit Eva selber noch brav die letzten Kilometer nach Haydom heimgetuckert. Ich bin unheimlich dankbar dass uns nicht mehr passiert ist ausser meiner vielleicht etwas angeschwollenen Lippe. "Dafür zahlen Leute in Europa viel Geld" witzelte Eva. Die tanzanianische Art der Schönheitschirurgie und Lippenkosmetik. Dafür braucht es also nur ein Auto, die Regenzeit und ein paar Weihnachtsengel.

Montag, 28. November 2011

Erster Advent und andere Eindrücke

28.11.2011 Safari Njema
Müde und staubig von der langen zehnstündigen Reise nehme ich dankbar den Schlüssel entgegen, den mir Eva fürsorglich entgegenstreckt. Nyumba yako! Trautes Heim. Noch vor ein paar Stunden hätte ich mich noch irgendwo Nirgendwo vermutet. Wenn die Menschen hier etwas auszeichnet dann ist es ihre grosse Hilfsbereitschaft. Und dieser verdanke ich heute Abend mein eigenes Bett. Während in Deutschland die Stollen ausgepackt und die erste Kerze am Adventskranz angezündet wurde, begab ich mich bei 35 Grad Aussentemperatur mutig allein mit meinem grossen vierrädrigen Gefährt-en auf die lange Reise zurück in das wirkliche Afrika. Nicht aber bevor ich mich noch einmal ausgiebig im Shoprite aus den Regalen zu bedienen. Das Getuschel an der Kasse hinsichtlich meines mal wieder üppig gefüllten Einkaufswagens war nicht zu überhören. Den netten Versuch all meine Einkäufe in 100 Plastiktüten zu packen unterbrach ich aprupt mit der Anmerkung ein Grosskarton wäre wohl angebrachter. Und wenig später war ein Shoprite Mitarbeiter damit beschäftigt mit mir das Dach meines Autos mit mehreren Kartons zu beladen. Das Schauspiel beobachtete ein anderer tanzanianischer Kunde, kam dazu und bemerkte dass Vorhaben sei mit den von mir erstandenen Spannriemen nicht zu verantworten. Nahm mich quasi fast buchstäblich an die Hand um auf der anderen Strassenseite bei einem Freund LKW Plane und lange Gummieriehmen und keine 10 Minuten später stand er auf meinem Autodach und verzurrte meine Ladung völlig selbstverständig. Eine weitere Tankfüllung und ein heiratstechnischer Verkupplungsversuch der Tankwirtin meinerseits mit ihrem Sohn später und ich befand mich auf dem Weg Richtung Haydom. Noch erfreute ich mich des geteerten ebenen Untergrundes, der tollen Landschaft, der Sonne und dem Geduldel meiner MP3 Musik, als sich inmitten dieser heissen Idylle plötzlich ungewollt und eigenwillig die Geschwindigkeit meines Autos bis zum Stillstand verringerte. Da stand ich nun mit zischendem qualmendem Motor, mitten im Nirgendwo. Von einem entfernten Farmergrundstück näherten sich neugierige Kinder und zwei junge Männer meiner Hilflosigkeit. In bestem Sonntagskiswaheli erklärte ich das mir Kühlerwasser fehlt und der Motor überhitzt ist. Wenig später sah man laufende Kinderbeine, die aus der angrenzenden Wasserpfütze kleine gefüllte Eimer brachten und zwei Männer die scheinbar genau wussten was sie taten. „Hamnashida“ grinsten sie mit weissem Lächeln meiner in Sorgenfalten gelegten Stirn entgegen, „kein Problem“. Sie behielten recht und wenig später rollte ich auch schon wieder…nur leider mitten in ein Polizeikontrolle zweier männlicher Beamter. Natürlich waren die Fahrzeugpapiere in Haydom und mein Führerschein auf dem Autodach unter 2m LKW Plane und unerreichbar. Zeit für Sonntaskisuaheli und mein charmantestes Lächeln das ich in dieser Situation auch nur irgend aufbringen konnte. Es hat mich fast 40 Minuten small talk Konversation über Deutschland, Angela Merkel und ja auch meine Heiratsabsichten hier in Tanzania gebraucht um dem Bussgeld zu entgehen. Die zwei Beamten hatten sichtlich ihre Freude an meiner Anwesenheit, insbesondere nachdem sie sich versichert hatten dass ich wirklich bereits mit 30 Jahren mehr als im heiratsfähigen Alter bin. Weit kam ich aber wieder nicht, wenigstens reichte es bis zur nächsten Tanksäule, wo man kopfschüttelnd feststellte, dass ich ein Leck im Kühler hatte, dass eben nicht mit dem vom Mechaniker ausgespuckten Kaugummie zu kitten war. Da war sie wieder die Sorgenfalte in meiner Stirn. Meine Hoffnungen Haydom noch am Abend zu erreichen schwanden mit der Anzahl der herbeigerufenen Helfer. Man drückte mich sanft in einen Plastikstuhl und zeigte mir erneut das Zahnpastalächeln. Subiri! Warte! Eine Frau brachte plötzlich aus dem Nichts einen grossen Teller Reis, Ugali, Fisch, Gemüse, Spinat und eine grosse Flasche Wasser. Ein Mann wurde losgeschickt einen Löffel zu holen, damit sich die Mzungu beim Essen nicht die Hände dreckig macht. Genüsslich teilte ich mit der Frau das herrliche Essen in Gesellschaft der einsamen Zapfsäule, während die Männer eifrig meinen kompletten Kuehler ausbauten, löteten, diskutierten, mit Wasser fluteten, erneut diskutierten. 1,5 Stunden später völlig unerwartet dann das erlösende Tayari, Fertig bitte Motor starten. Und geschmeidig wie ein Kätzchen als wäre nichts gewesen begrüsste mich das vertraute Rumpeln meines Toyotamotors. Nur ganze 20 Euro (umgerechnet) für die Reparatur, das Essen und weiteres Sprachkursintensivtraining kostete mich die ungeplante Pause. Weiter auf der Strasse begleitete mich mit jedem gewonnenen Höhenmeter neben der atemberaubenden Aussicht der besorgte Blick auf meine Kühleranzeige. Nein, sie blieb im grünen Bereich, puh. Kazi nzuri, gute Arbeit Jungs. Was bei uns in Deutschland TomTom-Navi und Co leisten, übernimmt hier das lokale tanzanianische Navigationssystem, bestehend aus einer Vielzahl von Leuten die entweder zu Fuss, auf Fahrrad, Pikipiki (Motorrad), mit Ziegenherde oder ähnlichem meinen Weg am Strassenrand begleitet. Wann immer man das Fenster runterkurbelt gibt es weitere Instruktionen und wenn der Fragende zu sehr verloren ausschaut dann steigt man auch einfach mit ins Auto und fährt mal eben 45 Minuten bis zur gesuchten Strasse mit, für ein kleines Trinkgeld für den anschliessenden erneuten Rückweg. Für das Problem der einbrechenden Dunkelheit und der noch verbliebenen 60 Minütigen Fahrzeit fand sich dann auch die perfekte Lösung. Zwei mehr als dankbare Mitfahrer, die ihre Eltern in Haydom besuchen wollten und sich neben ihrem Navigationstalent auch noch als sehr unterhaltsame Mitfahrer und Sprachlehrer entpuppten. Als Fahrtgeld prangt jetzt ein grüner unbekannter taubeneigrosser hellgrüner Stein auf meinem Regal.

Mittwoch, 16. November 2011

Spirale der Gewalt

Man kann dieses Land, so glaube ich erst verstehen, wenn man längere Zeit hier zu Hause war und sie alle durchlebt hat, die guten wie auch schlechten Erfahrungen. Und selbst dann wird man zu dem Schluss kommen, dass man es nie ganz begreifen wird, dass ein Menschenleben gar nicht ausreichend ist, die Strukturen und Gepflogenheiten ganz zu druchblicken. Es fällt mir ja schon schwer den Grund meiner Entscheidung hierher zu kommen in Worte zu fassen. Gerade eben weil es kaum verbalisierbar ist, das, was dieses Land zu etwas so Besonderen macht. Ich führe die Faszination die von allem hier ausgeht immer auf die stetig präsenten Gegensätze zurück denen man sich hier immer gegenübersieht. Mir hat mal jemand gesagt in Europa pendelt das Gefühlsbarometer immer um einen gedachten neutralen Nullpunkt mal mit mehr, mal mit weniger Ausschlägen. Wir sind immer sehr darauf bedacht alles schön im Gleichgewicht zu halten. Hier gleicht die aufgezeichnete Kurve einem permanenten Dauererdbeben auf der Richterskala mit maximal positiven wie negativen Zacken die sich nur höchst seltenst an eine gedachte Mittellinie halten. Und so findet sich das Leben hier von einem Moment der absoluten Freude plötzlich in einem Bereich absoluter Fassungslosigkeit wieder. Diese Erfahrung machten wir erneut am vergangenen Wochenende. Wir genossen einen herrlichen Nachmittag am Pool des 5 Sterne Impala Hotels mit allen Annehmlichkeiten, fanden anschliessend eine Shoppingmall die den unseren mit ihren Geschäften in nichts nachsteht. Natürlich gönnte man sich gierig einen Cappuccino und im anschliessenden Kinofilm eine riesige Tüte Popcorn. Nach einem fast merkwürdig europäisch anmutendem Abendprogramm traten wir die Heimreise zurück zum Collegegelände an. Ich sass am Steuer und ärgerte mich schon zu Anfang an über die entgegenkommenden Fahrzeuge die mit voll aufgeblendeter Festagsbeleuchtung die Sicht fast unmöglich machten. Einige Kilometer ausserhalb der Stadt, gar nicht mehr weit von unserem Campusgelände, musste ich aufgrund zweier quer stehender Fahrzeuge plötzlich die Geschwindigkeit drosseln. Aber ausser ein paar Ästen auf der Fahrbahn konnte ich nichts grosses erkennen, was ihr bzw. unser Weiterfahren behindern sollte. Langsam verringerte ich unseren Abstand und hielt meinen Nebenmann an, doch eben mal nachzufragen, was der Grund für den Verkehrsstillstand war, als eine grosse Menschenmenge aus dem Nichts auftauchte. Im ersten Moment dachte ich, sie hätten vielleicht im angrenzenden Dorf eine grosse Feier gehabt und würden die Festlichkeiten nun ausweiten, als plötzlich die ersten Steine gegen uns flogen. Schnell war klar, das hier feindliche Absichten bestanden. Die ersten kleineren Wurfgeschosse trafen nur den grossen Stahlrahmen meiner Kühlerhaube, aber weitere und größere folgten. Vor mir tauchten aus dem Dunkel wütende Gesichter auf, die Steinbrocken mit beiden Händen haltend, rennend in meine Richtung trugen. Die Autos vor mir hatten bereits begonnen ein hektisches Wendemanöver einzuleiten. Das Geräusch klirrenden Glases im Hinteren des Autos riss mich aus meiner anfänglichen Schockstarre und machte mir die Gefährlichkeit der Situation nur allzu deutlich. Es gab nur einen Ausweg. Um meine Frontscheibe und uns zu schützen brachte ich das Auto erst seitlich gegen einen Frontal-Angreifer um dann im Steinhagel und gefolgt vom Geräusch der dafür geopferten Seitenscheiben des Autos, in drei Zügen zu wenden und anschliessend im 2. Gang davonzubrausen. Somit sind wir wohl unserer eigenen Steinigung nur knapp entkommen. Glücklicherweise wurde niemand von uns verletzt. Ein uns folgender Jeep gab uns über eine- Schleich und Alternativroute durch Wälder, Privatgrundstücke ect. dann Geleit bis zum Campusgate, so dass wir die Nacht sicher und in unseren eigenen Betten verbringen konnten. Was da passiert war, erfuhren wir erst in seiner ganzen Ausführlichkeit am nächsten Tag. Wir waren in eine Art eskalierte Form von Bürgerwehr und Selbstjustiz geraten. Wenige Stunden zuvor war an eben dieser Stelle ein junges Mädchen von einem Bus überfahren worden. Das besonders Tragische war, dass Ersthelfer und Unfallopfer beim Rettungsversuch ein zweites Mal überrollt worden sind, mit tödlichem Ausgang. Die Anwohner hatten wohl schon aufgrund gehäuft ähnlicher Ereignisse dort, Massnahmen von der Polizei gefordert, aber nichts war passiert und so hat das Dorf im Zusammenhang mit diesem tragischen Ereignis Selbstjustiz üben wollen. Das man hier Gewalt mit Gewalt vergilt, sahen wir dann auch am Folgetag auf der Polizeistation. Ein Mitläufer des Vorabends wurde dort in deutlich geläutertem Zustand und offensichtlichen Zeichen äusserlicher Gewalt (milde ausgedrückt) in eine Zelle gestossen. Um den Schluss auf die Gegensätzlichkeit innerhalb des Erlebten zu ziehen, das Dorf bekam die Geschwindigkeitsbegrenzung in Form von "Speed-Bumps", Geschwindigkeitsbollern auf der Strasse und ich sofort Hilfe von allen Seiten angeboten. Die Fenster sind wieder heil um die Beulen kuemmere ich mich später. Um eine Erfahrung sind wir alle reicher. Aber um diese Spirale der Gewalt zu durchbrechen, der sich hier als Problemlösung so bequem bedient wird, bedarf es mehr als nur Fensterrahmenkitt und Strassenteer.

Samstag, 12. November 2011

12.11.2011 Der Feind schläft nicht

Man könnte jetzt ebenso eine agrikulturelle Debatte starten, ob es die Gurken, Tomaten oder Avocado gewesen sind, nur denke ich so etwas wie ein Gesundheitsamt hier noch nie gesehen zu haben, also hat es letztendlich keine Konsequenz. Und wer glaubt die EHEC-Krise sei Schnee von gestern und man sei ihm entkommen dem fiesen Darmbakterium, der sei gewiss, der Feind schläft nicht, er folgt einem sogar bis nach Tanzania. Leider hält ihn auch keine elektrischer Zaun des College Campus davon ab, sich unter fleissigen und HUNGRIGEN! Besonders SALATLIEBENDEN! Studenten auszubreiten. Zugeschlagen hat er heimtückisch über Nacht, und die Campusleitung wurde stutzig, als am Folgetag in den einzelnen Klassenräumen plötzlich vereinzelt aber recht konstant Stühle leer blieben, was sicher nicht an den didaktischen Fähigkeiten der Lehrenden lag. Ich stand leider auch auf der Liste, befinde mich derzeit aber wieder in einer aufrechten Körperposition . Zwei Leute der Gruppe kamen in den Genuss eines lokal tanzanianischen Krankenhauses. Während die besorgte Frau vom Empfang auf ihrem Rundgang durch das Gelände bestimmt dreimal am Tag an meine Tür klopfte, um zu fragen, ob ich jetzt auch ins Krankenhaus „möchte“, was ich jedesmal genauso freundlich wie vehement verneinte. Hapana asante! Warum bloss…? Zumindest wissen wir jetzt dank gründlicher Diagnostik der lieben Kollegen, das der Übeltäter EHEC heisst und mit dem besorgten Cipro geht es uns allen sehr viel besser. Im Essenssaal haben wir einen „EHEC-Stammtisch“ eröffnet und der Koch hat uns die letzten Abende Hühner-Nudel-Gemüsesuppe auf besonderen Wunsch gekocht, das nenne ich Krankenpflegeservice FirstClass.

Dienstag, 8. November 2011

Ninajifunza Kiswaheli 07.11.2011

Ninajifunza Kiswahili hapa TCDC. Ninafanya kazi katika Haydom Hospital lakini sasa mimi ni mwanafunzi wa Kiswahili. Ninakaa UsaRiver na hapa na nzuri sana.
Was soviel heisst, wie ich habe hier das Paradies auf Erden gefunden. Na gut, für alle die es genau wissen wollen, oder gar den Ehrgeiz haben es nachzugoogeln, folgt die Übersetzung meines bisherigen zweitägigen Fremdsprachenfortschrittes in Kisuaheli:
"Ich lerne Kisuaheli hier im TCDC College. Ich arbeite zwar im Haydom Hospital aber jetzt bin ich ein Student des Kisuaheli. Ich wohne in UsaRiver und hier ist es sssseeeeehhhhr schön!"
Den Rest erspare ich meinen geduldigen Lesern und schmücke den Text stattdessen mit Details. Seit Montag Morgen also drücke ich nun ganz wie in alten Zeiten, bloss dass die schon 12 Jahre! her sind die Schulbank und lerne am TCDC College Kisuaheli. UsaRiver ist ein kleiner Ort 20 Autominuten von Arusha entfernt. Das TCDC bietet neben Sprachkursen, Seminare und verschiedene Workshops an. Als Student ist man hier auf dem Campusgelände in kleinen Single-Dorms untergebracht. Fast ein bisschen wie zu Studentenzeiten. Insgesamt fühlt es sich ein bisschen so an, als wäre man auf Klassenfahrt. Ich glaube behaupten zu können, es gibt in ganz Afrika keinen Ort wie diesen hier. Die Abläufe, der Tages-und Wochenplan sowie die Örtlichkeiten hier sind durchorganisierter als ein Schweizer Taschenmesser. Wir haben einen festen Stundenplan, es gibt pünktliche Pausen- und Mahlzeiten und nach dem bisher Gewohnten erscheint das hier Gebotene wie ein 5 Sterne Luxusurlaub mit all inclusive. Das Campusmotto lautet je mehr die Schüler verwöhnt werden, sowohl gustatorisch als auch wohnlich, desto bessere Lernerfolge erzielen sie :-) In gewisser Weise haben sie damit auch recht, zumindest bin ich nach 2 Tagen schon ein ganzes Stück weiter in meinen Kenntnissen. Es macht in kleinen 5 er Grüppchen mit Lehrerfrontalunterricht auch gar keinen Sinn sich unter dem Tisch zu verstecken, man wird trotzdem drankommen und muss reagieren. Neben dem didaktischen gibt es auch ein sportliches Angebot mit Fitnessraum und Aerobicstunden zweimal wöchentlich. Da fiel es auch gar nicht schwer mich an meinen Geburtstag rundum versorgt zu wissen...mit Abschluss-Drink am Abend in der Campusbar :-) So macht Afrika rundum Freude.
Ninafuraha sana!!!

Safari Njema 05.11.2011

Hier in Tanzania benutzt man den Ausdruck "wie ein Cashew-Nuss" geschlafen zu haben, wenn man eine eher ungemütliche Nacht verbracht hat. Diese gekrümmte Nussform musste ich unter den weissen duftenden Laken meines grossen Arusha Hotelluxusbettes nicht annehmen, sondern kann in gestreckter und beinah diagonaler Ausrichtung meinen Träumen entgegenlächeln. Dabei bin ich mächtig stolz mich und meine beiden Begleiter in der ersten grossen Fahrt mit dem Toyota sechs Stunden lang zielsicher durch das tanzanianische Buschland manövriert zu haben. Es hat aber auch mindestens genau so lang gedauert sich den Staub der Strecke von der Haut und aus allen Körperöffnungen herauszuschrubben unter der Dusche. Inclusive einer kleinen Rettungseinlage meiner Zimmernachbarin, die ich lautstark zur Hilfe rufen musste, da sich die ordnungsgemäss von mir verschlossene Duschkabine nun leider nicht mehr ganz so ordnungsgemäss von mir öffnen liess. Ich wollte mir das Darüberklettern, sowie das eventuell entgeisterte Gesicht eines pickierten tanzanianischen Hoteliers aber unbedingt sparen und hatte Glück eine technisch so begabte Kumpanin dabei zu haben.

Tumaini Freitag 04.11.2011

Tanzania ein Land der Gegensätze, nicht nur örtlicher Natur sondern auch in seinen alltäglichen Umständen. Noch am Freitag Abend glaubte ich mich am Ende meines Idealismus. Na siku rangi ya nyeusi. Ein schwarzer Freitag. Trotz all der zweiwöchigen Bemühungen stirbt mein Frühchen am Tag der geplanten Transfusion und auch die unerwarteten Widerbelebungsversuche (40 Minuten!) eines 8 jährigen Jungen mit Lungentuberkulose bleiben letztlich ohne Erfolg trotz geglückter Intubation, ausreichend Helfern und Notfallmedikamenten. Zurück bleibt nur die Trauer der Eltern und die nagenden Selbstzweifel. Man ist hier leider nur so gut wie seine Helfer und das Equipment um einen herum. Die Sprache der Trauer versteht man auch ohne Sprachkurs, sie auszudrücken hingegen fällt nicht jedem leicht. Ein stilles in den Arm nehmen oder Hand auf Hand legen hat hoffentlich den Eltern mein Mitgefühl ausreichend nahe gebracht. Der Stationsalltag hingegen bleibt nicht lange still stehen, er dreht sich weiter. So sah ich mich wenig später schon neben Eva im OP stehen und habe unter ihrer geduldigen Supervision und ihrem beherzt konsequentem Eingreifen meine erste Shuntoperation absolviert. Für alle Nichtmediziner an dieser Stelle ein kurzer Exkurs in die Neuropädiatrie: aufgrund vieler unbehandelter Hirnhautentzündungen und auch angeborener Fehlbildungen gibt es hier etliche Kinder mit Abflusstörungen des Hirnwassers mit resultierendem Antstieg des Hirndruckes und Umfangsvermehrung des Kopfes...im Volksmund auch "Wasserkopf" genannt. Diese benötigen ein Drainagesystem, was in die Hirnwasserräume eingebracht wird und über ein Ventil und einen unter der Haut verlaufenden Schlauch den Abfluss des Liquors/Hirnwassers in den Bauchraum regelt. Schon mächtig spannend...viel spannender aber finde ich die Idee von uns, diese Kinder am Ende eventuell über eine in Zukunft speziell eingerichtete Ambulanz weiter zu verfolgen, sie mit wöchentlicher Physiotherapie und follow up Untersuchungen zu versorgen, wenn es gut läuft auch mit finanzieller Unterstützung unseres Vereins HaydomFriends, das heisst im Konkreten auch Fahrzuschüsse für die Transporte in die Klinik an die Eltern zu zahlen um den kleinen Patienten damit eine bessere Prognose zu erwirken. Tumaini, das heisst Hoffnung! Wir hoffen dass sie am Ende unser Begleiter sein wird.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Umzug

Es ist vollbracht! Nach einem gestrigen Reinigungs- und Transportmarathon konnten sie nun endlich bezogen werden, die eigenen vier Wände. Die erste Nacht im neuen Bett, oder besser unter neuem Moskitonetzhimmel, liegt hinter mir. Über das zuerst Geträumte bewahre ich lächelnd Stillschweigen. Die Sonne schickt unerbarmlich bereits heute Morgen ihre heissen Strahlen und sorgt dafür, dass sich die Zimmer hier mächtig aufheizen. Ich sitze bei einer Tasse Chai-Maziwa am Frühstückstisch und mein Blick schweift aus der geöffneten Terassentür über das noch verbrannte Gras des Gartens hinüber über das vor mir liegende Tal vom Manyara District mit seinem am Horizont thronenden Mt.Hanang, den ich erst noch am letzten Wochenende tapfer bezwungen habe. Eine leicht zerrupfte Katze bettelt miauend an der Tür nach Aufmerksamkeit, bevor sie beschliesst lieber die Kühle der schattigen Büsche aufzusuchen. Das Häuschen hat etwas von Strandcottage, bloss ohne Wasser und Strandnähe. Die würde ich mal auf knapp relative 400-500 km östlich schätzen, zwar nicht ganz so touristenfreundlich aber deshalbt nicht weniger schön. Es ist merklich ruhig hier unten, der Trubel des Gästehauses schlägt sich nicht bis hierher durch, aber wenn ich den neugierigen Besucherbekundungen für heute Glauben schenken darf, dann hab ich am Nachmittag hier "full House". Bis dahin geniesse ich noch meinen deutschen Honig und kümmere mich um meinen weiss-schwarz-tastigen Freund hier neben mir. Karibu tena!

Häuschen





Erste Einblicke

Dienstag, 25. Oktober 2011

Sonntagsblues

Wer kennt das wohl nicht, dieses Gefühl dass einen an einem Sonntagabend plötzlich aus dem Nichts überfällt, nachdem man ein ereignisreiches Wochenende hinter sich hat und sich mit einem Mal dem anklopfendem Montag mit seinen Pflichten gegenübersieht. Ich nenne das den Sonntagabend-Blues. Der kam bloss etwas verspätet am heutigen Dienstag über mich. Es wäre geschwindelt wenn ich behaupte, überhaupt kein Heimweh zu haben. Gerade in den Abendstunden, wenn sich der Kopf von der tagsüberherrschenden Hektik befreit hat, beginnt er zu grübeln. Gerade all die Internet-Skype-und Telefonmöglichkeiten gaukeln einem quasi vor, derjenige sei in greifbarer Nähe. Die Erkenntnis, dass er dann aber nicht mal eben um die Ecke biegen wird in den nächsten Minuten, trifft einen dann umso härter, wenn das Gespräch beendet ist. Da bereiten so 9000km Abstand voneinander doch etwas Bauchschmerzen. Ich denke es wird einfach noch etwas dauern bis auch ich hier meinen Platz für mich selber gefunden habe. Obwohl zugegeben ich bin verdammt nah dran! Heute Nachmittag hatte ich eine äusserst erfreuliche Verabredung mit meinem potentiellen neuen Häuschen. Ich muss wirklich sagen wir haben uns auf den ersten Blick ineinander verliebt. Aber es ist etwas schüchtern, und so denke ich, wenn wir dann schlüsseltechnisch unwiderruflich miteinander leiert sind, werden auch die ersten Fotos veröffentlicht. Versprochen! Auf Station herrschte mal wieder das gewohnt tanzanianische Chaos. Ich sprach bereits von der Ordnungsresistenz hier. Dies wurde erneut bestätigt als ich heut statt Tubus und Laryngoskop im Notfallkoffer, eine Babysocke, eine Windel und irgendwelchen Papiermüll fand! Da heisst es tapfer durchatmen.

3414m üNN

Die Wochenenden gestalten sich hier immer recht spontan und bunt. Für dieses Mal habe ich mich für Muskelkater und Höhenkrankheit entschieden. Am Freitag Nachmittag starteten wir mit einer kleinen Gruppe Richtung Katesh. Der erste Ausflug mit meinem vierrädrigen Freund. Um am darauffolgenden Morgen noch vor Sonnenaufgang den Aufstieg Richtung Gipfel des Mount Hanang zu starten. Dieser erhebt sich, von fast überall hier gut sichtbar, mit seinen 3414m über das flache Umland. Als vierthöchster Berg Tanzanias und ausserdem vulkanischen Ursprungs, sahen wir uns herausgefordert, ihn zu bezwingen. Die folgenden 6 Stunden Aufstieg begannen auch ganz motiviert und plauderfreundlich, wurden aber dann gen Ende eher wortkarger und pausenreicher. Die Aussicht aber passt hier gar nicht beschrieben auf Papier. Einfach überwältigend. Über den Wolken, auf dem „Sims“ eines Vulkankraters zu spazieren, das Tal in Vogel-Flugzeugperspektive zu seinen Füssen, rechts und links des Weges statt schroffer Felsformationen einen blühende Gras- und Buschteppich vorzufinden, gehört selbst erlebt. Wir haben ihn alle erreicht , den Gipfel! Mission completed! Da gab uns der Siegerwhiskey, der grosszügig die Runde machte, recht. Nun kann man spekulieren ob es am Gipfelschnaps oder der ungewohnten Höhe lag, dass mir der Abstieg dann doch klar machte, der Mensch hat zwar zwei Beine, die ihn fast überall hin tragen, aber leider nur soweit die Atmosphäre oder eben der Sauerstoffspiegel im Blut ausreicht. Schon frustierend, wenn einem alle voraus eilen, während man selbst mit Spuckattacken und Dauersitzstreik des eigenen Körpers zu kämpfen hat. Mit sinkenden Höhenmetern kehrten aber dann indirekt proportional auch die Lebensgeister und –kräfte zurück und wir erreichten noch völlig im Zeitplan (vor Einbruch der Dunkelheit) das geduldig parkende Vehicel auf 1999m. Im Anbetracht der Fotos sind die Strapazen erstaunlich schnell vergessen und nachdem auch das Abendbrot wieder schmeckt, plant man schon den nächsten Gipfelsturm.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Afrikanische Ordnung

Das man hier auf so einiges in Punkto Ordnung vorbereitet sein muss damit hatte ich bereits gerechnet. Das heutige Chaos im "Room 20", wie sie ihn liebevoll nennen, der wohl einzige Raum in Haydom mit einer konstant auf voller Leistung laufenden Raumheizung, schwitz...und den Neugeborenen, sprengte meinen Geduldsrahmen. 12 Säuglinge und Neonaten, davon 5 Frühchen um die 30-31. Woche, ein Intubiertes und 6 mit Sauerstoff, dazu eine einzige völlig überforderte Schwester, Mütter, wir, unvollständige nicht auffindbare oder nicht existente Akten, fehlendes Equipment und das auf knapp 10 Quadratmeter. Anett und ich (nachdem sie mir von LENA-Ward hat zur Hilfe eilen müssen) haben versucht ärtzlich so was ähnliches wie eine Visite durchzuführen (ohne Schwester natürlich) ... da bekommt das Wort VISITE (Visus: der Blick; wir haben wirklich nur unsere Augen im Bezug auf den aktuellen Patientenstatus verwendet, zum Schreiben gabs keine Akte und zum Hören keine Schwester) eine ganz neue Bedeutung. Wir haben dann beschlossen etwas Ordnung in das Chaos zu bringen. Zum einen erst einmal die Kinder "beschriftet" (Verwechslungen sind nicht ausgeschlossen-aber Umtausch), die Akten in Ordnung gebracht und aufgeräumt (es ist erstaunlich was da alles zuTage tritt unter und in den Schränken) zwischendurch immer wieder mal medizinisch interveniert oder die Wärmflaschen mit neuem Wasser befüllt. Oh ja und wir waren fürchterlich kreativ und haben aus Gummiring, Handschuh, leerer Infusionsflasche und Sauerstoffbrille nach einer vorhandenen Skizze einen CPAP konstruiert (für die Nicht-Mediziner, das ist eine Art Atemhilfe für insbesondere Frühchen). Kam auch gleich zum Einsatz, wenn auch die Bubbles aufgrund mangelndem Expirationsdruckes etwas spärlich waren so hörte sich das etwas verlängerte Atemgeräusch des Kindes in etwas so an wie an den westeuropäischen Hightec Maschinen. Bleibt bloss die Frage, wie wir das ganze Auffinden wenn wir morgen zurückkehren, die afrikanische Ordnung ist manchmal sehr resistent in Bezug auf westliche Eingriffe und neigt zur Regression.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Die ersten Tage in der Klinik

Mittlerweile lebt es sich ganz komfortabel im Gästezimmer, wenn man mal vom fortwährenden Baulärm, der sich unter dem äusseren Finstersims abspielt mal absieht. Böse Zungen behaupten ja, dass es sich bei der riesigen Baugrube, die da vor meinem Fenster wächst, um die Bauarbeiten an meiner neue Bleibe handelt. Dann wird die aber wohl einen riesigen Keller haben, so fürchte ich. Wenn die so weiter buddeln stossen sie am Ende noch auf Grundwasser, und das hier auf 1000m Höhe. In der Zwischenzeit habe ich meine ersten beiden turbulenten Stationstage in der Klinik schon hinter mir. Dabei glaubt man beinah schon wieder so viel länger hier zu sein. Haydom hat viel ärztliches Personal verloren. Das bedeutet viele Stationen, das trifft leider auch den pädiatrischen Bereich, sind ohne ärztliches und erfahrenes Fachpersonal. Die lokalen Interns versuchen das abzudecken, scheinen aber auch komplett führungslos. Ansonsten herrscht ein reger Wechsel an immer nur kurz temporär anwesendem europäischem Gastpersonal. Anett eine Kollegin aus Norwegen, eine PJ-lerin und ich schlagen uns wacker. Heute gab es die erste versuchsweise Intervention. Ich brachte die eigens im Handgepäck eingeflogenen Wärmflaschen bei den Frühgeborenen, sehr zur Freude der anwesenden Schwestern, zum Einsatz. Man kann sich bei den schweisstreibenden Aussentemperaturen gar nicht vorstellen, dass man so ein 1200g Baby so sehr ausgekühlt vorfindet. „Chupa ya maji moto“ und diesmal keine Thermoskanne, für alle die wissen wovon ich spreche.

Freitag, 14. Oktober 2011

Ankunft Haydom Lutheran Hospital

Eigentlich hat sich nichts verändert. Der Pförtner öffnete unserem staubigen und überladenem Toyota die Tore, während sich eine grosse Traube weisser Mzungu Studenten nach draussen drückte…Haydom hat wohl derzeit viel Besuch, dachte ich noch bei mir. Wenig später dann stand Jonathan, der Organisator der Gäste –und Wohnhäuser, vor mir mit den entschuldigenden Worten, die Wohnung, die für mich gedacht war, sei in einem unrenoviert und schlechten Zustand und keinesfalls bezugsfertig, er wolle mich in einem Gästezimmer unterbringen….SEUFZ…die Vorfreude auf das Einrichten meiner neuen Bleibe zerbröckelte. Genau so wie der Putz von der Wand oder die Decke von der „zukünftigen“ Bleibe…das hatte so gar nichts von der wohnlichen Atmosphäre wie sie einst bei Illona und ihrer Familie herrschte…Es wäre derzeit hier so voll von Gästen und temporärem Personal, dass er nichts anderes mehr für mich frei hätte, er sich aber bemühe die Renovierungsarbeiten voranzutreiben. Ich solle mich derweil in Geduld üben. Darin bin ich ja mehr oder weniger geübt…aber zu dem Zeitpunkt war ich einfach nur müde und enttäuscht…ich hoffe ich habe ihn das nicht allzu sehr spüren lassen. Mit ein „paar“ Büchern im Regal und meinem Klavier hier finde ich die Übergangslösung im Gästehaus momentan gar nicht mehr so unannehmlich, zumindest vorerst. Das mit dem Gärtnern wartet dann eben noch ein wenig.

13. Oktober 2011 "Auf nach Haydom"

Die ersten paar Meter hinter dem Steuer fühlten sich an, als lenkte ich einen LKW. Das Lenkrad hatte so viel Spielraum, dass ich ein paar mal durch versehentliches „Überlenken“ beinah das Auto ins Abseits katapultiert hätte. Außerdem musste mich meine geduldiger Beifahrer (ich kam mir vor wie in meiner ersten Fahrstunde) nach einem Überholvorgang immer sanft daran erinnern, wieder auf die linke Spur zu wechseln…in Tanzania herrscht Linksverkehr…während ich immer seelenruhig auf der rechten Spur weiter dem Horizont (und den entgegenkommenden Autos) entgegenfuhr. Irgendwann ging es von der achso schön asphaltierten Strasse dann auf die Sand und Schotterpiste. Feldwegfahren ist ein Klacks dagegen. Fahrrinnen, Schlaglöcher, Erdaufwerfungen, Steinbrocken…und noch entgegenkommende Autos die schneller fuhren als meine für mich schon ziemlich hoch angesetzten 40 h/km. Ich versuchte mich wacker zu schlagen…nach 45 Minuten erbarmte sich mein Gegenüber und übernahm das Steuer….das hatte eine sofortige Geschwindigkeitssteigerung und ein merklich gestiegenes Sicherheitsgefühl zur Folge…puh! Auch wenn die Strecke sicher nicht den Anspruch einer Strasse erfüllt, so ist doch dieses Stück Weg nach Haydom von atemberaubender Schönheit. Der Weg windet sich langsam und kurvenreich auf die fast 1000 Meter nach oben. Man blickt herab auf das weite jetzt sehr grüne Steppenland mit seinen Sträuchern, Bäume, der roten Erde, dem in der Sonne glitzernden Manyara-See. Endlose unberührte Natur und Weite. Am Wegrand folgten uns gelegentlich ein paar Affen und Esel, im Vorbeifahren wäre sie mir beinahe entgangen, die grosse Giraffe die direkt am Strassenrand seelenruhig mit dem Kopf , genüßlich fressend, in einem hohen Baum steckte. Tweega, tweega!

Wie man in Tanzania erfolgreich ein Auto anmeldet – bzw. deutsches Unverständnis trifft auf tanzanianisches Bürokratentum

Hier in Tanzania gibt es die berühmten BIG FIVE, welche hier jedes Kind aufzählen kann. Ziemlich erheiternd fand ich die Antwort auf die Frage: „ Welche gefährlichen Tiere wohl in Afrika zu Hause sind?“, die mir in einem Kindergarten zu Hause gegeben wurde…also da hätten wir laut dortiger Überzeugung den grossen TIGER und nicht zu vergessen PONYS. Aber so sehr Unrecht hatten sie dann doch nicht. Ich fühle mich heute, als sei ich ihm begegnet dem grossen TIGER. Der frisst nämlich mit Vorliebe kleine deutsche Bürohengste(ponys) im tanzanianischen Bürokratiedschungel. Aber nichts desto trotz habe ich ihn besiegt und halte nun unter anerkennendem Applaus der Anwesenden meinen neuen auf mich gemeldeten Fahrzeugschein und die Fahrzeugpapiere und Versicherungsticker in der Hand. Es hat auch mächtig Fell und Nerven gekostet…ja ja Geld auch…aber ohne die Hilfe meines Fahrbegleiters für morgen denk ich wäre ich aufgeschmissen gewesen. Man benötigt hier für die Anmeldung eine spezielle TIN Nummer (sowas ähnliches wie eine Steueridentifikationsnummer), für die gibt es eine spezielle Urkunde. Mit der kann man sich dann um einen Fahrzeugbrief, eine Fahrzeugzulassung (alles an seperaten Schaltern in unterschiedlichen Büros) ausstellen lassen. Zwischendurch bezahlt man eine Rechnung von ungefähr 230 Euro um sich dann für den Fahrzeugbrief anzustellen. Normalerweise braucht man für die Ausstellung dessen 3 Wochen Zeit…nun mit einem netten „PLEASE, today“ und einigen Worten auf suaheli meines Reisebegleiters, einer Diskussion, der ich nicht ganz folgen konnte, vergass die Angestellte ihr tanzanianisches „Pole, pole“ und stellte uns sämtliche Dokumente in rekordverdächtiger Bestzeit von 3,5 h aus. Man muß wissen wenn man in Arusha und Umgebung den Ort Haydom erwähnt (uns sei es auch ein noch so kleines Dorf) so wissen doch alle vom Krankenhaus dort und den Umständen der Arbeit, und das verschafft meistens einen Vorteil, und es werden einem viele Dinge möglich gemacht. Was verblieb mir in der Zeit des Wartens zu tun…natürlich auch nicht pole pole, sonder Grosseinkauf und zwar alles was das Supermarktregal im Shoprite so hergab. Von Kaffee, Käse, Hühnchen, Genußgüter bis hin zu Putzzeug und Gärtnerutensilien. Die Leute an der Kasse schauten mich angesichts ihrer spärlich gefüllten Tragekörbchen an, als wollte ich mich auf die nächste Apokalypse vorbereiten. Nein eigentlich fahr ich nur nach Haydom weiter…hihi. Auf dem Parkplatz schaute ich dann 2 männlichen Mitarbeitern zu, die ganz selbstverständlich meine Einkäufe in das ohnehin schon überfüllte Auto verfrachteten. Was für ein Service.

12. Oktober 2011 "Ankunft Arusha"

Es ist immer wieder beeindruckend, wie schnell man heutzutage mal eben Äquatoren und Distanzen von über 7000 km überwindet. Einen obligatorischen Tomatensaft und ein Mikrowellenaufgewärmtes Serviettenbrötchen später schon die Ansage des Landeanfluges. Der Körper reist heutzutage viel schneller, als der Geist und die Seele folgen kann. Eben noch lag man sich beim Abschied in Frankfurt in den Armen und trank einen McDonalds Kaffee, und nun schon läuft man vor der Kulisse des Kilimanjaro über das Rollfeld Richtung Abfertigungshalle. Ein 17 Grad warmer Morgenwind weht uns in der aufgehenden Morgensonne um die Nase. Es riecht nach Rauch, Erde und Abenteuer. Kein Zweifel der schwarze Kontinent hat mich wieder. Überraschend routiniert durchquere ich die Visums- und Zollabfertigung… hat schon fast etwas wie ein „Heimspiel“ obwohl sich heute Morgen 5Uhr 30 so gar keiner für meine Gelbfieberimpfung interessierte, dafür umso mehr für die genaue Registrierung meiner Daumen- und Handabdrücke in allen Fingerkombinationen. Ein paar fleissige Hände um mich herum wuchten die 100 kg und das Klavier ins nächste Taxi und im Beginn der Morgendämmerung fahren wir Richtung Arusha.

12.Oktober 2001 "100 kg Gepäck, mein E-Piano und ich"

Das klingt nach einem zunächst abenteuerlichen Unterfangen, wenn man bedenkt, dass all jenes mit dem Flieger seinen Weg bis auf den afrikanischen Kontinent finden soll. „Das Klavier muss mit!“ dafür lässt man dann auch schon doch das ein oder andere Reiseutensiel im Schrank stehen…und trotzdem kommt man am Ende auf über 100 kg (ohne mich )… aber da ich ja schier unverbesserlich und nicht belehrbar bin, prallten alle Vernunftsapelle an mir ab,und so fand man sich mit 2 Trolleys vor der Frankfurter Gepäckaufgabe. Dort sorgten meine separat gebuchten Freigepäckstücke (für alle die es nicht kennen, das System sieht vor, dass man sich Freigepäck in Form von 5, 10 und 20kg kaufen kann) und z.T. für den „guten Zweck“ von Condor gewährten Freigepäckskilogramm so arg für Verwirrung, dass die gute Frau am Schalter irgendwann aufhörte alles zusammen zu und -verrechnen und alles einfach entnervt durchwinkte. Hürde Nummer eins erfolgreich genommen. Dafür musste ich in der Handgepäckskontrolle die Mitnahme meines „hochverdächtigen“ Reiseweckers (ja, hat eben getickt) begründen…nur ist mein Name nicht Mc Gyver und ich hatte auch nicht vor meine eigenes Flugzeug in die Luft zu sprengen.