Dienstag, 18. Juni 2013

Morningblues


Es gibt Momente in denen wird die persönliche Geduld auf eine harte Probe gestellt und eine montagmorgendliche Visite in der Lena Ward Intensivstation ICU kann dazugehören. Beginnen wir mit dem Fakt das einige die ICU, das Intensivzimmer, mit einem 24 h geöffneten Warenhaus  verwechseln, stets einladend geöffnete Pforten und so viel zu bestaunen. Sobald man energisch den Türgriff benutzt um all die neugierigen Nasen nach draussen zu schieben, oeffnet sich wie von Geisterhand keine 10 Sekunden später die Tür erneut und eine neue mir völlig unbekannte Person betritt den Raum um 10 Sekunden später wieder nach draussen zu entgleiten. Natürlich bleibt die Tür hinter dieser Person sperrangelweit offen. …entnervt aufgebend dann das Wort an die Schwester gerichtet, wie es denn dem Patienten heute morgen ginge, ob er erbrochen habe, ob das Fieber gesunken sei…dreht diese sich dem Patienten zu…“Moment ich frag ihn mal!“ Der Doktor erklärt der Schwester daraufhin höchstausführlich den Gesundheitszustand des Patienten, was wir schon seit drei Tagen für eine Therapie verfolgen, zu welchem Zweck und das wir auch am vierten Tag nix verändern und sie schreibt hinter den Namen des Patienten in ihrer Liste sehr ausführlich und detailliert: "Weitermachen"!. In meinen wortreichen Erklärungen an Eltern und Pflegepersonal schiebt sich immer im Moment höchster verbaler Konzentration ein laut quietschender Rollstuhl an der gerade wieder verschlossenen Tür vorbei, schön langsam. Kaum ist er in auditorisch sicherer Entfernung geht die Tür erneut auf und 10 neugierige Nasen wollen Sensationsluft schnuppern. Morgen darauf schwör ich bring ich Superkleber mit und verkleb die Türen von innen und den quietschenden Rollstuhl am Boden fest. Wem das noch nicht genug Geduldsprobe ist ,der sollte mal zugegen sein wenn man eines Morgens plötzlich auf eine halb bettenleere ICU stösst…mitten beim Abhorchen des Patienten dann plötzlich ein Team von Handwerkern mit Schlagbohrern die ICU stürmt und mit emsigem Eifer lautstark Löcher in die Wand bohrt…der Rest der Visitienkonversation dann im Telegrammstil schreienderweise immer wieder unterbrochen vom Vibrieren und Rattern des Pressluftbohrers. Aber auch hier absolute Lärmresistenz der Schwestern und auch anwesenden Angehörigen.  Ja die Lärmresistenz geht sogar so weit dass ein bedrohlicher Alarmton der Sättigungsmonitore komplett überhört wird ,bis sich dann nach 20 Minuten noch 2 weitere Geräte in den PIEP Gesang entstimmen und erst dann wird bemerkt das jemand über das Stromkabel vom Sauerstoffkonzentrator  gestolpert war und der seit ungefähr 20 Minuten ohne strom und stecker in der Wand atürlich nicht mehr funktioniert. Warum muessen Monitore auch so störende Geräusche von sich geben, viel angenehmer wäre doch ein klassische Musikuntermalung mit Crescendofunktion…und rot ist doch eine so agressive Farbe warum kann man die Zahlen nicht lila oder pink machen. Manchmal ist man einfach besser beraten sich zurücklehnend einer Tasse Tee zu erfreuen.