Freitag, 25. Januar 2013

HaydomFriends hilft leben



Abgesehen von all den erhaltenen Heiratsanträgen durch die ortsansässige scheinbar verzeifelte Arushaer Polizei hat mein zwei wöchiger Aufenthalt in Arusha noch einen wichtigeren Grund. Die Idee ist ein Trainingsprogramm für Haydomer Jungchirurgen und Schwestern zu initiieren insbesondere auf dem Gebiet der Hydrocephalus-Shunt Implantation und Spina Bifida Operationen. Dr. Catherine die Kinderchirurgin hier ist zertifizierte Ausbilderin und kann am Ende eines festgesetzten 2-3 Monatigen Trainingsprogramm ein Zertifikat ausstellen, dass es dem Teilnehmer ermöglicht diese Prozeduren selbstständig durchzuführen und die nötigen Shunts dann auch zur Verfügung gestellt bekommt. Ausserdem sollen Schwestern und Physiotherapeuten wie Outreach Schwestern im Umgang mit Urinkatheterisierung der kleinen Patienten sowie in der perioperativen Krankenpflege geschult werden. Ich bin Catherine in den letzten 2 Wochen in OP und Sprechstunde gefolgt. Neben diesem gibt es nun auch ein sehr glückliches kleines Mädchen dass ich zuvor in Haydom mit einer lebensbedrohlichen massiven "Nieren-und Urinstauung" und Nierenentzündung gesehen und die Diagnose mit einem Ultraschall bestätigt hatte. Da solch ein Krankheitsbild operativ in Haydom nicht versorgt werden kann, bat ich die Familie mit der Kleinen ans ALMC Krankenhaus nach Arusha zu kommen um von Catherine und mir noch einmal gesehen zu werden. Noch am Tag ihrer Ankunft wurde sie auf die Operationsliste gesetzt und 2 Tage später operiert. Es zeigte sich ein grosse Zyste in der Blase welche den Urineinstrom auf beiden Seiten blockierte und so zu einer massiven Erweiterung der Harnleiter und auch der Niere führte. Catherine schaffte eine Schienung beider Harnleiter und Entfernte das obstruierende Gewebe. Dem Kind ging es am Folgetag der OP gut, die Nieren arbeiteten und der Urinbeutel füllte sich stetig. Einziges und leider ach so häufiges Problem ist die Frage die Bezahlung medizinisch möglicher und notwendiger aber finanziell unmöglicher Eingriffe. Die Familie aus Haydom stammend hat neben ein paar Ziegen und Hühnern keine Rücklagen und kamen mit gerade mal 25.000 Tsh (12 Euro) das war alles was sie auftreiben konnten in die Klinik. Um einen solchen operativen Eingriff zu beginnen muss am ALMC jedoch eine Bürgschaft geleistet werden, da allein eine Übernachtung mit Verpflegung ohne medizinische Versorgung 50.000 Tsh kostet vom eigentlichen Eingriff ohne Versicherungsträger mal weit abgesehen.  Ich entschied mich die Kosten für Krankenhausaufenthalt und OP  von unserem Verein HaydomFriends übernehmen zu lassen. Das kleine Mädchen konnte am darauffolgenden Tag bereits in die weitere medizinische Versorgung in Haydom entlassen werden, wo ich sie selber in 2 Tagen nach meiner Rückkehr wiedersehen werde. Als wir alles weitere mit dem Vater und später auch der Mutter besprachen, hatte jener Tränen in den Augen und dankte allen Spendern, Helfern und Unterstützern von Haydomfriends. Dankte allen für die neue Chance zu leben seiner kleinen Tochter. Es bedarf wohl sicher noch ein paar mehr Eingriffen und Krankenhausbesuchen, aber die grösste Gefahr ist erst mal genommen. Tja und ich selbst hoffe auf eine gute und sichere Rückkehr nach Haydom. Die Fenster, der Scheibenwischer und das Radio sind so gut wie repariert, Benzin und Oel aufgefüllt. Ich hoffe die Polizei hat hitzefrei oder jagt anderswo wilde Ganoven und ich komme ungestoppt schnell nach Hause zu meiner eigenen kleinen Hundefamilie.

Im Wartesaal des OPs

OP Schwester und Baby auf dem Weg zum
Operationstisch

Während des 4 h Eingriffes 

Mittwoch, 16. Januar 2013

Afrikanische Hochzeit


Das man hier in Tanzania als weibliche Mzungu häufiger mal an Heiratsanträge gerät ist im allgemeinen nichts ungewöhnliches. Überrascht wird man nur immer wieder von der Kreativität der Anwärter! Hier also wieder ein typische Begebenheit mitten aus dem tanzanianischen Alltag gegriffen. Um die Kontakte mit dem Rehabilitätszentrum im Moshi und der kostenlosen Shuntsendung für die weiteren OPs in Haydom zu sichern, begab ich mich für 2 Wochen nach Arusha um Catherine einer Kinderchirurgin hier etwas über die Schulter zu schauen. Auf meinem Weg zurück zur Klinik kurz vor der Krankenhauseinfahrt dann die lästige Polizeikontrolle. Die diesmal weibliche Polizeibeamtin nahm sich viiieeelll Zeit meine Papiere, das Auto und die Gesamtsituation zu inspizieren, fand neben einem fehlenden Beglaubigungstempel auf den kopierten Fahrzeugpapieren, einen meiner Autoreifen zu alt und den kleinen Riss in der Heckscheibe wohl auch als sehr verkehrsgefährdend…wobei die uns passierenden DallaDallas und LKWs nur noch vom Rost gehalten kurz vor dem Auseinanderfallen standen. Meine Erklärungen ich würde als Gastdoktor aus Haydom dringend in der Klinik erwartet beeindruckten sie wenig und das nicht erreichbare Handy von Dr.Catherine halfen da nicht unbedingt weiter. Mit einem strengen Gesichtsausdruck verlangte sie ihr auf die Polizeistation zu folgen…Einwände wie ich hätte es aber eilig ect…. prallten von ihr ab. Ich solle meine Strafe von 70.000 Tsh zahlen. Sie stieg neben mir auf den Fahrersitz mitsamt ihrem männlichen Begleitkollegen, der die ganze Fahrt still vor sich hin grinste. Einem Kreuzverhör gleichend gestaltete sich die Fahrt zum Revier und als ich dann verzweifelt des Unverständnis in Englisch wegen dann in Suaheli wechselte, veränderte sich auch plötzlich der Gemütszustand meiner Beifahrerin und sie fragte mich in Suaheli ob ich verheiratet sei. Ehrlich bestätigte ich meinen Singlestatus und „nein“ ich habe auch keine Kinder. Todernst und seriös unterbreitete sie mir das Angebot ihren Bruder heiraten zu können, dann wäre mir die Geldstrafe erspart. Ungläubig suchte ich ihr Gesicht nach einem Schmunzeln oder Zeichen gewollten Humors ab, da stand aber nur geschrieben „heirate meinen Bruder“ . Hmmm…was zu tun. Ich gab ihr tatsächlich meine Kontakt- und Telefondaten und sie mir meine Fahrzeugpapiere zurück: „Ich könne jetzt gehen!“ Wie auf Startschuss sprang ich zurück hinters Steuer und natürlich unter Blinkereinsatz verliess ich schleunigst den Polizeiparkplatz. Was ich ihr allerdings nicht verraten habe, mein JA-Wort habe ich in der Vergangenheit schon mindestens 3 ihrer männlichen Kollegen geben muessen. Nichts desto trotz ich schlafe in dieser Nacht hinter verriegelten Türen.

Dienstag, 15. Januar 2013

Hausgeburt

Es gibt Leute die veranstalten Bleigiessen oder Salzheringverzehr zum Start des neuen Jahres. Im Hause Mayas gab es stattdessen Neujahresnachwuchs. Statt guter Vorsätze stieg hier die Anzahl der Hausbewohner von 2 auf 7. Ich habe an anderer Stelle ja bereits ausführlichst über die Teenage-Schwangerschaft meines Hundekindes berichtet. So überspringe ich mal eben das Mutter oder Tantesein…und werde eben Oma J. Am Neujahresmorgen winselte eine sehr seltsam agierende Maya durchs Haus und wenig später schon lag sie offensichtlich in Wehen in ihrer kleinen Behausung. Nun würde man im humanen-Entbindungsfall sicherlich als einziger Augenzeuge nervös die Ambulanz rufen oder die gepackten Reisekoffer mobilisieren…in Mayas Fall muss ich sagen war ich mehr als stolz. Sie wusste genau was zu tun ist als die kleinen noch in Fruchthüllen verpackten Welpen das Licht der Welt erblickten, oder zumindest erahnten, bei noch geschlossenen Augen. Ich war da nur unterstützend als Hebamme tätig, durfte Nabelschnüre durchschneiden. Alle 5 Welpen im dunkelgrau, schwarz oder dunkelbraunen Outfit, das lässt die Vaterfrage sehr interessant erscheinen, waren doch alle Anwärter eher ocker bis blondfellfarben…Die Kleinen gedeihen seit jeher prächtig und bedienen sich täglich vom mütterlichen 24h Service. Sicher wird es schon bald wieder heissen: Kabel, Handy, Schuhe in die oberen Etagen verlegen. Hongera sana, Mama Maya!