Mittwoch, 19. Oktober 2011

Afrikanische Ordnung

Das man hier auf so einiges in Punkto Ordnung vorbereitet sein muss damit hatte ich bereits gerechnet. Das heutige Chaos im "Room 20", wie sie ihn liebevoll nennen, der wohl einzige Raum in Haydom mit einer konstant auf voller Leistung laufenden Raumheizung, schwitz...und den Neugeborenen, sprengte meinen Geduldsrahmen. 12 Säuglinge und Neonaten, davon 5 Frühchen um die 30-31. Woche, ein Intubiertes und 6 mit Sauerstoff, dazu eine einzige völlig überforderte Schwester, Mütter, wir, unvollständige nicht auffindbare oder nicht existente Akten, fehlendes Equipment und das auf knapp 10 Quadratmeter. Anett und ich (nachdem sie mir von LENA-Ward hat zur Hilfe eilen müssen) haben versucht ärtzlich so was ähnliches wie eine Visite durchzuführen (ohne Schwester natürlich) ... da bekommt das Wort VISITE (Visus: der Blick; wir haben wirklich nur unsere Augen im Bezug auf den aktuellen Patientenstatus verwendet, zum Schreiben gabs keine Akte und zum Hören keine Schwester) eine ganz neue Bedeutung. Wir haben dann beschlossen etwas Ordnung in das Chaos zu bringen. Zum einen erst einmal die Kinder "beschriftet" (Verwechslungen sind nicht ausgeschlossen-aber Umtausch), die Akten in Ordnung gebracht und aufgeräumt (es ist erstaunlich was da alles zuTage tritt unter und in den Schränken) zwischendurch immer wieder mal medizinisch interveniert oder die Wärmflaschen mit neuem Wasser befüllt. Oh ja und wir waren fürchterlich kreativ und haben aus Gummiring, Handschuh, leerer Infusionsflasche und Sauerstoffbrille nach einer vorhandenen Skizze einen CPAP konstruiert (für die Nicht-Mediziner, das ist eine Art Atemhilfe für insbesondere Frühchen). Kam auch gleich zum Einsatz, wenn auch die Bubbles aufgrund mangelndem Expirationsdruckes etwas spärlich waren so hörte sich das etwas verlängerte Atemgeräusch des Kindes in etwas so an wie an den westeuropäischen Hightec Maschinen. Bleibt bloss die Frage, wie wir das ganze Auffinden wenn wir morgen zurückkehren, die afrikanische Ordnung ist manchmal sehr resistent in Bezug auf westliche Eingriffe und neigt zur Regression.

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