Freitag, 3. Dezember 2010

Die Dinge nehmen wie sie sind. Samstag, 27.11.2010

Nun eine vielleicht positive Eigenschaft der Mentalität hier ist, dass man eigentlich sehr selten einen wütenden oder verärgert düster drein schauenenden Menschen trifft. Im Grunde blickt man hier entweder in mehr oder weniger gleichgültige oder dann doch lachende Gesichter...so angenehm wie das auch oft scheinen mag, so kann ich mich oft nur schwer beherrschen wenn ich eilig etwas erledigen will bzw. die Situation Eile gebietet und der Angesprochene singend und summend in einer Seelenruhe erst mal beginnt alle Schränke zu durchsuchen um mir dann freudestrahlend zu berichten, „Ist nicht mehr da“....um dann natürlich erst nach nochmaligem Nachfragen es anderswo zu suchen. Hier muss man lernen zu warten, geduldig zu sein, es bringt nichts die Dinge zu erzwingen, das mündet zwangsläufig in Frustration...man muss viel eher abwarten, bis einen das Erwartete selbst findet, auch wenn das meinen Geduldsfaden derzeit noch hoffnungslos überspannt. Aber es stimmt, ich kann regelmässig am Nachmittag losrennen von Station zum Labor...feststellen es ist noch nichts fertig, zurück auf Station...feststellen der Laborzettel mit der Anfrage liegt immer noch unangetastet jungfräulich von der Visite auf dem Tisch, dann ärgert man sich dass man die Blutentnahme nicht einfach selber gemacht hat...das ginge ja viel schneller...dann gibt man auf ... und plötzlich ein wenig später wenn man dann gerade mit etwas anderem beschäftigt ist, findet man denselben Zettel plötzlich ausgefüllt mit den Ergebnissen irgendwo auf dem Tisch mit TESA klebend. Wir sind es gewohnt Dinge sofort und ohne jegliche Zeitverzögerung zu erledigen, bzw. erledigt zu wissen...und auch sofort Resultate zu sehen, das frustriert oft. Die Menschen hier zeigen sich zwar in einer seeehhhr langsamen Manier beim ab-arbeiten täglicher Aufgaben, aber das Klima im gemeinsamen Umgang miteinander und sowohl zwischen Patient-Angehörigen und Pflegenden ist respektvoll und fürsorglich. Insgesamt fragt man sich manchmal, wie es Menschen überhaupt so lang unter den hiesigen Umständen aushalten, auch akzeptieren, dass sie manchmal stundenlang in völlig überfüllten Wartezimmern zwischen Betten, stöhnenden Kranken, und der höchst eifrigen Putzkolonne auf ihre Aufnahme oder den Arzt warten müssen...jeder Europäer würde rebellieren, aber hier weiss man zu warten bis man an der Reihe ist, und man weiss auch mit Ungeduld nichts ändern zu können und man weiss irgendwann wird man auch aufgerufen werden. Bis dahin wird sich die Zeit mit den anderen Wartenden vertrieben. Pole Pole in Afrika, langsam langsam ist nicht unbedingt arbeitseffektiver aber schützt manchmal vor Frustration, zu hohen Ansprüchen, bringt etwas mehr Zufriedenheit und lässt Zeit auch mal nach Links und Rechts des Weges zu schauen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen