Samstag, 28. November 2015

Vom afrikanischen Phänomen der zentrifugalen Kundenbetreuung

Was macht man oder besser FRAU an ihrem ersten sonnigen Morgen mitten im afrikanischen Arusha. Oooch das ist gar nicht so schwer: Latte machiato trinken und Shoppen gehen. Es kommt nur auf die Art und Weise an. Erstaunlich wie vertraut einem hier alles erscheint und mit welcher Selbstverständlichkeit und Zielstrebigkeit man sich hier durch die Stadt bewegt. Auf dem Rücksitz des Motorradtaxis ist das mit dem chaotischen Strassenverkehr auch nur halb so wild, solang man auf seine Knie aufpasst. So ein Motorradtaxifahrer glaubt manchmal er ist ein Transformer und kann sich durch Auflösen seiner Materie ungeschadet durch nicht existente Verkehrslücken schlängeln. Nun Knie sind heil geblieben. Ich hab erst mal das Problem Internet und Telefon gelöst. Also wenn sich eines hier rasant weiter entwickelt im Rausch des westlichen Fortschrittes dann ist es die Telefon- und Mobilfunkindustrie. Sah man vor 2-3 Jahren die Leute noch mit Nokia Telefonen sms schreiben so hat auch hier heute fast jeder ein smart phone, meist Samsung und natürlich gibt es what´s app und internet to go. Also mal so betrachtet gibt es hier kein Problem dass so einfach zu lösen und zu beantworten wäre wie ein Telefon-oder Internetproblem. Man reiche dem netten Mobilfunkmitarbeiter von AIRTEL einfach sein Telefon (man muss ihnen schon vetrauen) mit geübtem Griff ist die alte Simkarte draussen die neue drin, dann tippt er gleichzeitig auf zwei Händen simultan in einige auf dem Tisch liegenden Nokias  , dann folgt wieder das Spiel mit dem Simkartentausch, die in dem ganzen Prozess wie in einem Kartenspiel hin und her, rein und rausgetauscht werden in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Der Entscheidung für Telefon mit Internet und nur Internet bundle für 3 oder 5 oder 8 Gigabyte ...folgt dann erneutes aufkratzen von geheimnummern, erneutes umtauschen v. Simkarten und simsalabimm, registriert und whats app,facebook whatsoever tauglich, neue Handynummer, und ein Surfstick tataaaaa !! Was soll ich sagen, es funktioniert. Ohne Vertragslaufzeit, Unterschriften, oder ähnlichem, Barbezahlung, automatischer Ablauf nach 30 Tagen nach Wahl und fertig…FAST FOOD INTERNET. By the way die afrikanische Stadtbevölkerung hängt genauso gebannt mit ihren Nasen auf dem Smartphone display. Sehr beängstigende Entwicklung, wenn man sich das mal in der afrikanischen Steppe vorstellt, da hat so ein Löwe aber leichtes Spiel. 
Wenn wir schon einmal beim Shoppingverhalten bzw. dem Kundenservice des tanzanianischen Dienstleistungsgewerbes sind. Ein Verkäufer hier zugegben ist ein Meister des Multi Tasking, das bedeutet er kann und wird bis zu 5 Kunden gleichzeitig und im intermittierenen Wechsel bedienen, so ein Kunde wartet schliesslich auch nicht gern um sein Anliegen vor zu bringen, ist das dann erstmal getan und hat der Verkäufer erste Schritte seiner Bedienung eingeleitet, tritt er auch schön brav wieder wartend an die Seite. Bloss das eigene vorherig vorgebrachte Anliegen tritt dann kurzzeitig mal aus dem Fokus. Da hilft aber alles meckern nix, einfach wartten bis der nette und unglaublich ruhig bleibende Verkäufer sich dir wieder zuwendet. Braucht man sich nicht zu wundern warum man immer so viele wartende Menschen in den stores sieht die keine Anstalten machen sie anzustellen oder einen Servicemitarbeiter anzusprechen…das haben sie alle schon getan und warten jetzt bis ihr anliegen bearbeitet wurde. Also physikalisch gesehen ZENTRIFUGALE KUNDENBETREUUNG. Morgen geht es dann gen Haydom hoffentlich physikalisch mehr mit Reibungs- wie mit Gleitkraft auf all den aufgeweichten off-road Wegen.

Die alte Heimat oder TIA (This is Africa)

Es ist schon eine ganze Weile her dass ich mich über den Blog melde und ich habe das Gefühl etwas eingerostet zu sein und meine Finger vom vielen Arztbriefschreiben bewegen sich noch ganz steif und in ungewohnten Mustern über die Tastatur aber ich hoffe vielleicht wird man ein bisschen warm mit der Zeit. 
Es scheint fast routiniert wie sich der Koffer oder besser die Koffer füllen ... routiniert wandern Moskitospray, Fön, Laptop, Reispass, Kamera, Flugtickets, Mitbringsel in das grosse Ungetüm. Wieder einmal werde ich mit Übergepäck reisen...gerade noch sass ich in einem letzten Versuch den Koffer auszumisten und mich von überflüssigem Ballast zu trennen unten im Flur. Die grosse Ausbeute 2 Blusen, ein Pullover stattliche 400 g von denen ich mich trenne wow, das hat es jetzt total gebracht. Das ist der grosse Luxus wenn man mit Auto reist...und nix tragen muss. Ich kann es nicht leugnen mein zweites X-Chromosom. 

So ein Flug wird so allmählich auch zur Routine und dennoch betrachten wir mal die überaus beeindruckende Meisterleistung der Physik die so ein riesiges Metallmonster so viele hundert Meter in die Luft und so viele Himmelskilometer voran bringt und wir benutzen es fast wie den Zug oder den Bus auf dem Weg zur Arbeit. Ich überflog das Mittelmeer, die Sahara, es türmten sich unendliche Sanddünen unter mir, später dann alles in Dunkelheit getaucht Lichterstrassen wie festgeklemmt auf einem Reissbrett. Den Kilimanjaro hab ich nicht sehen können wohl aber unter mir gespürt. Solch stattliche 6000 m bleiben nicht so einfach unter einem verborgen. Ausstieg am Kilimanjaro Airport, die warme Luft schlug mir entgegen, der Geruch der sich mir so ins Gedächtnis eingebrannt hat, plötzlich wieder da. Fußmarsch über das Rollfeld zur Abfertigungshalle. Mit jedem Schritt mit jedem Atemzug kam man mehr und mehr im hier und jetzt an. Solch eine Flugreise mag zwar Grenzen in Rekordzeit überwinden unser Geist aber kann dem Körper oft gar nicht so schnell folgen. Nun was jetzt kam war wieder mal eine Lektion Afrika. Abfertigung, Visum, Foto, rechter Daumen, linker Ringfinger und ganze Hand, Stempel, Asante u. Karibu, Danke u. Herzlich Willkommen..Gepäckband…alles Routine. Mit dem Unterschied dass es neue Kontrollen gab…natürlich war ich als Alleinreisende mit 60 kg nur mittelschwer zu übersehen. Das hiess Kartoninspektion. Mist! Wir verkauft man jetzt clever circa 10 Wärmedecken für den Eigengebrauch, gott sei Dank war das Hauptgerät der BairHugger ganz unten verborgen…natürlich hätte man sagen können für mich, ich friere immer so leicht deswegen …nunja nicht so glaubhaft ausserdem stand die Krankenhausadresse drauf. Ich hatte natürlich kein Donation Certificate oder irgendwas mit Stempel was so ähnlich ausgesehen hätte, dabei, konnte also nicht improvisieren. Nun begann eine 1,5 h Diskussion und Telefonate mit dem armen Jonas. Was sie natürlich wollten waren Intax Steuern in einer völlig absurden Höhe und sie blieben echt stur. Ich war müde und eigentlich schon auf dem Weg zum Geldautomaten als ich in einem letzten Versuch die „ ich bin Kinderdoktor, Frühchendoktor“ Nummer inklusive ein paar Fotos aus Haydom und der Kinder- und Frühchenstation auspackte …und sie liessen sich erweichen und ich kam mit einer Verwarnung davon und musste nix zahlen. Gut dass sie unter all den Gummiebärchen und Schokoladen und Weihnachgsgeschenken nicht auch noch die anderen Sachen für die Kinderstation gefunden habe…mannomann. Echt TIA- This is Africa. Der Rest war wieder as usual, kalte Dusche im Ethiopian aber ein weiches Bett und ein leckerer ethiopischer Kaffee am nächsten Morning. 

Sonntag, 21. Juli 2013

Abenteuer Wochenende

Checkliste für einen erfolgreichen Wochenendsausflug!

Nummer eins: Es ist sicherzustellen dass das Auto einen Abend vor der geplanten Abreise auch wirklich startet und es empfiehlt sich einen Kupplungsquickstart zu üben und das Auto an einem Hang der eigenen Wahl zu parken. Als nächstes sollte man nicht vergessen auch Benzin getankt zu haben bloss ist zu bedenken dass bei einer nicht funktionierenden Batterie wohl auch die Frontlichter nicht funktionieren und man den Weg zur Tankstelle abends um 8 Uhr wohl im stockdusteren finden muss. Einfach schön langsam und bei offenem Fenster fahren um nicht im Graben zu landen bis man das nächste Licht erreicht, was dann wohl der Tankstelle gehört. Dann unter keinen unter gar keinen Umständen den mühevoll zuvor gestarteten Motor abstellen, auch wenn der eigene Hund aufgeregt gegen die Fahrertür springt...von aussen. Wo kam die denn her??? Wenn du ihn doch versehentlich ausgestellt hast lass dich vom netten Tankstellenpersonal anschieben und tu genau dass was du vorher am Berg geübt hast. Sehr gut, geklappt. Den Tank füllen während der Motor noch läuft bei abgezogenem Zündschlüssel ich glaub das kann nur mein Auto...ja ja da staunt man sehr. Nach der Rückkehr wieder einen Berg suchen und den Motor etwas laufen lassen in der Hoffnung die Batterie lädt noch ein bisschen. Den Alarm dann auf einen ganz frühen Zeitpunkt setzten, nur für alle Fälle und Unfälle. Man kann eigentlich schon sicher sein dass der ursprüngliche Plan so nicht funktioniert also ist es sehr weise ein paar nette Freunde mit auf die Reise zu nehmen die dann den nächstbesten leider noch schlafenden Krankenwagenfahrer wachklopfen 5 Uhr morgens in der Frühe der uns dann eine Lektion in Batterieaustausch von seinem Ambulanz zu meinem Autor erteilt, ja - gesehen und verstanden. Nach Sonnenaufgangsfrühstück dann starteten wir unsere Reise zum See Natron, der seinen Namen aufgrund des reichhaltigen Vorkommens dessen erhalten hat. Inmitten dieses Nationalparkes existiert auch einer der noch wenigen aktiven Vulkane in Tanzania der "Oldlengai-Vulkan" in der Sprache der Massai. Wir waren ganz zuversichtlich mit dem nun laufenden Motor und schafften es auch bis hinter das 2 h entfernte Dorf Mbulu als plötzlich mitten im Nirgendwo mit vollem Tank der Motor aussetzte, einfach so, aus vorbei und kein Mobilfunkempfang weit und breit ... so richtig gestrandet im Busch und das ganze mit dem Auto bergauf stehend perfekt. Aber was haben wir in solchen Situationen hier in Afrika gelernt...Panik verbrennt nur wertvolle Kalorien und Energien, stattdessen einfach warten und beten...und ein schattiges Plätzchen suchen. Und tatsächlich keine 10 Minuten später, schneller als der 24 h Rundumservice des ADAC hielt ein Safari-Auto führ uns an. Es ist immer ein tolles Gefühl dann den Schraubschlüssel einem Mann in die Hand zu drücken der dann eifrig beginnt an deinem Auto rumzuschrauben als hätte er einen Plan, den er dir aber derzeit noch nicht preisgeben will. Sieht immer sehr professionell aus so was. Ich sah unser Wochenende schon im roten afrikanischen Staub verschwinden. Aber überraschend fanden wir ein loses Kabel dass wohl für die Wiederaufladung der Batterie während der Fahrt verantwortlich ist im Kuehlerraum herumbaumeln...und mit dem nächsten stoppenden Auto (eine Elektrikfirma...wäre zu schön gewesen wenn die vielleicht ne volle Autobatterie mit sich geführt hätten auf ihrem Lader...) führten wir dann das aus was wir schon am Morgen gelernt hatten, Batterie von Auto eins auf Auto zwei wechseln, Kabel fixieren und einen Kupplungsquickstart hinlegen...yeah geschafft. Mit unseren Rettern teilten wir dann Bonbons, schüttelten Hände und fuhren weiter, fröhlich siegessicher singend...so ungefähr für 20 Minuten als die Fahrt anfing etwas schwammig und strassenlagenunsicher wurde...und wir mit einem platten Hinterreifen herausgefordert worden. Meine Güte die Mechanikgötter waren heute mächtig in Prüferlaune. Aber wir Mädels wussten wie man einen Reifen wechselt, die Lexion kam früher schon mal aber wir hatten alles nötige Equipment on board ... schön wenn man so llaaannnngggsssammm anfängt und gerade den Hydraulikheber unters Auto schieben will, wenn dann so ein paar superhilfsbereite tanzanianische Männer auf dem Motorrad halten und ihre Hilfe anbieten...haha natürlich lehnt man die nicht ab. Und zu Belohnung gibt es wieder Bonbons und etwas Schillingi für eine erfrischende Soda im nächsten Dorf und alle waren glücklich. In Karatu angekommen erster Stopp Werkstatt: Ersatzreifen flicken lassen und Kabel ordentlich fixieren. "Famous Mushy Brothers" nannte man sich dort. Und sie haben Reifen und Kabel in 1,5 Stunden repariert inclusive Motorreinigung...neuer afrikansicher Rekord nachdem man der nervenden Mzungu (hehe) gesagt hat, es würde schneller gehen wenn sie nicht ständig alle 15 min nachfragen tät wie lang es denn jetzt noch dauert und gefälligst ihre Nase aus dem Kühlerraum nehmen soll. Ok....wollt ja niemanden bleidigen, waren ja auch sehr schnell die Mushy Brothers. Wir waren unterdessen sehr feminin Kaffee bzw. Tee trinken gegangen und es wurden "Halfi-Keki" eine suaheli verenglischte form für "Halb-Kuchen" serviert ?? Fragt nicht was zu erwarten...zumindest war es eher ein "Halfi-Rockie" oder "Halfie-Brickie" und nur mit den Mahlzähnen zu zerkleinern oder in der Konsistenz zu verändern wenn man es im Tee ertrank bevor man es ass. Auto repariert und Zelte, Wildführer und Matratzen aufgesammelt ging es dann später weiter. Unterdessen bereits Nachmittag. Die Umgebung wechselte von Akzazienbäumen und Dornenbüschen in eine savannenähnliche weite Graslandschaft mit einem riesigen Vulkan, der inmitten all der kleinen grasbedeckten Hügel majestetisch emporragte, umgeben von schwarzer Asche und Erde. Wo kein Gras wuchs fanden sich Lava-geformte nun aber ausgekühlte gesteinsbrocken gefüllte Flussbetten, durch welche wir regelmässig hindurchzufinden hatten. Und dazu waren wir in dieser landschaftlichen Schönheit begleitet von Zebras, Giraffen und Antilopen...ganz ohne die Grenzen und Regeln eines Nationalparks. Genau das stellt man sich vor wenn man sich in einem Landcruiser in Afrika sieht. Wir genossen zwar sehr unser Privileg unserer absoluten Touristenfreien Zone aber als dann unser Motor erneut den Geist aufgab in einer der Lava-Senken hätte man sich schon so das ein oder andere Safari Auto vorbeikommend gewünscht. Und so sah man wieder einmal 4 Mzungu Ladies den Landcruiser den Abhang hochschieben damit ich kurz anschliessend wieder mit einem 2.Gang Jumpkupplungsstart den Motor zum Leben erweckte. Roooaaarrrrr......Applaus. Das Camp wurde im Dunkeln erreicht. Es gab zwar keine Elektrizität aber einen Pool...are you kidding???...mitten hier im Nirgendwo!! Während die Maenner die Zelte aufbauten, wuschen wir im Pool unseren Staub aus Nase und Ohren, nach einem eigens gekochten Dinner ging es früh ins Bett. Sollte doch der Morgensonnenaufgan
g am See, die Augen auf den langsam pink werdenden Himmel gerichtet. Dann wieder dieser Gummiegeruch kurz vor dem Ziel....NEEEIIINNN....der Reifen hatte andere Pläne als den Sonnenaufgang zu sehen, egal jetzt, wir wobbelten und hoppelten mit Platten die letzten 5 Minuten und liefen ein Stück, gerade noch rechtzeitig um die rote Lichterkugel über Bergen, See und Flamingos aufgehen zu sehen. Die Atmosphäre war mehr als mystisch und atemberaubend, kaum jemand sprach, es wurde nur auf das Farbenspiel am Himmel gestarrt mit den Kameras in der Hand. Absolut magisch! Nach dem nächsten gewechselten Reifen und neuen Shoppingerrungenschaften der geschäftstüchtigen Massaifrauen, wurden Reifen zum 2. Mal dieses Wochenende gewechselt und wir entdeckten einen neuen magischen Ort. Wir folgten einem Fluss 4 km flussaufwärts wandernd, manchmal in ihm watend, manchmal nur am Ufer über die Steine kletternd...manche von uns umgingen das feuchte Turnschuherleben und umkletterten die Uferlosen Abschnitte einfach an der Steilwand ( ich muss jetzt nicht sagen wer das war...) Wir fanden den geheimen Wasserfall und zögerten nicht lang tauchten unter ihm hindurch, fanden uns in einer Höhle, durchquerten diese halb schwimmend halb watend durch eine enge Felsschlucht im tosenden Warmwasserschaum und erreichten den zweiten noch viel stärkeren kleineren Wasserfall. Man kämpfte sich ihm nah um sich dann von der Strömung wieder zurückwerfen zu lassen...zehnmal besser als jedes Spassbaderlebnis. Das Spiel setzten wir fort bis wir später müde in der Sonne auf den trockenen Felsen einschliefen. Wie aus einem Indiana Jones Movie und wir alle als Erstentdecker so ungefähr...naja fast...zumindest schön dran zu glauben. Der Weg zurück nach Haydom 8 h war staubig, spät, dunkel und lang. Aber das Auto brachte uns brav zurück und die Mechanikgötter waren wohl mit ihren Prüflingen für das Wochenende zufrieden und legten sich auch früh zu Bett. Wir erreichten alle unsere Duschen und Betten...und träumten vom nächsten Abenteuer.


















 

Dienstag, 18. Juni 2013

Morningblues


Es gibt Momente in denen wird die persönliche Geduld auf eine harte Probe gestellt und eine montagmorgendliche Visite in der Lena Ward Intensivstation ICU kann dazugehören. Beginnen wir mit dem Fakt das einige die ICU, das Intensivzimmer, mit einem 24 h geöffneten Warenhaus  verwechseln, stets einladend geöffnete Pforten und so viel zu bestaunen. Sobald man energisch den Türgriff benutzt um all die neugierigen Nasen nach draussen zu schieben, oeffnet sich wie von Geisterhand keine 10 Sekunden später die Tür erneut und eine neue mir völlig unbekannte Person betritt den Raum um 10 Sekunden später wieder nach draussen zu entgleiten. Natürlich bleibt die Tür hinter dieser Person sperrangelweit offen. …entnervt aufgebend dann das Wort an die Schwester gerichtet, wie es denn dem Patienten heute morgen ginge, ob er erbrochen habe, ob das Fieber gesunken sei…dreht diese sich dem Patienten zu…“Moment ich frag ihn mal!“ Der Doktor erklärt der Schwester daraufhin höchstausführlich den Gesundheitszustand des Patienten, was wir schon seit drei Tagen für eine Therapie verfolgen, zu welchem Zweck und das wir auch am vierten Tag nix verändern und sie schreibt hinter den Namen des Patienten in ihrer Liste sehr ausführlich und detailliert: "Weitermachen"!. In meinen wortreichen Erklärungen an Eltern und Pflegepersonal schiebt sich immer im Moment höchster verbaler Konzentration ein laut quietschender Rollstuhl an der gerade wieder verschlossenen Tür vorbei, schön langsam. Kaum ist er in auditorisch sicherer Entfernung geht die Tür erneut auf und 10 neugierige Nasen wollen Sensationsluft schnuppern. Morgen darauf schwör ich bring ich Superkleber mit und verkleb die Türen von innen und den quietschenden Rollstuhl am Boden fest. Wem das noch nicht genug Geduldsprobe ist ,der sollte mal zugegen sein wenn man eines Morgens plötzlich auf eine halb bettenleere ICU stösst…mitten beim Abhorchen des Patienten dann plötzlich ein Team von Handwerkern mit Schlagbohrern die ICU stürmt und mit emsigem Eifer lautstark Löcher in die Wand bohrt…der Rest der Visitienkonversation dann im Telegrammstil schreienderweise immer wieder unterbrochen vom Vibrieren und Rattern des Pressluftbohrers. Aber auch hier absolute Lärmresistenz der Schwestern und auch anwesenden Angehörigen.  Ja die Lärmresistenz geht sogar so weit dass ein bedrohlicher Alarmton der Sättigungsmonitore komplett überhört wird ,bis sich dann nach 20 Minuten noch 2 weitere Geräte in den PIEP Gesang entstimmen und erst dann wird bemerkt das jemand über das Stromkabel vom Sauerstoffkonzentrator  gestolpert war und der seit ungefähr 20 Minuten ohne strom und stecker in der Wand atürlich nicht mehr funktioniert. Warum muessen Monitore auch so störende Geräusche von sich geben, viel angenehmer wäre doch ein klassische Musikuntermalung mit Crescendofunktion…und rot ist doch eine so agressive Farbe warum kann man die Zahlen nicht lila oder pink machen. Manchmal ist man einfach besser beraten sich zurücklehnend einer Tasse Tee zu erfreuen.

Samstag, 4. Mai 2013

Welcome back Tanzania - African Freedom


Das allerschönste am Reisen ist das wieder nach Hause kommen, so sagt man zumindest. Das dauerte bei mir bloss um die 3 Tage abgereist am Dienstag  Abend -  angekommen am Freitag Abend.  Zwischenübernachtung in Nairobi und Arusha. Hundeabholung und Heimfahrt im Landcruiser. Bis dahin war alles erstaunlich glatt gelaufen. Dumm nur wenn einen der Jetlag auf der breiten Teerstrasse bei durchschnittlich 70-80 km/hr  eiskalt erwischt und dein Cofahrer ein schlafender Hund ist. Da half keine laute Musik und auch kein bei 25°C geöffnetes Fenster. Gut nur dass die Strasse nie so richtig belebt ist, denn meine Fähigkeit in diesem Zustand die Spur zu halten, würde ich eher als inkonstant bis unmöglich beschreiben.  Gut das Katesh auf der Zulieferantenliste vom Redbull Konzern steht. Igitt das Zeug schmeckt scheusslich aber hat dann wenigstens seine wirkung nicht verfehlt und wenig später sah bzw. hörte man einen durchgeknallten zurückgekehrten Mzungu Arzt bei offenem Autofenster, Radiolautstärke im Anschlag zu Sunrise Avenue singend, mit einer Hand steuernd mit der anderen aus dem Fenster die untergehende Sonne filmend, durch das Steppenland brausen. Das erscheint zwar nicht unbedingt an Fahrsicherheit gewonnen zu haben, aber der Spassfaktor war um einige Punkte gestiegen und die Müdigkeit war der Euphorie gewichen wieder zurück zu sein auf meinem Kontinent in meinem Tanzania. Die untergehende Sonne tauchte die Landschaft in ein unglaublich wärmendes orangefarbendes Licht dass die Kontraste des Gelbs der Sonnenblumen, das Rot der Erde, das Grün der Akazienbäume und das Blau des Himmels in einem spektakulären Kontrast zueinander setzte. Und das Auge sah nichts als Horizont, nichts woran man mit dem Blick hängenblieb, nur absolute Weite. Das ist genau das Gefühl von afrikanischer Freiheit das man unbewussterweise in der westlichen Welt vermisst wo alles eingeschachtelt, zensiert und kontrolliert für den Konsum angeboten wird. Später auf dieser Fahrt kletterte ich auf mein Autodach um der Sonne auf ihrem Weg unter den Horizont zuzusehen. Ich atmete tief durch, es fühlt sich wirklich an wie nach Hause kommen, ich hatte es vermisst mein Afrika.
 
 
 
 

Boston - alte Erinnerungen, neue Perspektiven 23.04. - 30.04.2013


Es war genauso wie ich es in Erinnerung hatte . Alte Backsteinhäuser, kleine enge gepflasterte Gassen, Cafés und Restaurants, kaum Hochhäuser dafür aber viel viel Grün in der Stadt.  Studenten, Jungvolk und Touristen bunt durchmischt, der Duft von salziger Atlantikluft, blühende Kirschbäume, eine kalte Brise, die mich meine Sommermode wieder in den Koffer stecken liess. Nachdem ich erst einmal eine halbe Stadttour auf der Jagd nach einer am Ende falschen Adresse gemacht habe , wer kann denn bitte ahnen dass es in Boston 3 mal die Elmstreet in komplett entgegengesetzten Himmelsrichtungen gibt, fand ich dann auch Alexandras Haus. Alex ist eine Neurochirurgin die ich in Haydom kennengelernt und die an Havard unterrichtet und im Brigham Krankenhaus eines der grössten Neurochirurgisch und pädiatrisch neurochirurgischen Zentren in den Staaten  arbeitet. Sie und ihre Familie leben in einem herrlich alten unter Renovierungsarbeiten stehendem alten Kolonialhaus mit etlichen Räumen, unzähligen Kaminen und so viel Reisemitbringseln von den unterschiedlichsten Kontinenten das man durch die Räume andächtig wie durch ein Museum schreitet… Natürlich versucht mich Alex nach wie vor für die Neurochirurgie zu begeistern, dafür nahm sie mich in das Brigham mit und stellte mich dem Team vor. Ich vereinbarte für den nächsten Tag eine OP Hospitation. Es könnte eigentlich kein grösseres Kontrastprogramm geben.  15 Hightech OP Sääle und ein Flatscreen der die Belegung der einzelnen Sääle mit laufendem Programm wie eine Flughafeninformationsanzeige preisgibt. Die Shunt Operation unter 3D Brainmapping-image, ein transportables Mini CT, Mikroskope und intrazerebrale Endoskopie nur ein paar der OP Highlights. Ich war mehr als beeindruckt. Ich weiss trotz all der Technik, dass es aber auch nicht die komplikationsfreie OP gibt, dass dir in einem wahren Moment des Unerwarteten auch all die Technik nix helfen wird.  Ausserdem freute es mich zu sehen dass die Shunts vom praktischen Ablauf her genauso operiert werden wie es auch in Haydom, zugegeben erfolgreich, praktiziert wird. Seufz mein für die Neurochirurgie gewecktes Interesse macht die nachfolgenden Lebensabschnitte und Entscheidungen nicht sehr viel  einfacher, sicher aber aufregender. So viel sei gesagt ich bin nicht abgeneigt mich der ostamerikanischen Küste und speziell  Boston zuzuwenden um  die Neurochirurgie nicht aus den Augen oder besser den Händen zu verlieren.







Das Nachbeben


Der Film hatte etwas ausgelöst das in den nächsten Tagen wie eine zweite Welle über uns hereinbrach:  emails, Telefonanrufe  und Zuspruch, Spendenangebote, Ideen in der Umsetzung der Verbreitung des Filmes, dutzend Einladungen zum dinner oder einem lunchtreffen. Ich wäre aus dem Erzählen gar nicht mehr herausgekommen für die nächsten Monate nehme ich an…dennoch müssen wir nun den nächsten Schritt in die Wege leiten. Michal zermaterte sich den Kopf wie er das Spendengeld verwalten und den Film an einen guten TV Sender weiterreichen kann. Er zog all seine Kontaktregister. Schnell war klar es muss eine amerikanische Gemeinnützige Organisation und eine Webseite mit Konto her. Das kam mir alles sehr bekannt vor! Er entschied sich mich als die Schüsselfigur auf dieser Webseite darzustellen mit einem „Donate to help Dr.Theresa“ button  und einem direkten online link zum Film. Ich war erst skeptisch aber Michal argumentierte: „die Leute lieben dich in dem Movie, wenn sie spenden dann für dich und weil sie dir und deiner Arbeit vertrauen“ …nagut wenn es die Spendentrommel ankurbelt geb ich meinen Dr.Theresa Status gern zur gemeinnützigen Nutzung frei. Man bekommt nur plötzlich vor Augen geführt wie viel Verantwortung man plötzlich besitzt und das dieses Projekt mit meiner Abreise im Oktober wohl noch lang nicht vorbei sein wird. Lena Ward bleibt für mich eine Lebensaufgabe. Aber ich nehme die Herausforderung an! Ich traf mich mit Architekten und IT-Personal welches Ideen für eine Telekommunikationsprogramm zum Vernetzen der kleinen  Ambulanzzentren in den Dörfern mit dem Krankenhaus hat, ich ging zum lunch mit einer in Sausolito arbeitenden nigerianischen Kinderärztin die ihre Kontake gern nutzen würde um Material nach Haydom zu bringen. Ach und das absolute highlight neben all dem fundraising ich stand auf wasserskie und bin über den eiskalten Pazifik gejettet, absolut spitzenklasse. Kurz vor meiner Abreise traf ich mich noch mit Norbert und ging mit Fiona seiner Frau Kayaken. Und dann hiess es auch schon wieder Flugzeug und nächster Halt Boston, Massachusetts.
Das Movie mit all Hintergrundinformationen gibt es unter der neu kreiierten webseite:


http://www.lifewithoutcarelosinghaydomhospital.org/