Sonntag, 21. Juli 2013

Abenteuer Wochenende

Checkliste für einen erfolgreichen Wochenendsausflug!

Nummer eins: Es ist sicherzustellen dass das Auto einen Abend vor der geplanten Abreise auch wirklich startet und es empfiehlt sich einen Kupplungsquickstart zu üben und das Auto an einem Hang der eigenen Wahl zu parken. Als nächstes sollte man nicht vergessen auch Benzin getankt zu haben bloss ist zu bedenken dass bei einer nicht funktionierenden Batterie wohl auch die Frontlichter nicht funktionieren und man den Weg zur Tankstelle abends um 8 Uhr wohl im stockdusteren finden muss. Einfach schön langsam und bei offenem Fenster fahren um nicht im Graben zu landen bis man das nächste Licht erreicht, was dann wohl der Tankstelle gehört. Dann unter keinen unter gar keinen Umständen den mühevoll zuvor gestarteten Motor abstellen, auch wenn der eigene Hund aufgeregt gegen die Fahrertür springt...von aussen. Wo kam die denn her??? Wenn du ihn doch versehentlich ausgestellt hast lass dich vom netten Tankstellenpersonal anschieben und tu genau dass was du vorher am Berg geübt hast. Sehr gut, geklappt. Den Tank füllen während der Motor noch läuft bei abgezogenem Zündschlüssel ich glaub das kann nur mein Auto...ja ja da staunt man sehr. Nach der Rückkehr wieder einen Berg suchen und den Motor etwas laufen lassen in der Hoffnung die Batterie lädt noch ein bisschen. Den Alarm dann auf einen ganz frühen Zeitpunkt setzten, nur für alle Fälle und Unfälle. Man kann eigentlich schon sicher sein dass der ursprüngliche Plan so nicht funktioniert also ist es sehr weise ein paar nette Freunde mit auf die Reise zu nehmen die dann den nächstbesten leider noch schlafenden Krankenwagenfahrer wachklopfen 5 Uhr morgens in der Frühe der uns dann eine Lektion in Batterieaustausch von seinem Ambulanz zu meinem Autor erteilt, ja - gesehen und verstanden. Nach Sonnenaufgangsfrühstück dann starteten wir unsere Reise zum See Natron, der seinen Namen aufgrund des reichhaltigen Vorkommens dessen erhalten hat. Inmitten dieses Nationalparkes existiert auch einer der noch wenigen aktiven Vulkane in Tanzania der "Oldlengai-Vulkan" in der Sprache der Massai. Wir waren ganz zuversichtlich mit dem nun laufenden Motor und schafften es auch bis hinter das 2 h entfernte Dorf Mbulu als plötzlich mitten im Nirgendwo mit vollem Tank der Motor aussetzte, einfach so, aus vorbei und kein Mobilfunkempfang weit und breit ... so richtig gestrandet im Busch und das ganze mit dem Auto bergauf stehend perfekt. Aber was haben wir in solchen Situationen hier in Afrika gelernt...Panik verbrennt nur wertvolle Kalorien und Energien, stattdessen einfach warten und beten...und ein schattiges Plätzchen suchen. Und tatsächlich keine 10 Minuten später, schneller als der 24 h Rundumservice des ADAC hielt ein Safari-Auto führ uns an. Es ist immer ein tolles Gefühl dann den Schraubschlüssel einem Mann in die Hand zu drücken der dann eifrig beginnt an deinem Auto rumzuschrauben als hätte er einen Plan, den er dir aber derzeit noch nicht preisgeben will. Sieht immer sehr professionell aus so was. Ich sah unser Wochenende schon im roten afrikanischen Staub verschwinden. Aber überraschend fanden wir ein loses Kabel dass wohl für die Wiederaufladung der Batterie während der Fahrt verantwortlich ist im Kuehlerraum herumbaumeln...und mit dem nächsten stoppenden Auto (eine Elektrikfirma...wäre zu schön gewesen wenn die vielleicht ne volle Autobatterie mit sich geführt hätten auf ihrem Lader...) führten wir dann das aus was wir schon am Morgen gelernt hatten, Batterie von Auto eins auf Auto zwei wechseln, Kabel fixieren und einen Kupplungsquickstart hinlegen...yeah geschafft. Mit unseren Rettern teilten wir dann Bonbons, schüttelten Hände und fuhren weiter, fröhlich siegessicher singend...so ungefähr für 20 Minuten als die Fahrt anfing etwas schwammig und strassenlagenunsicher wurde...und wir mit einem platten Hinterreifen herausgefordert worden. Meine Güte die Mechanikgötter waren heute mächtig in Prüferlaune. Aber wir Mädels wussten wie man einen Reifen wechselt, die Lexion kam früher schon mal aber wir hatten alles nötige Equipment on board ... schön wenn man so llaaannnngggsssammm anfängt und gerade den Hydraulikheber unters Auto schieben will, wenn dann so ein paar superhilfsbereite tanzanianische Männer auf dem Motorrad halten und ihre Hilfe anbieten...haha natürlich lehnt man die nicht ab. Und zu Belohnung gibt es wieder Bonbons und etwas Schillingi für eine erfrischende Soda im nächsten Dorf und alle waren glücklich. In Karatu angekommen erster Stopp Werkstatt: Ersatzreifen flicken lassen und Kabel ordentlich fixieren. "Famous Mushy Brothers" nannte man sich dort. Und sie haben Reifen und Kabel in 1,5 Stunden repariert inclusive Motorreinigung...neuer afrikansicher Rekord nachdem man der nervenden Mzungu (hehe) gesagt hat, es würde schneller gehen wenn sie nicht ständig alle 15 min nachfragen tät wie lang es denn jetzt noch dauert und gefälligst ihre Nase aus dem Kühlerraum nehmen soll. Ok....wollt ja niemanden bleidigen, waren ja auch sehr schnell die Mushy Brothers. Wir waren unterdessen sehr feminin Kaffee bzw. Tee trinken gegangen und es wurden "Halfi-Keki" eine suaheli verenglischte form für "Halb-Kuchen" serviert ?? Fragt nicht was zu erwarten...zumindest war es eher ein "Halfi-Rockie" oder "Halfie-Brickie" und nur mit den Mahlzähnen zu zerkleinern oder in der Konsistenz zu verändern wenn man es im Tee ertrank bevor man es ass. Auto repariert und Zelte, Wildführer und Matratzen aufgesammelt ging es dann später weiter. Unterdessen bereits Nachmittag. Die Umgebung wechselte von Akzazienbäumen und Dornenbüschen in eine savannenähnliche weite Graslandschaft mit einem riesigen Vulkan, der inmitten all der kleinen grasbedeckten Hügel majestetisch emporragte, umgeben von schwarzer Asche und Erde. Wo kein Gras wuchs fanden sich Lava-geformte nun aber ausgekühlte gesteinsbrocken gefüllte Flussbetten, durch welche wir regelmässig hindurchzufinden hatten. Und dazu waren wir in dieser landschaftlichen Schönheit begleitet von Zebras, Giraffen und Antilopen...ganz ohne die Grenzen und Regeln eines Nationalparks. Genau das stellt man sich vor wenn man sich in einem Landcruiser in Afrika sieht. Wir genossen zwar sehr unser Privileg unserer absoluten Touristenfreien Zone aber als dann unser Motor erneut den Geist aufgab in einer der Lava-Senken hätte man sich schon so das ein oder andere Safari Auto vorbeikommend gewünscht. Und so sah man wieder einmal 4 Mzungu Ladies den Landcruiser den Abhang hochschieben damit ich kurz anschliessend wieder mit einem 2.Gang Jumpkupplungsstart den Motor zum Leben erweckte. Roooaaarrrrr......Applaus. Das Camp wurde im Dunkeln erreicht. Es gab zwar keine Elektrizität aber einen Pool...are you kidding???...mitten hier im Nirgendwo!! Während die Maenner die Zelte aufbauten, wuschen wir im Pool unseren Staub aus Nase und Ohren, nach einem eigens gekochten Dinner ging es früh ins Bett. Sollte doch der Morgensonnenaufgan
g am See, die Augen auf den langsam pink werdenden Himmel gerichtet. Dann wieder dieser Gummiegeruch kurz vor dem Ziel....NEEEIIINNN....der Reifen hatte andere Pläne als den Sonnenaufgang zu sehen, egal jetzt, wir wobbelten und hoppelten mit Platten die letzten 5 Minuten und liefen ein Stück, gerade noch rechtzeitig um die rote Lichterkugel über Bergen, See und Flamingos aufgehen zu sehen. Die Atmosphäre war mehr als mystisch und atemberaubend, kaum jemand sprach, es wurde nur auf das Farbenspiel am Himmel gestarrt mit den Kameras in der Hand. Absolut magisch! Nach dem nächsten gewechselten Reifen und neuen Shoppingerrungenschaften der geschäftstüchtigen Massaifrauen, wurden Reifen zum 2. Mal dieses Wochenende gewechselt und wir entdeckten einen neuen magischen Ort. Wir folgten einem Fluss 4 km flussaufwärts wandernd, manchmal in ihm watend, manchmal nur am Ufer über die Steine kletternd...manche von uns umgingen das feuchte Turnschuherleben und umkletterten die Uferlosen Abschnitte einfach an der Steilwand ( ich muss jetzt nicht sagen wer das war...) Wir fanden den geheimen Wasserfall und zögerten nicht lang tauchten unter ihm hindurch, fanden uns in einer Höhle, durchquerten diese halb schwimmend halb watend durch eine enge Felsschlucht im tosenden Warmwasserschaum und erreichten den zweiten noch viel stärkeren kleineren Wasserfall. Man kämpfte sich ihm nah um sich dann von der Strömung wieder zurückwerfen zu lassen...zehnmal besser als jedes Spassbaderlebnis. Das Spiel setzten wir fort bis wir später müde in der Sonne auf den trockenen Felsen einschliefen. Wie aus einem Indiana Jones Movie und wir alle als Erstentdecker so ungefähr...naja fast...zumindest schön dran zu glauben. Der Weg zurück nach Haydom 8 h war staubig, spät, dunkel und lang. Aber das Auto brachte uns brav zurück und die Mechanikgötter waren wohl mit ihren Prüflingen für das Wochenende zufrieden und legten sich auch früh zu Bett. Wir erreichten alle unsere Duschen und Betten...und träumten vom nächsten Abenteuer.