Sonntag, 21. Juli 2013

Abenteuer Wochenende

Checkliste für einen erfolgreichen Wochenendsausflug!

Nummer eins: Es ist sicherzustellen dass das Auto einen Abend vor der geplanten Abreise auch wirklich startet und es empfiehlt sich einen Kupplungsquickstart zu üben und das Auto an einem Hang der eigenen Wahl zu parken. Als nächstes sollte man nicht vergessen auch Benzin getankt zu haben bloss ist zu bedenken dass bei einer nicht funktionierenden Batterie wohl auch die Frontlichter nicht funktionieren und man den Weg zur Tankstelle abends um 8 Uhr wohl im stockdusteren finden muss. Einfach schön langsam und bei offenem Fenster fahren um nicht im Graben zu landen bis man das nächste Licht erreicht, was dann wohl der Tankstelle gehört. Dann unter keinen unter gar keinen Umständen den mühevoll zuvor gestarteten Motor abstellen, auch wenn der eigene Hund aufgeregt gegen die Fahrertür springt...von aussen. Wo kam die denn her??? Wenn du ihn doch versehentlich ausgestellt hast lass dich vom netten Tankstellenpersonal anschieben und tu genau dass was du vorher am Berg geübt hast. Sehr gut, geklappt. Den Tank füllen während der Motor noch läuft bei abgezogenem Zündschlüssel ich glaub das kann nur mein Auto...ja ja da staunt man sehr. Nach der Rückkehr wieder einen Berg suchen und den Motor etwas laufen lassen in der Hoffnung die Batterie lädt noch ein bisschen. Den Alarm dann auf einen ganz frühen Zeitpunkt setzten, nur für alle Fälle und Unfälle. Man kann eigentlich schon sicher sein dass der ursprüngliche Plan so nicht funktioniert also ist es sehr weise ein paar nette Freunde mit auf die Reise zu nehmen die dann den nächstbesten leider noch schlafenden Krankenwagenfahrer wachklopfen 5 Uhr morgens in der Frühe der uns dann eine Lektion in Batterieaustausch von seinem Ambulanz zu meinem Autor erteilt, ja - gesehen und verstanden. Nach Sonnenaufgangsfrühstück dann starteten wir unsere Reise zum See Natron, der seinen Namen aufgrund des reichhaltigen Vorkommens dessen erhalten hat. Inmitten dieses Nationalparkes existiert auch einer der noch wenigen aktiven Vulkane in Tanzania der "Oldlengai-Vulkan" in der Sprache der Massai. Wir waren ganz zuversichtlich mit dem nun laufenden Motor und schafften es auch bis hinter das 2 h entfernte Dorf Mbulu als plötzlich mitten im Nirgendwo mit vollem Tank der Motor aussetzte, einfach so, aus vorbei und kein Mobilfunkempfang weit und breit ... so richtig gestrandet im Busch und das ganze mit dem Auto bergauf stehend perfekt. Aber was haben wir in solchen Situationen hier in Afrika gelernt...Panik verbrennt nur wertvolle Kalorien und Energien, stattdessen einfach warten und beten...und ein schattiges Plätzchen suchen. Und tatsächlich keine 10 Minuten später, schneller als der 24 h Rundumservice des ADAC hielt ein Safari-Auto führ uns an. Es ist immer ein tolles Gefühl dann den Schraubschlüssel einem Mann in die Hand zu drücken der dann eifrig beginnt an deinem Auto rumzuschrauben als hätte er einen Plan, den er dir aber derzeit noch nicht preisgeben will. Sieht immer sehr professionell aus so was. Ich sah unser Wochenende schon im roten afrikanischen Staub verschwinden. Aber überraschend fanden wir ein loses Kabel dass wohl für die Wiederaufladung der Batterie während der Fahrt verantwortlich ist im Kuehlerraum herumbaumeln...und mit dem nächsten stoppenden Auto (eine Elektrikfirma...wäre zu schön gewesen wenn die vielleicht ne volle Autobatterie mit sich geführt hätten auf ihrem Lader...) führten wir dann das aus was wir schon am Morgen gelernt hatten, Batterie von Auto eins auf Auto zwei wechseln, Kabel fixieren und einen Kupplungsquickstart hinlegen...yeah geschafft. Mit unseren Rettern teilten wir dann Bonbons, schüttelten Hände und fuhren weiter, fröhlich siegessicher singend...so ungefähr für 20 Minuten als die Fahrt anfing etwas schwammig und strassenlagenunsicher wurde...und wir mit einem platten Hinterreifen herausgefordert worden. Meine Güte die Mechanikgötter waren heute mächtig in Prüferlaune. Aber wir Mädels wussten wie man einen Reifen wechselt, die Lexion kam früher schon mal aber wir hatten alles nötige Equipment on board ... schön wenn man so llaaannnngggsssammm anfängt und gerade den Hydraulikheber unters Auto schieben will, wenn dann so ein paar superhilfsbereite tanzanianische Männer auf dem Motorrad halten und ihre Hilfe anbieten...haha natürlich lehnt man die nicht ab. Und zu Belohnung gibt es wieder Bonbons und etwas Schillingi für eine erfrischende Soda im nächsten Dorf und alle waren glücklich. In Karatu angekommen erster Stopp Werkstatt: Ersatzreifen flicken lassen und Kabel ordentlich fixieren. "Famous Mushy Brothers" nannte man sich dort. Und sie haben Reifen und Kabel in 1,5 Stunden repariert inclusive Motorreinigung...neuer afrikansicher Rekord nachdem man der nervenden Mzungu (hehe) gesagt hat, es würde schneller gehen wenn sie nicht ständig alle 15 min nachfragen tät wie lang es denn jetzt noch dauert und gefälligst ihre Nase aus dem Kühlerraum nehmen soll. Ok....wollt ja niemanden bleidigen, waren ja auch sehr schnell die Mushy Brothers. Wir waren unterdessen sehr feminin Kaffee bzw. Tee trinken gegangen und es wurden "Halfi-Keki" eine suaheli verenglischte form für "Halb-Kuchen" serviert ?? Fragt nicht was zu erwarten...zumindest war es eher ein "Halfi-Rockie" oder "Halfie-Brickie" und nur mit den Mahlzähnen zu zerkleinern oder in der Konsistenz zu verändern wenn man es im Tee ertrank bevor man es ass. Auto repariert und Zelte, Wildführer und Matratzen aufgesammelt ging es dann später weiter. Unterdessen bereits Nachmittag. Die Umgebung wechselte von Akzazienbäumen und Dornenbüschen in eine savannenähnliche weite Graslandschaft mit einem riesigen Vulkan, der inmitten all der kleinen grasbedeckten Hügel majestetisch emporragte, umgeben von schwarzer Asche und Erde. Wo kein Gras wuchs fanden sich Lava-geformte nun aber ausgekühlte gesteinsbrocken gefüllte Flussbetten, durch welche wir regelmässig hindurchzufinden hatten. Und dazu waren wir in dieser landschaftlichen Schönheit begleitet von Zebras, Giraffen und Antilopen...ganz ohne die Grenzen und Regeln eines Nationalparks. Genau das stellt man sich vor wenn man sich in einem Landcruiser in Afrika sieht. Wir genossen zwar sehr unser Privileg unserer absoluten Touristenfreien Zone aber als dann unser Motor erneut den Geist aufgab in einer der Lava-Senken hätte man sich schon so das ein oder andere Safari Auto vorbeikommend gewünscht. Und so sah man wieder einmal 4 Mzungu Ladies den Landcruiser den Abhang hochschieben damit ich kurz anschliessend wieder mit einem 2.Gang Jumpkupplungsstart den Motor zum Leben erweckte. Roooaaarrrrr......Applaus. Das Camp wurde im Dunkeln erreicht. Es gab zwar keine Elektrizität aber einen Pool...are you kidding???...mitten hier im Nirgendwo!! Während die Maenner die Zelte aufbauten, wuschen wir im Pool unseren Staub aus Nase und Ohren, nach einem eigens gekochten Dinner ging es früh ins Bett. Sollte doch der Morgensonnenaufgan
g am See, die Augen auf den langsam pink werdenden Himmel gerichtet. Dann wieder dieser Gummiegeruch kurz vor dem Ziel....NEEEIIINNN....der Reifen hatte andere Pläne als den Sonnenaufgang zu sehen, egal jetzt, wir wobbelten und hoppelten mit Platten die letzten 5 Minuten und liefen ein Stück, gerade noch rechtzeitig um die rote Lichterkugel über Bergen, See und Flamingos aufgehen zu sehen. Die Atmosphäre war mehr als mystisch und atemberaubend, kaum jemand sprach, es wurde nur auf das Farbenspiel am Himmel gestarrt mit den Kameras in der Hand. Absolut magisch! Nach dem nächsten gewechselten Reifen und neuen Shoppingerrungenschaften der geschäftstüchtigen Massaifrauen, wurden Reifen zum 2. Mal dieses Wochenende gewechselt und wir entdeckten einen neuen magischen Ort. Wir folgten einem Fluss 4 km flussaufwärts wandernd, manchmal in ihm watend, manchmal nur am Ufer über die Steine kletternd...manche von uns umgingen das feuchte Turnschuherleben und umkletterten die Uferlosen Abschnitte einfach an der Steilwand ( ich muss jetzt nicht sagen wer das war...) Wir fanden den geheimen Wasserfall und zögerten nicht lang tauchten unter ihm hindurch, fanden uns in einer Höhle, durchquerten diese halb schwimmend halb watend durch eine enge Felsschlucht im tosenden Warmwasserschaum und erreichten den zweiten noch viel stärkeren kleineren Wasserfall. Man kämpfte sich ihm nah um sich dann von der Strömung wieder zurückwerfen zu lassen...zehnmal besser als jedes Spassbaderlebnis. Das Spiel setzten wir fort bis wir später müde in der Sonne auf den trockenen Felsen einschliefen. Wie aus einem Indiana Jones Movie und wir alle als Erstentdecker so ungefähr...naja fast...zumindest schön dran zu glauben. Der Weg zurück nach Haydom 8 h war staubig, spät, dunkel und lang. Aber das Auto brachte uns brav zurück und die Mechanikgötter waren wohl mit ihren Prüflingen für das Wochenende zufrieden und legten sich auch früh zu Bett. Wir erreichten alle unsere Duschen und Betten...und träumten vom nächsten Abenteuer.


















 

Dienstag, 18. Juni 2013

Morningblues


Es gibt Momente in denen wird die persönliche Geduld auf eine harte Probe gestellt und eine montagmorgendliche Visite in der Lena Ward Intensivstation ICU kann dazugehören. Beginnen wir mit dem Fakt das einige die ICU, das Intensivzimmer, mit einem 24 h geöffneten Warenhaus  verwechseln, stets einladend geöffnete Pforten und so viel zu bestaunen. Sobald man energisch den Türgriff benutzt um all die neugierigen Nasen nach draussen zu schieben, oeffnet sich wie von Geisterhand keine 10 Sekunden später die Tür erneut und eine neue mir völlig unbekannte Person betritt den Raum um 10 Sekunden später wieder nach draussen zu entgleiten. Natürlich bleibt die Tür hinter dieser Person sperrangelweit offen. …entnervt aufgebend dann das Wort an die Schwester gerichtet, wie es denn dem Patienten heute morgen ginge, ob er erbrochen habe, ob das Fieber gesunken sei…dreht diese sich dem Patienten zu…“Moment ich frag ihn mal!“ Der Doktor erklärt der Schwester daraufhin höchstausführlich den Gesundheitszustand des Patienten, was wir schon seit drei Tagen für eine Therapie verfolgen, zu welchem Zweck und das wir auch am vierten Tag nix verändern und sie schreibt hinter den Namen des Patienten in ihrer Liste sehr ausführlich und detailliert: "Weitermachen"!. In meinen wortreichen Erklärungen an Eltern und Pflegepersonal schiebt sich immer im Moment höchster verbaler Konzentration ein laut quietschender Rollstuhl an der gerade wieder verschlossenen Tür vorbei, schön langsam. Kaum ist er in auditorisch sicherer Entfernung geht die Tür erneut auf und 10 neugierige Nasen wollen Sensationsluft schnuppern. Morgen darauf schwör ich bring ich Superkleber mit und verkleb die Türen von innen und den quietschenden Rollstuhl am Boden fest. Wem das noch nicht genug Geduldsprobe ist ,der sollte mal zugegen sein wenn man eines Morgens plötzlich auf eine halb bettenleere ICU stösst…mitten beim Abhorchen des Patienten dann plötzlich ein Team von Handwerkern mit Schlagbohrern die ICU stürmt und mit emsigem Eifer lautstark Löcher in die Wand bohrt…der Rest der Visitienkonversation dann im Telegrammstil schreienderweise immer wieder unterbrochen vom Vibrieren und Rattern des Pressluftbohrers. Aber auch hier absolute Lärmresistenz der Schwestern und auch anwesenden Angehörigen.  Ja die Lärmresistenz geht sogar so weit dass ein bedrohlicher Alarmton der Sättigungsmonitore komplett überhört wird ,bis sich dann nach 20 Minuten noch 2 weitere Geräte in den PIEP Gesang entstimmen und erst dann wird bemerkt das jemand über das Stromkabel vom Sauerstoffkonzentrator  gestolpert war und der seit ungefähr 20 Minuten ohne strom und stecker in der Wand atürlich nicht mehr funktioniert. Warum muessen Monitore auch so störende Geräusche von sich geben, viel angenehmer wäre doch ein klassische Musikuntermalung mit Crescendofunktion…und rot ist doch eine so agressive Farbe warum kann man die Zahlen nicht lila oder pink machen. Manchmal ist man einfach besser beraten sich zurücklehnend einer Tasse Tee zu erfreuen.

Samstag, 4. Mai 2013

Welcome back Tanzania - African Freedom


Das allerschönste am Reisen ist das wieder nach Hause kommen, so sagt man zumindest. Das dauerte bei mir bloss um die 3 Tage abgereist am Dienstag  Abend -  angekommen am Freitag Abend.  Zwischenübernachtung in Nairobi und Arusha. Hundeabholung und Heimfahrt im Landcruiser. Bis dahin war alles erstaunlich glatt gelaufen. Dumm nur wenn einen der Jetlag auf der breiten Teerstrasse bei durchschnittlich 70-80 km/hr  eiskalt erwischt und dein Cofahrer ein schlafender Hund ist. Da half keine laute Musik und auch kein bei 25°C geöffnetes Fenster. Gut nur dass die Strasse nie so richtig belebt ist, denn meine Fähigkeit in diesem Zustand die Spur zu halten, würde ich eher als inkonstant bis unmöglich beschreiben.  Gut das Katesh auf der Zulieferantenliste vom Redbull Konzern steht. Igitt das Zeug schmeckt scheusslich aber hat dann wenigstens seine wirkung nicht verfehlt und wenig später sah bzw. hörte man einen durchgeknallten zurückgekehrten Mzungu Arzt bei offenem Autofenster, Radiolautstärke im Anschlag zu Sunrise Avenue singend, mit einer Hand steuernd mit der anderen aus dem Fenster die untergehende Sonne filmend, durch das Steppenland brausen. Das erscheint zwar nicht unbedingt an Fahrsicherheit gewonnen zu haben, aber der Spassfaktor war um einige Punkte gestiegen und die Müdigkeit war der Euphorie gewichen wieder zurück zu sein auf meinem Kontinent in meinem Tanzania. Die untergehende Sonne tauchte die Landschaft in ein unglaublich wärmendes orangefarbendes Licht dass die Kontraste des Gelbs der Sonnenblumen, das Rot der Erde, das Grün der Akazienbäume und das Blau des Himmels in einem spektakulären Kontrast zueinander setzte. Und das Auge sah nichts als Horizont, nichts woran man mit dem Blick hängenblieb, nur absolute Weite. Das ist genau das Gefühl von afrikanischer Freiheit das man unbewussterweise in der westlichen Welt vermisst wo alles eingeschachtelt, zensiert und kontrolliert für den Konsum angeboten wird. Später auf dieser Fahrt kletterte ich auf mein Autodach um der Sonne auf ihrem Weg unter den Horizont zuzusehen. Ich atmete tief durch, es fühlt sich wirklich an wie nach Hause kommen, ich hatte es vermisst mein Afrika.
 
 
 
 

Boston - alte Erinnerungen, neue Perspektiven 23.04. - 30.04.2013


Es war genauso wie ich es in Erinnerung hatte . Alte Backsteinhäuser, kleine enge gepflasterte Gassen, Cafés und Restaurants, kaum Hochhäuser dafür aber viel viel Grün in der Stadt.  Studenten, Jungvolk und Touristen bunt durchmischt, der Duft von salziger Atlantikluft, blühende Kirschbäume, eine kalte Brise, die mich meine Sommermode wieder in den Koffer stecken liess. Nachdem ich erst einmal eine halbe Stadttour auf der Jagd nach einer am Ende falschen Adresse gemacht habe , wer kann denn bitte ahnen dass es in Boston 3 mal die Elmstreet in komplett entgegengesetzten Himmelsrichtungen gibt, fand ich dann auch Alexandras Haus. Alex ist eine Neurochirurgin die ich in Haydom kennengelernt und die an Havard unterrichtet und im Brigham Krankenhaus eines der grössten Neurochirurgisch und pädiatrisch neurochirurgischen Zentren in den Staaten  arbeitet. Sie und ihre Familie leben in einem herrlich alten unter Renovierungsarbeiten stehendem alten Kolonialhaus mit etlichen Räumen, unzähligen Kaminen und so viel Reisemitbringseln von den unterschiedlichsten Kontinenten das man durch die Räume andächtig wie durch ein Museum schreitet… Natürlich versucht mich Alex nach wie vor für die Neurochirurgie zu begeistern, dafür nahm sie mich in das Brigham mit und stellte mich dem Team vor. Ich vereinbarte für den nächsten Tag eine OP Hospitation. Es könnte eigentlich kein grösseres Kontrastprogramm geben.  15 Hightech OP Sääle und ein Flatscreen der die Belegung der einzelnen Sääle mit laufendem Programm wie eine Flughafeninformationsanzeige preisgibt. Die Shunt Operation unter 3D Brainmapping-image, ein transportables Mini CT, Mikroskope und intrazerebrale Endoskopie nur ein paar der OP Highlights. Ich war mehr als beeindruckt. Ich weiss trotz all der Technik, dass es aber auch nicht die komplikationsfreie OP gibt, dass dir in einem wahren Moment des Unerwarteten auch all die Technik nix helfen wird.  Ausserdem freute es mich zu sehen dass die Shunts vom praktischen Ablauf her genauso operiert werden wie es auch in Haydom, zugegeben erfolgreich, praktiziert wird. Seufz mein für die Neurochirurgie gewecktes Interesse macht die nachfolgenden Lebensabschnitte und Entscheidungen nicht sehr viel  einfacher, sicher aber aufregender. So viel sei gesagt ich bin nicht abgeneigt mich der ostamerikanischen Küste und speziell  Boston zuzuwenden um  die Neurochirurgie nicht aus den Augen oder besser den Händen zu verlieren.







Das Nachbeben


Der Film hatte etwas ausgelöst das in den nächsten Tagen wie eine zweite Welle über uns hereinbrach:  emails, Telefonanrufe  und Zuspruch, Spendenangebote, Ideen in der Umsetzung der Verbreitung des Filmes, dutzend Einladungen zum dinner oder einem lunchtreffen. Ich wäre aus dem Erzählen gar nicht mehr herausgekommen für die nächsten Monate nehme ich an…dennoch müssen wir nun den nächsten Schritt in die Wege leiten. Michal zermaterte sich den Kopf wie er das Spendengeld verwalten und den Film an einen guten TV Sender weiterreichen kann. Er zog all seine Kontaktregister. Schnell war klar es muss eine amerikanische Gemeinnützige Organisation und eine Webseite mit Konto her. Das kam mir alles sehr bekannt vor! Er entschied sich mich als die Schüsselfigur auf dieser Webseite darzustellen mit einem „Donate to help Dr.Theresa“ button  und einem direkten online link zum Film. Ich war erst skeptisch aber Michal argumentierte: „die Leute lieben dich in dem Movie, wenn sie spenden dann für dich und weil sie dir und deiner Arbeit vertrauen“ …nagut wenn es die Spendentrommel ankurbelt geb ich meinen Dr.Theresa Status gern zur gemeinnützigen Nutzung frei. Man bekommt nur plötzlich vor Augen geführt wie viel Verantwortung man plötzlich besitzt und das dieses Projekt mit meiner Abreise im Oktober wohl noch lang nicht vorbei sein wird. Lena Ward bleibt für mich eine Lebensaufgabe. Aber ich nehme die Herausforderung an! Ich traf mich mit Architekten und IT-Personal welches Ideen für eine Telekommunikationsprogramm zum Vernetzen der kleinen  Ambulanzzentren in den Dörfern mit dem Krankenhaus hat, ich ging zum lunch mit einer in Sausolito arbeitenden nigerianischen Kinderärztin die ihre Kontake gern nutzen würde um Material nach Haydom zu bringen. Ach und das absolute highlight neben all dem fundraising ich stand auf wasserskie und bin über den eiskalten Pazifik gejettet, absolut spitzenklasse. Kurz vor meiner Abreise traf ich mich noch mit Norbert und ging mit Fiona seiner Frau Kayaken. Und dann hiess es auch schon wieder Flugzeug und nächster Halt Boston, Massachusetts.
Das Movie mit all Hintergrundinformationen gibt es unter der neu kreiierten webseite:


http://www.lifewithoutcarelosinghaydomhospital.org/

San Francisco - ein westliches Abenteuer


Die nächsten Tage verbrachte ich dann mit Michal in Sausalito auf der anderen Seite der Golden Gate Bridge dem High Society Viertel der Stadt. Stars, Sternchen, VIPs oder einfach nur hart am Erfolg arbeitende Menschen leben in dieser fast aufgesetzt wirkenden perfekten  Welt mit ihren Seegeljachten, Prada und Gucci tragenden Mädels, dem herrlichen Wetter, den Cafes und und und. Michal hat ein wunderbar gemütliches wenn auch etwas chaotisch anmutendes Hausboot das er sich mit Freundin und Sohn teilt…mit beheiztem Wirlpool, kleinem Motorboot und jeder Menge Wasserspassequipment wie Wasserski, dazu später mehr. Jeden Morgen erwachte man mit Blick auf das kleine Innengewässer auf dem die Hausboote flotieren. Und sah den Möwen bei der Nahrungsbeschaffung zu . Da Daniel noch den Film weiter editieren musste war mir aus Top Secret Gruenden der Zutritt nicht erlaubt und  so vergnügte ich mich auf dem Rad durch die Strassen SanFranciscos, ging Krabbenbrötchen essen, einen Cappuccino, Cafe Laté, Chai Laté nach dem anderen trinken, einkaufen ect. den lieben langen Tag mich dem Westrausch hingebend. Es ist einfach unglaublich in wie vielen Variationen und Nationen man in dieser Stadt essen gehen kann, es gibt absolut nichts was man nicht findet ob nun koreanisch, Thai, Mexikanisch und und und zu viel zu viel für meinen tanzanianisch kulinarischen Horizont. Überdies hege ich den stillen Verdacht dass die Hunde hier alle mit Wachstumshormonen behandelt werden … oder mein Auge ist den Anblick solcher bellender Riesenvierbeiner ebenso nicht mehr gewohnt. So etwas würde in Haydom vor den Pflug oder den Holzkarren gespannt , eine Kette um den Halst bekommen und zum Grasen auf die Weide gebracht werden. So vergeht auch im scheinbar perfekten Paradies die Zeit. Ich half Michal mit der Studiodekoration für den herannahenden Abend, während mich Daniel am Abend zum Tanzen und tagsüber zum Kletter ausführte.  In einem der schicken Friseursalone Sausalitos wurde mein  Haydom-geplagtes Haar reanimiert und zurück in Form gebracht. Man kümmerte sich wirklich rührend um mich! Der Abend der Filmpremiere kam schnell. Wir bemühten uns alle authentisch haydomisch zu erscheinen…für mich keine Schwierigkeit trug ich doch ein bodenlanges schulterfreies (eher weniger haydomisch) lachsfarbenes Seidenkleid eigens in Haydom für mich geschneidert und Daniel steckte ich in ein in Haydom handgenähtes  schwarzes Hemd mit bunten afrikanischen Stoffapplikationen. Die Masse dazu gab es vorher per mehrerer Skype Befragungen. Nun es waren an die 100 Interessenten und Spender und Unterstützer des Projektes gekommen, mit so einem Zulauf hatte ich ehrlich nicht gerechnet. Die Dokumentation brachte mich gleich in Gedanken zurück auf die Station und so manchem Zuschauer die Tränen in die Augen. Der Film erntete Standing Ovations während ich von Michal und Daniel vors applaudierende Publikum geschoben wurde, dass dann noch viel lauter applaudierte und von den Sitzen aufsprang….kein Notausgang in Sicht, stellte ich mich nachdem die Euphorie etwas abgeebbt war den vielen Fragen des Publikums und viele kamen anschliessend mit dem ehrlichen Wunsch zu mir helfen zu wollen. Was für ein Zulauf. Hände schütteln, Geschichten erzählen und wieder Hände schütteln. Wir aalten uns in Aufmerksamkeit und Zuspruch. Was für ein wunderbares Gefühl so etwas erreicht zu haben. Ich glaub an diesem Abend konnten wir nicht mal gemeinsam anstossen so auseinandergerissen waren wir von der Menschenmenge, zumindest bestand ich auf ein Gruppenfoto von uns dass uns an diesen tollen Abend erinnern sollte.

San Francisco featuring Haydom Lutheran Hospital 12.04. - 22.04.2013


Einmal um die Welt bitte, und drei Mausklicks später voila Flugticket nach San Francisco mit Rückflugstop in Boston. Der Anlass meines geplanten Haydomausbruches in die westlichste westliche Welt ist die Premiere des Haydom Dokumentarfilmes der in San Francisco erstmalig gescreent werden sollte.  Natürlich und das muss ich klar zugeben hatte meine Entscheidung diesem event beizuwohnen nicht nur kulturelle und repräsentative Gründe, nein ich freute mich auch wahnsinnig Norbert und die Urheber des Movies sowie mein geliebtes San Francisco wiederzusehen dass ich bereits vor 13 Jahren in mein Herz geschlossen hatte. Die Anreise ist bereits ein kleiner Dokumentarfilm für sich. Mit meinem Co-Fahrer Maya an der Seite durch den Schlamm auf die Teerstrasse nach Katesh, dann weiter nach Arusha inclusive Polizeistopp und Schokoladenbestechung…nein diesmal keine Heiratsanträge.  Maya musste ich schweren Herzens bei einem Freund in Pflege zurücklassen  als ich in das Impala Shuttle nach Nairobi stieg…einmal Kenya International Airport bitte…wenn man bedenkt was sich da am Flugticket sparen lässt, lohnen sich die 4-5 h Shuttlefahrt.  Das schöne wieder einmal beim Reisen ist dass man nie lang allein bleibt…und sich die Zeit wie von selbst voranschlägt bis plötzlich der Flieger die Landebahn verlässt und gen Norden in den Nachthimmel gleitet…die Lichter Nairobis unter mir wichen einer dichten Wolkendecke und das Unterhaltungsprogramm, warme Socken, Tee und ich gebs ja zu etwas pharmazeutische Einschlafhilfe liessen mich sanft der afrikanischen Welt entschlummern bis mich die holländische Luft später und die Flugzeugbeleuchtung in Amsterdam weckten. Bumm da war sie knalltharte westliche Zivilisation. Flugtafeln, Uhren, Laufbänder und Rolltreppen, Coffeeshops, sanft dudelnde Flughafenmusik, ein beinahe blumiger Geruch, spiegelsaubere Fliesen und hochglänzend polierte Toilettenamaturen … gut gekleidete Geschäftsmenschen die sich Sakko oder Blazer glatt und fusselfrei bürsteten … und ich in meinem rot staubbedeckten Haydomkoffer und Rucksack, meine Füsse in Wanderschuhen fest verankert damit ich auch nicht den Halt verliere angesichts dieses Kulturschocks. Man fühlt sich beinah als Fremder in seiner eigenen Welt…keine Mzungu Rufe, keine helfenden Hände die mir den Koffer vom Laufband oder die Treppe hinaufhieven.  Jeder scheint nur seinem Zeitplan hinterherzurennen. Nächster noch grösserer Flieger nach Detroit fuer die nächsten 8 Stunden…amerikanische Luft … roch dann weniger nach Tulpen aber nach Donkin Donuts Dunkoccino und Bagels mit creamcheese und auffallend fast jeder war an einen Kaffepappbecher unterschiedlicher Koffeinanbieter gekettet und hatte ein Telefon oder nein besser ein iPhone am Ohr kleben wieder nur mit sich anstatt mit der Welt beschäftigt. Seufz noch einmal Fliegerwechsel…immer noch etwas benommen von  dem Schlafentzug stolperte ich auf das dritte Flugzeug das mich dann weitere 5 Stunden später in San Francisco ausspuckte. Daniel wartete mit einem breiten Grinsen an der Strassenbahnhofhaltestelle: Karibu Amerika! Ich hatte es geschafft nach fast 29 h Reisezeit seit Nairobi. Aber die Aufregung endlich da zu sein unterdrückte die Müdigkeit. Gemeinsam, oder korrekterweise muss ich zugeben übernahm Daniel mit meinem kaputten Koffermonster die meiste Arbeit, bezwangen wir die steilen Anstiege der Stadt bis zur WG in der er lebt. Nun möchte man meinen  bin ich alsbald erschöpft auf der Couch zusammengebrochen…vielleicht war es die Dusche oder das türkische Baklava, ich liebe die!!, die in mir das Bedürfnis auslösten ich möchte mit auf die WG Party.  Da es sich um eine Mottoparty handelte bemalten wir gegenseitig unsere Gesichter und während Daniel sich in einen Tiger verwandelte wurde ich zum Schneeleoparden. Ich glaub mit der Bemalung waren wir die Stars des Abends.












Sonntag, 7. April 2013

Ein traurig kleines Wunder





Haydom ist ja sehr bekannt für seine Kuriositäten und Seltenheiten. Diese Geschichte aber sorgte selbst hier im Dorf für einen Massenauflauf  an Paparazzi und Neugierigkeit. So erblickte hier im Kreissaal der Frauenstation ein siamesicher Zwilling das Licht der Welt. Um exakt zu bleiben handelte es sich nur um ein komplettes Neugeborenes dem Kopf und Rumpf des Geschwisterkindes am Nabel angehangen war. Dieses war allein nicht als vollständiges Individuum zu bezeichnen ohne eigene Organe wurde es von der Blutversorgung des grossen Kindes mitversorgt und am Leben gehalten. In diesem Fall stösst man selbst in der Definition des Mensch-Seins und am Leben-seins an ethische Grenzen.  Alle Untersuchungen und ein CT zeigten ein normal entwickeltes grosses Geschwisterkind mit eigenständgigen physiologisch normal positionierten Organen so dass Hoffnung auf eine lebensrettende Trennungs-Operation bestand. Mit einer sehr talentierten und befreundeten Kinderchirurgin aus Arusha (Dr.Catherine) vereinbarte und plante  ich den Versuch einer Verlegung und Operation. Pat der Pilot von FMS war wieder einmal verlässlich und engelsgleich bereits eine Stunde später wie vereinbart auf dem Haydomer Landeplatz angekommen. Die noch sehr jungen Eltern wünschten den Versuch einer OP waren nach versprochener finanzieller Hilfe bereit die Verlegung zu wagen. Einziger und grösster Wehrmutstropfen war die Informationsgeilheit des gesamten Krankenhauses inclusive nichtmedizinischen Personals. So stand die Tür einladend wie zu einem Museums-oder Zoobesuch zum Krankenbett der Kinder offen und Schwester, Arzt, Freund, Putzpersonal, Dorffotograph und wer sonst noch so von der Neuigkeit erfahren hatte gaben sich die Klinke und den Fotoapperatauslöser in die Hand. Der Verband wgzeurde abgerissen, erneuert und wieder abgerissen für eine „tolle“ Aufnahme…ich kam als Ärztin kaum noch an das Bett heran, bis ich alle nichtautorisierten Menschen aus dem Zimmer geworfen hatte. Das war letztlich vielleicht der Grund für den weiteren Verlauf.  Die Verlegung klappte bilderbuchmässig Ambulanz stand bereit als ich mit dem Sauerstoffpflichtigen Kind, Pulsoxy und Perfusor im Arm heraneilte. Leider gibt es im Auto keinen Sauerstoffanschluss und so schrie ich den Fahrer an das Gaspedal durchzutreten nachdem der auch erst mal seinen Fotoapperat gezückt hielt. Mit einem langsam blau werdendem Kind im Arm rasten wir über die Haydomer Buckelpiste, durch das gerade aufgerissene Krankenhausgate Richtung Flugplatz wo Pat schon mit Sauerstoffzylinder und Flugzeug wartete. Daran angeschlossen erholte sich die Gesichtsfarbe des Säuglings und mein Adrenalinspiegel rasch. Mutter und Kind wurden auf dem Rücksitz festgeschnallt ich übereichte Pat Verlegungspapiere, CT Bilder und nachdem die Ambulanz an den Flugplatz in Arusha bestellt war ging die Reise für die kleine Familie los und wenig später erhob sich das Flugzeug über unsere und die Köpfe vieler weiterer neugieriger Dorfbewohner empor. Der weitere Verlauf der Geschichte lag nun nicht mehr in meiner Hand. Vielleicht war es die Vielzahl an ungewollten Besuchern, eine sich entwickelnde Infektion oder einfach göttlicher Wille das der Zwilling nach einer geglückten Verlegung in der Nacht vor der OP im ALMC Krankenhaus Arusha plötzlich in einen Herz-und Atemstillstand verfiel aus welchem ihm die Ärzte dort nicht mehr retten konnten. So hat die doch ganz vielversprechend begonnene Rettung leider einen traurigen Ausgang. Ich habe mich entschlossen über meinen Verein Haydomfriends Krankenhaus und Reisekosten für die Eltern und das Kind zu übernehmen damit ihnen selbst in der Zeit der Trauer ein bisschen Unterstützung gewiss ist. Man muss sich eigestehen dass wenn man sich das Wunder am meisten wünscht es leider oft hier nicht eintrifft und es gibt viele viele Fälle die zunächst hoffnungsvoll beginnen und dann doch traurig enden. Dennoch verlieren wir nicht die Hoffnung und hoffentlich nicht die Motivation immer wieder an Wunder zu glauben.

Olav das Osterei


Während bei uns zu Haus die Ostereier wohl in der weissen Schneepracht versinken suchten wir den tanzanianischen Osterhasen in diesem Jahr auf Sansibar.  Mit dem  Besuch meiner Schwester und ihres Freundes war auch mir eine kleine Haydompause vergönnt. Gemeinsam ging es auf Pumba, Timon und Simbajagd und anschliessend im Flieger auf die Gewürzinsel.  Durch die Gassen von Stonetown schlendern, in den unzähligen kleinen Boutiquen zuviel Geld lassen am Fhoredani Garden am Abend wenn die Sonne untergegangen ist im Gaslampenschein Kokosbrot, Pizza und Seafood geniessen und im Dhow Palace Aladin und Ali Baba spielen. Ja wir hatten sicherlich eine schöne Zeit. Das Reisehighlight stellte aber mit Abstand der Heimflug dar. Ein vom Frühstückstisch entwendetes hartgekochtes Reiseproviant – Ei sorgte an der Flughafenkontrolle für unerwartet grosses Aufsehen. Die Röntgenkontrolle des Handgepäcks zeigte wohl einen seltsam verdächtigen Handgepäcksbefund und als das Ei ans Tageslicht befördert wurde sah man in die verwunderten Gesichter des Sicherheitspersonals am Stonetowner Flughafen. Was auch immer sie hinter der weissen Schale vermuteten, auch die Lichtkontrolle, der Hör – und Schütteltest auch die mehrfach herangerufenen Kollegen brachten keine Klarheit. Meine Schwester wünschte höflich frohe Ostern und versuchte ihren kleinen weissen Freund  als Ostergeschenk  den verdutzt dreinschauenden Kontrollpersonal zu überlassen das irritiert ablehnte. Ihr wurde letztlich die Mitnahme ihres Ostereies genehmigt und um der Schöpfung die Krone aufzusetzen wurde es anschliessend von uns mit Gesicht und Farbe versehen und auf den schönen Namen Olav getauft. Nun folgte uns Olav in den Flieger bekam seinen eigenen Sitzplatz am Fenster, wurde der Stewardess vorgestellt und mit den grossen Vögeln abgelichtet. Die weitere Reise ins kalte Deutschland ist nicht dokumentiert.  Vielleicht hat Olav bei der Ankunft am deutschen Flughafen auch einen Besitzer gefunden, vielleicht ist im ihm bei den eiskalten Temperaturen auch der Dotter eingefroren  oder er hat sich aus lauter Heimweh im Schnee eingegraben. Vielleicht ist ihm aber auch ein tanzanianisches Osterküken entschlüpft. Fakt ist dass die Verbreitung von kleinen Olavs in Tanzania zu Ostern ein eher unbekanntes Phänomen ist und es dem Humor der Sicherheitsbehörde zu verdanken ist das Olav eine solche schöne Reise vergönnt war!



Freitag, 25. Januar 2013

HaydomFriends hilft leben



Abgesehen von all den erhaltenen Heiratsanträgen durch die ortsansässige scheinbar verzeifelte Arushaer Polizei hat mein zwei wöchiger Aufenthalt in Arusha noch einen wichtigeren Grund. Die Idee ist ein Trainingsprogramm für Haydomer Jungchirurgen und Schwestern zu initiieren insbesondere auf dem Gebiet der Hydrocephalus-Shunt Implantation und Spina Bifida Operationen. Dr. Catherine die Kinderchirurgin hier ist zertifizierte Ausbilderin und kann am Ende eines festgesetzten 2-3 Monatigen Trainingsprogramm ein Zertifikat ausstellen, dass es dem Teilnehmer ermöglicht diese Prozeduren selbstständig durchzuführen und die nötigen Shunts dann auch zur Verfügung gestellt bekommt. Ausserdem sollen Schwestern und Physiotherapeuten wie Outreach Schwestern im Umgang mit Urinkatheterisierung der kleinen Patienten sowie in der perioperativen Krankenpflege geschult werden. Ich bin Catherine in den letzten 2 Wochen in OP und Sprechstunde gefolgt. Neben diesem gibt es nun auch ein sehr glückliches kleines Mädchen dass ich zuvor in Haydom mit einer lebensbedrohlichen massiven "Nieren-und Urinstauung" und Nierenentzündung gesehen und die Diagnose mit einem Ultraschall bestätigt hatte. Da solch ein Krankheitsbild operativ in Haydom nicht versorgt werden kann, bat ich die Familie mit der Kleinen ans ALMC Krankenhaus nach Arusha zu kommen um von Catherine und mir noch einmal gesehen zu werden. Noch am Tag ihrer Ankunft wurde sie auf die Operationsliste gesetzt und 2 Tage später operiert. Es zeigte sich ein grosse Zyste in der Blase welche den Urineinstrom auf beiden Seiten blockierte und so zu einer massiven Erweiterung der Harnleiter und auch der Niere führte. Catherine schaffte eine Schienung beider Harnleiter und Entfernte das obstruierende Gewebe. Dem Kind ging es am Folgetag der OP gut, die Nieren arbeiteten und der Urinbeutel füllte sich stetig. Einziges und leider ach so häufiges Problem ist die Frage die Bezahlung medizinisch möglicher und notwendiger aber finanziell unmöglicher Eingriffe. Die Familie aus Haydom stammend hat neben ein paar Ziegen und Hühnern keine Rücklagen und kamen mit gerade mal 25.000 Tsh (12 Euro) das war alles was sie auftreiben konnten in die Klinik. Um einen solchen operativen Eingriff zu beginnen muss am ALMC jedoch eine Bürgschaft geleistet werden, da allein eine Übernachtung mit Verpflegung ohne medizinische Versorgung 50.000 Tsh kostet vom eigentlichen Eingriff ohne Versicherungsträger mal weit abgesehen.  Ich entschied mich die Kosten für Krankenhausaufenthalt und OP  von unserem Verein HaydomFriends übernehmen zu lassen. Das kleine Mädchen konnte am darauffolgenden Tag bereits in die weitere medizinische Versorgung in Haydom entlassen werden, wo ich sie selber in 2 Tagen nach meiner Rückkehr wiedersehen werde. Als wir alles weitere mit dem Vater und später auch der Mutter besprachen, hatte jener Tränen in den Augen und dankte allen Spendern, Helfern und Unterstützern von Haydomfriends. Dankte allen für die neue Chance zu leben seiner kleinen Tochter. Es bedarf wohl sicher noch ein paar mehr Eingriffen und Krankenhausbesuchen, aber die grösste Gefahr ist erst mal genommen. Tja und ich selbst hoffe auf eine gute und sichere Rückkehr nach Haydom. Die Fenster, der Scheibenwischer und das Radio sind so gut wie repariert, Benzin und Oel aufgefüllt. Ich hoffe die Polizei hat hitzefrei oder jagt anderswo wilde Ganoven und ich komme ungestoppt schnell nach Hause zu meiner eigenen kleinen Hundefamilie.

Im Wartesaal des OPs

OP Schwester und Baby auf dem Weg zum
Operationstisch

Während des 4 h Eingriffes 

Mittwoch, 16. Januar 2013

Afrikanische Hochzeit


Das man hier in Tanzania als weibliche Mzungu häufiger mal an Heiratsanträge gerät ist im allgemeinen nichts ungewöhnliches. Überrascht wird man nur immer wieder von der Kreativität der Anwärter! Hier also wieder ein typische Begebenheit mitten aus dem tanzanianischen Alltag gegriffen. Um die Kontakte mit dem Rehabilitätszentrum im Moshi und der kostenlosen Shuntsendung für die weiteren OPs in Haydom zu sichern, begab ich mich für 2 Wochen nach Arusha um Catherine einer Kinderchirurgin hier etwas über die Schulter zu schauen. Auf meinem Weg zurück zur Klinik kurz vor der Krankenhauseinfahrt dann die lästige Polizeikontrolle. Die diesmal weibliche Polizeibeamtin nahm sich viiieeelll Zeit meine Papiere, das Auto und die Gesamtsituation zu inspizieren, fand neben einem fehlenden Beglaubigungstempel auf den kopierten Fahrzeugpapieren, einen meiner Autoreifen zu alt und den kleinen Riss in der Heckscheibe wohl auch als sehr verkehrsgefährdend…wobei die uns passierenden DallaDallas und LKWs nur noch vom Rost gehalten kurz vor dem Auseinanderfallen standen. Meine Erklärungen ich würde als Gastdoktor aus Haydom dringend in der Klinik erwartet beeindruckten sie wenig und das nicht erreichbare Handy von Dr.Catherine halfen da nicht unbedingt weiter. Mit einem strengen Gesichtsausdruck verlangte sie ihr auf die Polizeistation zu folgen…Einwände wie ich hätte es aber eilig ect…. prallten von ihr ab. Ich solle meine Strafe von 70.000 Tsh zahlen. Sie stieg neben mir auf den Fahrersitz mitsamt ihrem männlichen Begleitkollegen, der die ganze Fahrt still vor sich hin grinste. Einem Kreuzverhör gleichend gestaltete sich die Fahrt zum Revier und als ich dann verzweifelt des Unverständnis in Englisch wegen dann in Suaheli wechselte, veränderte sich auch plötzlich der Gemütszustand meiner Beifahrerin und sie fragte mich in Suaheli ob ich verheiratet sei. Ehrlich bestätigte ich meinen Singlestatus und „nein“ ich habe auch keine Kinder. Todernst und seriös unterbreitete sie mir das Angebot ihren Bruder heiraten zu können, dann wäre mir die Geldstrafe erspart. Ungläubig suchte ich ihr Gesicht nach einem Schmunzeln oder Zeichen gewollten Humors ab, da stand aber nur geschrieben „heirate meinen Bruder“ . Hmmm…was zu tun. Ich gab ihr tatsächlich meine Kontakt- und Telefondaten und sie mir meine Fahrzeugpapiere zurück: „Ich könne jetzt gehen!“ Wie auf Startschuss sprang ich zurück hinters Steuer und natürlich unter Blinkereinsatz verliess ich schleunigst den Polizeiparkplatz. Was ich ihr allerdings nicht verraten habe, mein JA-Wort habe ich in der Vergangenheit schon mindestens 3 ihrer männlichen Kollegen geben muessen. Nichts desto trotz ich schlafe in dieser Nacht hinter verriegelten Türen.

Dienstag, 15. Januar 2013

Hausgeburt

Es gibt Leute die veranstalten Bleigiessen oder Salzheringverzehr zum Start des neuen Jahres. Im Hause Mayas gab es stattdessen Neujahresnachwuchs. Statt guter Vorsätze stieg hier die Anzahl der Hausbewohner von 2 auf 7. Ich habe an anderer Stelle ja bereits ausführlichst über die Teenage-Schwangerschaft meines Hundekindes berichtet. So überspringe ich mal eben das Mutter oder Tantesein…und werde eben Oma J. Am Neujahresmorgen winselte eine sehr seltsam agierende Maya durchs Haus und wenig später schon lag sie offensichtlich in Wehen in ihrer kleinen Behausung. Nun würde man im humanen-Entbindungsfall sicherlich als einziger Augenzeuge nervös die Ambulanz rufen oder die gepackten Reisekoffer mobilisieren…in Mayas Fall muss ich sagen war ich mehr als stolz. Sie wusste genau was zu tun ist als die kleinen noch in Fruchthüllen verpackten Welpen das Licht der Welt erblickten, oder zumindest erahnten, bei noch geschlossenen Augen. Ich war da nur unterstützend als Hebamme tätig, durfte Nabelschnüre durchschneiden. Alle 5 Welpen im dunkelgrau, schwarz oder dunkelbraunen Outfit, das lässt die Vaterfrage sehr interessant erscheinen, waren doch alle Anwärter eher ocker bis blondfellfarben…Die Kleinen gedeihen seit jeher prächtig und bedienen sich täglich vom mütterlichen 24h Service. Sicher wird es schon bald wieder heissen: Kabel, Handy, Schuhe in die oberen Etagen verlegen. Hongera sana, Mama Maya!