Samstag, 4. Mai 2013
Welcome back Tanzania - African Freedom
Boston - alte Erinnerungen, neue Perspektiven 23.04. - 30.04.2013
Es war genauso wie ich es in Erinnerung hatte . Alte
Backsteinhäuser, kleine enge gepflasterte Gassen, Cafés und Restaurants, kaum Hochhäuser
dafür aber viel viel Grün in der Stadt. Studenten, Jungvolk und Touristen bunt
durchmischt, der Duft von salziger Atlantikluft, blühende Kirschbäume, eine
kalte Brise, die mich meine Sommermode wieder in den Koffer stecken liess. Nachdem
ich erst einmal eine halbe Stadttour auf der Jagd nach einer am Ende falschen
Adresse gemacht habe , wer kann denn bitte ahnen dass es in Boston 3 mal die
Elmstreet in komplett entgegengesetzten Himmelsrichtungen gibt, fand ich dann
auch Alexandras Haus. Alex ist eine Neurochirurgin die ich in Haydom
kennengelernt und die an Havard unterrichtet und im Brigham Krankenhaus eines
der grössten Neurochirurgisch und pädiatrisch neurochirurgischen Zentren in den
Staaten arbeitet. Sie und ihre Familie
leben in einem herrlich alten unter Renovierungsarbeiten stehendem alten
Kolonialhaus mit etlichen Räumen, unzähligen Kaminen und so viel
Reisemitbringseln von den unterschiedlichsten Kontinenten das man durch die
Räume andächtig wie durch ein Museum schreitet… Natürlich versucht mich Alex
nach wie vor für die Neurochirurgie zu begeistern, dafür nahm sie mich in das
Brigham mit und stellte mich dem Team vor. Ich vereinbarte für den nächsten Tag
eine OP Hospitation. Es könnte eigentlich kein grösseres Kontrastprogramm
geben. 15 Hightech OP Sääle und ein Flatscreen
der die Belegung der einzelnen Sääle mit laufendem Programm wie eine
Flughafeninformationsanzeige preisgibt. Die Shunt Operation unter 3D
Brainmapping-image, ein transportables Mini CT, Mikroskope und intrazerebrale
Endoskopie nur ein paar der OP Highlights. Ich war mehr als beeindruckt. Ich
weiss trotz all der Technik, dass es aber auch nicht die komplikationsfreie OP
gibt, dass dir in einem wahren Moment des Unerwarteten auch all die Technik nix
helfen wird. Ausserdem freute es mich zu
sehen dass die Shunts vom praktischen Ablauf her genauso operiert werden wie es
auch in Haydom, zugegeben erfolgreich, praktiziert wird. Seufz mein für die
Neurochirurgie gewecktes Interesse macht die nachfolgenden Lebensabschnitte und
Entscheidungen nicht sehr viel einfacher,
sicher aber aufregender. So viel sei gesagt ich bin nicht abgeneigt mich der
ostamerikanischen Küste und speziell
Boston zuzuwenden um die Neurochirurgie
nicht aus den Augen oder besser den Händen zu verlieren.
Das Nachbeben
Der Film hatte etwas ausgelöst das in den nächsten Tagen wie
eine zweite Welle über uns hereinbrach: emails, Telefonanrufe und Zuspruch, Spendenangebote, Ideen in der
Umsetzung der Verbreitung des Filmes, dutzend Einladungen zum dinner oder einem
lunchtreffen. Ich wäre aus dem Erzählen gar nicht mehr herausgekommen für die
nächsten Monate nehme ich an…dennoch müssen wir nun den nächsten Schritt in die
Wege leiten. Michal zermaterte sich den Kopf wie er das Spendengeld verwalten
und den Film an einen guten TV Sender weiterreichen kann. Er zog all seine
Kontaktregister. Schnell war klar es muss eine amerikanische Gemeinnützige
Organisation und eine Webseite mit Konto her. Das kam mir alles sehr bekannt
vor! Er entschied sich mich als die Schüsselfigur auf dieser Webseite
darzustellen mit einem „Donate to help Dr.Theresa“ button und einem direkten online link zum Film. Ich
war erst skeptisch aber Michal argumentierte: „die Leute lieben dich in dem
Movie, wenn sie spenden dann für dich und weil sie dir und deiner Arbeit
vertrauen“ …nagut wenn es die Spendentrommel ankurbelt geb ich meinen
Dr.Theresa Status gern zur gemeinnützigen Nutzung frei. Man bekommt nur
plötzlich vor Augen geführt wie viel Verantwortung man plötzlich besitzt und
das dieses Projekt mit meiner Abreise im Oktober wohl noch lang nicht vorbei
sein wird. Lena Ward bleibt für mich eine Lebensaufgabe. Aber ich nehme die
Herausforderung an! Ich traf mich mit Architekten und IT-Personal welches Ideen
für eine Telekommunikationsprogramm zum Vernetzen der kleinen Ambulanzzentren in den Dörfern mit dem
Krankenhaus hat, ich ging zum lunch mit einer in Sausolito arbeitenden
nigerianischen Kinderärztin die ihre Kontake gern nutzen würde um Material nach
Haydom zu bringen. Ach und das absolute highlight neben all dem fundraising ich
stand auf wasserskie und bin über den eiskalten Pazifik gejettet, absolut
spitzenklasse. Kurz vor meiner Abreise traf ich mich noch mit Norbert und ging
mit Fiona seiner Frau Kayaken. Und dann hiess es auch schon wieder Flugzeug und
nächster Halt Boston, Massachusetts.
Das Movie mit all Hintergrundinformationen gibt es unter der neu kreiierten webseite:http://www.lifewithoutcarelosinghaydomhospital.org/
San Francisco - ein westliches Abenteuer
Die nächsten Tage verbrachte ich dann mit Michal in
Sausalito auf der anderen Seite der Golden Gate Bridge dem High Society Viertel
der Stadt. Stars, Sternchen, VIPs oder einfach nur hart am Erfolg arbeitende
Menschen leben in dieser fast aufgesetzt wirkenden perfekten Welt mit ihren Seegeljachten, Prada und Gucci
tragenden Mädels, dem herrlichen Wetter, den Cafes und und und. Michal hat ein
wunderbar gemütliches wenn auch etwas chaotisch anmutendes Hausboot das er sich
mit Freundin und Sohn teilt…mit beheiztem Wirlpool, kleinem Motorboot und jeder
Menge Wasserspassequipment wie Wasserski, dazu später mehr. Jeden Morgen
erwachte man mit Blick auf das kleine Innengewässer auf dem die Hausboote
flotieren. Und sah den Möwen bei der Nahrungsbeschaffung zu . Da Daniel noch den
Film weiter editieren musste war mir aus Top Secret Gruenden der Zutritt nicht
erlaubt und so vergnügte ich mich auf
dem Rad durch die Strassen SanFranciscos, ging Krabbenbrötchen essen, einen
Cappuccino, Cafe Laté, Chai Laté nach dem anderen trinken, einkaufen ect. den
lieben langen Tag mich dem Westrausch hingebend. Es ist einfach unglaublich in
wie vielen Variationen und Nationen man in dieser Stadt essen gehen kann, es
gibt absolut nichts was man nicht findet ob nun koreanisch, Thai, Mexikanisch
und und und zu viel zu viel für meinen tanzanianisch kulinarischen Horizont. Überdies
hege ich den stillen Verdacht dass die Hunde hier alle mit Wachstumshormonen
behandelt werden … oder mein Auge ist den Anblick solcher bellender Riesenvierbeiner
ebenso nicht mehr gewohnt. So etwas würde in Haydom vor den Pflug oder den Holzkarren
gespannt , eine Kette um den Halst bekommen und zum Grasen auf die Weide
gebracht werden. So vergeht auch im scheinbar perfekten Paradies die Zeit. Ich
half Michal mit der Studiodekoration für den herannahenden Abend, während mich
Daniel am Abend zum Tanzen und tagsüber zum Kletter ausführte. In einem der schicken Friseursalone
Sausalitos wurde mein Haydom-geplagtes
Haar reanimiert und zurück in Form gebracht. Man kümmerte sich wirklich rührend
um mich! Der Abend der Filmpremiere kam schnell. Wir bemühten uns alle
authentisch haydomisch zu erscheinen…für mich keine Schwierigkeit trug ich doch
ein bodenlanges schulterfreies (eher weniger haydomisch) lachsfarbenes
Seidenkleid eigens in Haydom für mich geschneidert und Daniel steckte ich in
ein in Haydom handgenähtes schwarzes
Hemd mit bunten afrikanischen Stoffapplikationen. Die Masse dazu gab es vorher
per mehrerer Skype Befragungen. Nun es waren an die 100 Interessenten und
Spender und Unterstützer des Projektes gekommen, mit so einem Zulauf hatte ich
ehrlich nicht gerechnet. Die Dokumentation brachte mich gleich in Gedanken
zurück auf die Station und so manchem Zuschauer die Tränen in die Augen. Der
Film erntete Standing Ovations während ich von Michal und Daniel vors
applaudierende Publikum geschoben wurde, dass dann noch viel lauter
applaudierte und von den Sitzen aufsprang….kein Notausgang in Sicht, stellte
ich mich nachdem die Euphorie etwas abgeebbt war den vielen Fragen des
Publikums und viele kamen anschliessend mit dem ehrlichen Wunsch zu mir helfen
zu wollen. Was für ein Zulauf. Hände schütteln, Geschichten erzählen und wieder
Hände schütteln. Wir aalten uns in Aufmerksamkeit und Zuspruch. Was für ein
wunderbares Gefühl so etwas erreicht zu haben. Ich glaub an diesem Abend
konnten wir nicht mal gemeinsam anstossen so auseinandergerissen waren wir von
der Menschenmenge, zumindest bestand ich auf ein Gruppenfoto von uns dass uns
an diesen tollen Abend erinnern sollte.
San Francisco featuring Haydom Lutheran Hospital 12.04. - 22.04.2013
Einmal um die Welt bitte, und drei Mausklicks später voila
Flugticket nach San Francisco mit Rückflugstop in Boston. Der Anlass meines
geplanten Haydomausbruches in die westlichste westliche Welt ist die Premiere des
Haydom Dokumentarfilmes der in San Francisco erstmalig gescreent werden sollte. Natürlich und das muss ich klar zugeben hatte
meine Entscheidung diesem event beizuwohnen nicht nur kulturelle und
repräsentative Gründe, nein ich freute mich auch wahnsinnig Norbert und die
Urheber des Movies sowie mein geliebtes San Francisco wiederzusehen dass ich
bereits vor 13 Jahren in mein Herz geschlossen hatte. Die Anreise ist bereits
ein kleiner Dokumentarfilm für sich. Mit meinem Co-Fahrer Maya an der Seite
durch den Schlamm auf die Teerstrasse nach Katesh, dann weiter nach Arusha
inclusive Polizeistopp und Schokoladenbestechung…nein diesmal keine
Heiratsanträge. Maya musste ich schweren
Herzens bei einem Freund in Pflege zurücklassen
als ich in das Impala Shuttle nach Nairobi stieg…einmal Kenya
International Airport bitte…wenn man bedenkt was sich da am Flugticket sparen
lässt, lohnen sich die 4-5 h Shuttlefahrt. Das schöne wieder einmal beim Reisen ist dass
man nie lang allein bleibt…und sich die Zeit wie von selbst voranschlägt bis
plötzlich der Flieger die Landebahn verlässt und gen Norden in den Nachthimmel
gleitet…die Lichter Nairobis unter mir wichen einer dichten Wolkendecke und das
Unterhaltungsprogramm, warme Socken, Tee und ich gebs ja zu etwas
pharmazeutische Einschlafhilfe liessen mich sanft der afrikanischen Welt
entschlummern bis mich die holländische Luft später und die Flugzeugbeleuchtung
in Amsterdam weckten. Bumm da war sie knalltharte westliche Zivilisation.
Flugtafeln, Uhren, Laufbänder und Rolltreppen, Coffeeshops, sanft dudelnde
Flughafenmusik, ein beinahe blumiger Geruch, spiegelsaubere Fliesen und
hochglänzend polierte Toilettenamaturen … gut gekleidete Geschäftsmenschen die
sich Sakko oder Blazer glatt und fusselfrei bürsteten … und ich in meinem rot staubbedeckten
Haydomkoffer und Rucksack, meine Füsse in Wanderschuhen fest verankert damit
ich auch nicht den Halt verliere angesichts dieses Kulturschocks. Man fühlt
sich beinah als Fremder in seiner eigenen Welt…keine Mzungu Rufe, keine
helfenden Hände die mir den Koffer vom Laufband oder die Treppe
hinaufhieven. Jeder scheint nur seinem
Zeitplan hinterherzurennen. Nächster noch grösserer Flieger nach Detroit fuer
die nächsten 8 Stunden…amerikanische Luft … roch dann weniger nach Tulpen aber
nach Donkin Donuts Dunkoccino und Bagels mit creamcheese und auffallend fast
jeder war an einen Kaffepappbecher unterschiedlicher Koffeinanbieter gekettet
und hatte ein Telefon oder nein besser ein iPhone am Ohr kleben wieder nur mit
sich anstatt mit der Welt beschäftigt. Seufz noch einmal Fliegerwechsel…immer
noch etwas benommen von dem Schlafentzug
stolperte ich auf das dritte Flugzeug das mich dann weitere 5 Stunden später in
San Francisco ausspuckte. Daniel wartete mit einem breiten Grinsen an der
Strassenbahnhofhaltestelle: Karibu Amerika! Ich hatte es geschafft nach fast 29
h Reisezeit seit Nairobi. Aber die Aufregung endlich da zu sein unterdrückte
die Müdigkeit. Gemeinsam, oder korrekterweise muss ich zugeben übernahm Daniel
mit meinem kaputten Koffermonster die meiste Arbeit, bezwangen wir die steilen
Anstiege der Stadt bis zur WG in der er lebt. Nun möchte man meinen bin ich alsbald erschöpft auf der Couch
zusammengebrochen…vielleicht war es die Dusche oder das türkische Baklava, ich
liebe die!!, die in mir das Bedürfnis auslösten ich möchte mit auf die WG
Party. Da es sich um eine Mottoparty
handelte bemalten wir gegenseitig unsere Gesichter und während Daniel sich in
einen Tiger verwandelte wurde ich zum Schneeleoparden. Ich glaub mit der
Bemalung waren wir die Stars des Abends.
Abonnieren
Posts (Atom)