Samstag, 12. Mai 2012

Zwischen Leben und Tod



Eine Erfahrung die hier in Haydom tagtäglich zum Stationsalltag gehört ist der Umgang mit dem Tod. Immer wieder gerät man in Situationen in welcher sich das Leben oder Sterben eines kleinen Patienten entscheidet. Natürlich ist man immer gewillt alles zu tun um ein Menschen- insbesondere Kinderleben um jeden Preis zu retten, aber häufig wird man oft auch schmerzlich daran erinnert, dass die Umstände trotz aller neuen Mitbringsel und medizinischen Fortschritte doch ein langfristiges Überleben selbst nach einer geglückten Wiederbelebung oft unmöglich machen. Manchmal hat man das Gefühl man ist als westlich denkender Mediziner hier der einzige der an das Leben bzw. seine verlängernden Massnahmen glaubt. Das Vertrauen in die medizinische Technik, die uns und den Patienten in unseren Landen so gute Dienste leistet, stösst hier an nichtkalkulierbare Grenzen. So mag man wohl ein bis zwei Tage Zeit gewinnen aber doch häufig muss man dann dem Schicksal nachgeben, was sich doch immer noch jedes Mal wie eine Niederlage anfühlt. Aufgrund mangelnder Stationsbesetzung habe ich in den letzten Wochen vermehrt die neuen Venilatoren zum Einsatz gebracht. Was sonst eine Schwester 24h rund um die Uhr manuell handbebeuteln musste, schaffte so freie Hände für andere Patienten. Was aber tun wenn ein Neugeborenes nach 3 Tagen Maschinenbeatmung immer noch keine Spontanatmung oder aktive Lebenszeichen zeigt. Die Eltern hatten ihr Kind bereits aufgegeben und so wurde beschlossen das Beatmungsgerät abzuschalten, alle Versuche ohne Gerät eine Atmung zu erzielen waren erfolglos...letztlich war ich es der anschliessend das warme noch rosige Kind im Arm hielt, bis das Herz endgültig verstummte. Die Eltern hier lehen es ab auf diese Weise Abschied von ihrem Kind zu nehmen. Sie akzeptieren häufig den Tod ihres Sprößlings weitaus früher als von Gott gewollt, als ich selbst. Die Frage nach dem Warum , wird hier mit "Gott" beantwortet und so sieht man selten Eltern offen Tränen vergiessen. Trotzdem glaube ich wir sollten fortfahren all das zu nutzen was uns zur Verfügung steht um die wenigen zu retten, die vielleicht eine grössere Chance haben.

Life without care: Haydom Hospital in Gefahr!

2014 wird Haydoms Hauptsponsorenquelle in Norwegen versiegen. Das Krankenhaus wird aber ohne weitere finanzielle Sponsoren nicht in der Lage sein weiter zu existieren, da es hauptsächlich auf Spenden angewiesen ist. Das bedeutet Millionen von Menschen um die Gegen von Lake Manyara und Mbulu die die letzten 50 Jahre medizinisch versorgt waren, werden keine ärztliche Hilfe mehr erlangen können. Doktor Norbert ein amerikanischer Chirurg, welcher hier mit mir gemeinsam gearbeitet und meherere Kinder operiert hat, hat im Rahmen der derzeitigen fast aussichtslosen Situation einen Dokumentarfilm gedreht um neue Aufmerksamkeit in diese verlassene Gegend Tanzanias zu bringen um die Stimmen der Ärmsten und Kranken laut und ihre Geschichte gehört werden zu lassen

http://www.kickstarter.com/projects/1589512961/life-without-care-losing-haydom-hospital-tanzania

Känguru-Care